Kultur

Direkt neben der alten Meistersingerhalle soll der neue Konzertsaal entstehen. (Foto: Nikolas Pelke)

05.06.2020

Grüne lehnen jetzt Standort ab

Ärger um das neue Nürnberger Konzerthaus

Klassikfreunde leben derzeit wirklich in schwierigen Zeiten. Seit Monaten schweigen die Orchester. Zu allem Überfluss erleben die fränkischen Opernfreunde jetzt auch noch den nächsten Streit um das geplante Konzerthaus, das eigentlich für über 50 Millionen Euro bis zum Jahr 2024 direkt neben der alten Meistersingerhalle in Nürnberg entstehen soll. Genau diesen Standort auf dem „Kleinen Parkplatz“ vor der nach der berühmten Wagner-Oper benannten Nachkriegshalle an der Münchner Straße lehnen die Grünen nun strikt ab.

Ausgerechnet bei der ersten Sitzung des neuen Stadtrats hat die Ökopartei gegen den geplanten Standort votiert. Der grüne Fraktionschef, Achim Mletzko, hat das Nein seiner Partei gegenüber der Lokalzeitung verteidigt. Die Grünen würden ein neues Konzerthaus befürworten. Nur eben mittlerweile den Standort ablehnen, weil an der Stelle zu viele Bäume der Säge zum Opfer fallen würden.

Das bringt besonders SPD-Stadtrat Gerald Blaschke auf die Palme. „Es war immer klar, dass dort Bäume fallen müssen, wenn man ein Konzerthaus baut“, echauffierte sich Blaschke nach dem überraschenden Abstimmungsverhalten der Grünen. Jetzt, nach einem Architektenwettbewerb, langen Planungen und intensiven Diskussionen auf einmal den Standort abzulehnen, sei „hochgradig unglaubwürdig“, schäumte der rote Klassikfreund und verwies beinahe wütend darauf, dass alle anderen Standorte im Stadtgebiet seit 2014 geprüft und als „schlechter geeignet“ verworfen worden wären.

„Wer jetzt gegen den gewählten Standort ist, ist gegen das Konzerthaus an sich“, ärgert sich Blaschke, der die SPD als Sprachrohr in der „Konzerthaus-Kommission“ vertritt. Bei der Entscheidung für den jetzt in Verruf geratenen Standort hätte Britta Walthelm, die frischgebackene grüne Umweltreferentin, den Standort „sogar begrüßt“, betonte Blaschke und erklärte, dass man bereits den Bau einer Orgel für das neue Konzerthaus in Auftrag gegeben hätte.

Lieber Bäume schützen

Ganz so überraschend ist die grüne Konzerthaus-Kehrtwende freilich nicht erfolgt. Schließlich haben die Grünen zuvor bereits mit Pauken und Trompeten die Verhandlungen zu einer „Kenia-Koalition“ platzen lassen. Und die Schuld an den gescheiterten Gesprächen der „Weiter-so-SPD“ in die Schuhe geschoben. Außerdem ist die Kritik an dem Standort nicht ganz neu. Der Bund Naturschutz (BN) hat bereits vor der Kommunalwahl die geplante Abholzung von 84 Bäumen moniert. Der alte Baumbestand sei unverzichtbarer Lebensraum für Vögel, Fledermäuse und andere Kleintiere, bemängelte der BN schon seinerzeit.

Derweil scheint sich die CSU demonstrativ in Gelassenheit üben zu wollen. Die Entscheidung über den Bau und den Standort eines neuen Konzerthauses für Nürnberg habe der Rat der Stadt bereits vor langer Zeit „einvernehmlich“ getroffen, erklärte Kultur-Bürgermeisterin Julia Lehner (CSU) auf Anfrage. Offensichtlich ist sie gewillt, notfalls auch gegen die Stimmen der grünen Opposition das neue Konzerthaus an dem geplanten Standort durchzusetzen. Für Lehner gibt es jedenfalls „keinen Grund“, den gewählten Standort nach dem grünen Nein „jetzt infrage“ zu stellen. (Nikolas Pelke)

Kommentare (2)

  1. grün, grüner, am grünsten am 15.06.2020
    Dies ist eine Retourkutsche der Grünen, da diese nicht mit einem Bürgermeisterposten bedacht wurden, sonst gar nichts.

    Der BN torpetiert grundsätzlich alle größeren Baumaßnahmen in Nürnberg, sh. kreuzungsfreien Ausbau der A73, eine Katastrophe für die Anwohner, eine finanzielle Misere für die Stadt, bzw. deren Bürger. Man gewinnt den Eindruck, dass es hier nicht mehr um Sachthemen geht, sondern persönliche Fehden, der handelnden Personen zu Felde getragen werden. Wo da die Gemeinnützigkeit liegt erschließt sich mir nicht.
  2. Kurz am 08.06.2020
    Was aus dem Artikel nicht hervorgeht, ist, dass erst jetzt das Umweltgutachten vorliegt und das letztendlich der Anlass für das Nein der Grünen ist!
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