Kultur

Da wird einer aber ganz schön eingeseift: Benedikt Eder legt als Frisör von Sevilla Hand an Martin Burgmaier als Dr. Bartolo. (Foto: Doris Sophia Heinrichsen)

01.02.2019

Frisör auf Abruf

Studierende der Münchner Musikhochschule sind mit dem „Opernbus“ unterwegs

Dieser Opernbus ist nicht ein Bus, der zur Oper fährt, sondern einer, der Oper zum Publikum bringt. 2019 schon drei Mal: zum Münchner Waisenhaus, zu einer Familienvorstellung, zum Gasteig. Es sind noch weitere Gastspiele geplant, zum Beispiel an Grundschulen. Überall schnippelt der Frisör von Sevilla am Rossini-Original und macht eine 80 Minuten lange Opernbus-Fassung daraus. Wenn man die bestellt, dann bringt der Bus Sänger, Musiker und ein paar Requisiten, wohin man ihn beordert: notfalls in eine Tiefgarage, das eigene Wohnzimmer oder auf den Pausenhof.

„Der Opernbus bedeutet Mobilität“, definiert die Frau, die ihn für München erfunden hat: Doris Sophia Heinrichsen doziert an der Musikhochschule über „Szenischen Unterricht“ und macht Rollenarbeit mit zukünftigen Hauptfach-SängerInnen. Sie gibt uneitel zu: „Wir starten ganz klein.“

Requisiten unterm Arm

Doris Sophia Heinrichsen freut sich über den Zuspruch, den der Opernbus als Teil des „Education Project“ der Hochschule findet. Das „klein“ meint sie ganz ernst: „Zur Not könnten wir mit zwei großen Einkaufstüten unterwegs sein!“ Wenn sie mit dem Bus angekommen sind, braucht der Rossini-Frisör (welches Kind wüsste heute noch, was ein „Barbier“ ist?) nur Spielraum und Gäste – „ganz schön wäre vielleicht ein Klavier.“ Wo leider noch nicht „Opernbus“ draufsteht, das ist im Moment ein Transporter, der der Hochschule gehört.

Auch Lorenz Höß kommt von der Hochschule für Musik und Theater München. Er hat ein Arrangement für Kammermusikbesetzung aus dem Rossini-Original gebastelt. Mit den Shopping-Bags bringen Heinrichsen und die Sänger dann ins Impro-Opernhaus, was sie brauchen: ein Tischchen, Klapp- und Liegestuhl, besonders aber die vielen Briefe und Zettelchen, mit denen der Frisör oder die verliebte Rosina ihre Ränkespiele treiben. Als Kostüme dienten die Sachen aus dem eigenen Kleiderschrank. Auch die Zuschauer sollen so kommen, wie sie normalerweise herumlaufen.

Man will Hemmschwellen abbauen. Das gilt für beide Seiten. Sänger und Publikum sollen in direkten Kontakt kommen. Deshalb sind auch Ratschläge von kleinen Grundschul-Machos für den verliebten Grafen erwünscht: „Kauf ihr Pralinen“, „Bau ihr ein Haus“, „Pflück ihr Blumen“. Da ist dann Schlagfertigkeit bei den Sängern gefragt, ein schnelles Umschalten von der Sing- zur Sprechstimme und eine gute Aussprache des Rezitativtexts.

Niedrige Kontaktschwelle

Heinrichsen sieht den Zugewinn für ihre Studierenden darin, dass die Bühne, nur 30 Zentimeter vom Publikum entfernt, kein „geschützter Raum“ ist, sie sich nicht in einem Kostüm verstecken können: „Es ist die Essenz von Theaterspielen.“

Im Wintersemester kann man an der Musikhochschule den Opernbus als Seminar belegen und Punkte bekommen, im Sommer ist die Teilnahme freiwillig und es gibt ein kleines Honorar.
Begeisterung also überall. Die Kinder waren bisher begeistert von den Verwechslungen und Verkleidungen, und Heinrichsen hofft, dass sich die frühe Opernbegeisterung auch später auszahlt.
Der Opernbus bringt nächstens Don Pasquale oder vielleicht die „tolle Geschichte“ von Wagner, Das Rheingold, überall hin, wo Fahrt und Aufführung an einem Tag zu stemmen sind und wo man bereit ist, 600 Euro für „einmal Opernbus“ einzusammeln – „bei einer schönen Bewirtung ist das auch verhandelbar.“ (Uwe Mitsching)

Kontakt: d.heinrichsen@gmx.de

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