Kultur

Die Fotografin lässt Dinge über ihre Besitzer sprechen – in diesem Fall Schuhe und Kleidung der Leinwanddiva Marlene Dietrich. (Foto: Galerie M Bochum)

13.09.2019

Fotografien voller Geschichten

Werkschau von Evelyn Hofer im Museum Moderner Kunst Passau

Als „berühmteste unbekannte Fotografin Amerikas“ wurde Evelyn Hofer in der New York Times bezeichnet. In der Tat ist im Museum Moderner Kunst in Passau ein faszinierendes, in weiten Teilen noch unbekanntes Werk zu entdecken. Die 1922 in Marburg an der Lahn geborene, 2009 in Mexico City verstorbene Fotografin hat Aufnahmen (Großformatkamera) für Bücher über Städte und Länder gemacht, hat für Life Magazine, The New York Times Magazine, House and Garden, Geo, Vanity Fair und Vogue, kurzzeitig auch für die Agentur Magnum gearbeitet. Die Werkschau in Passau zeigt eine enorme Bandbreite, die Fotografin lässt sich nicht auf eine bestimmte Richtung festlegen.

Gemalte Porträts

Gerade dies erlaubte ihr umso mehr, eine eigenständige Qualität und einen unverwechselbaren Blick zu entwickeln, der sich intensiv auf Motive und Personen einließ. Richard Lindner, porträtierter Künstler und langjähriger Wegbegleiter Hofers, schrieb dazu in der amerikanischen Wochenzeitung The Village: „She always paints a portrait.“ Nicht der spontane Schnappschuss interessierte sie, sie wollte das Wesentliche erfassen, und dafür braucht es vor allem Zeit.

Ihr Werk umfasst alle fotografischen Genres – mit Ausnahme der Aktfotografie. Über 50 Jahre lang hat sie Städte und die Menschen dort porträtiert, Künstler mit der Kamera begleitet und mit ihren betörenden Stillleben ein einzigartiges Spätwerk hinterlassen. Die Städteporträts entstanden in den 1990er-Jahren in London, New York, Washington D.C. und Dublin und gewähren Einblick in eine schon vergangene Epoche. Car Park zeigt das Auto als ersehntes Statussymbol mit Fetischcharakter, Zeichen für Mobilität, Eleganz und Prestige. Die kahle Kulisse grauer Betonhochhäuser aber spricht von der Seelenlosigkeit der Konsumwelt.

Meist werden Städte sichtbar über das Leben, das in ihnen stattfindet, über Geschäfte und Bars, Werbung und Mode. Sie geben die Bühne ab für Personen und ihre Geschichten, für die „Greenwich Villagers“, für den Radfahrer vor Queensboro Bridge. Die Menschen werden charakterisiert durch ihre Posen und ihre Accessoires, in den Interieurs ihrer Wohnungen schwebt ihre Aura.

Accessoire und Ambiente

Das gilt zum Beispiel für Sitting Room, Andy Warhol, der ab den 1960er-Jahren Hofers bevorzugtes Modell war. Lee Krasner’s Shoes im Pollock Studio auf Long Island sind wie Platzhalter für die Künstlerin (Ehefrau von Jackson Pollock) und zitieren vielsagend van Goghs Schuhe. Im Bildnis von Luis Barragán setzt Hofer den mexikanischen Architekten vor kahlen Betonwänden zentral ins Bild, im Hintergrund eine grellorange Fläche – Assoziationen zu Francis Bacons Bildnis von Papst Innozenz X., mit dem der Maler wiederum Bezug auf Velázquez’ Papstporträt nimmt.

Es tun sich zahlreiche Beziehungen auf in Evelyn Hofers Werk. Es ist von aktueller Faszination mit Bildern, die im digitalen Bilderwust Bestand haben. Ein Lieblingsbild? Da wären die Seminaries in Dublin, oder die Katze auf dem Tresen in James Joyce’s Mulligan’s Pub, Dublin, 1965. Auch diese Fotografien bergen viele Geschichten. (Ines Kohl)

Information: Bis 27. Oktober. Museum Moderner Kunst, Bräugasse 17, 94032 Passau. Di. bis So. 10-18 Uhr.

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