Kultur

13.07.2012

Heinrich, Kunigunde und die Schwalben

Calderón-Festspiele in Bamberg

Da geht die Post ab! Sie stürzen sich in atemberaubendem Tempo herab, schießen über Köpfe hinweg, jagen um Bäume, segeln über steile Dächer und schwingen sich wieder in den Himmel empor. Schwupp, da eine Fliege, und dort eine Mücke – nur die Wortfetzen verschmähen die Schwalben. Die überlassen sie dem Publikum in Bambergs Alter Hofhaltung. Und das tut sich schwer beim Verdauen dessen, was es da aus der Feder von Intendant Rainer Lewandowski vorgesetzt bekommt (Regie: Gerhard Fehn).
Im Himmel hinterlegt sind die diesjährigen Calderón-Festspiele überschrieben. Die Tausendjahrfeier der Domweihe gab den Anlass: Einmal mehr geht es um den Gründungsakt des Bistums Bamberg. König Heinrich II. und seine Gattin Kunigunde statten das Bistum besonders reich aus und setzen als kinderloses Herrscherpaar die Kirche als Erben ein. Den Unmut des Würzburger Erzbischofs (billige, verpuffte Pointe: Thomas Jutzler kotzt es so richtig raus, dass „der Bayer“ alles nur so an sich raffe) stilisiert das Stück hoch zu einem Intrigenspiel samt Mord in der Dombauhütte: allzu durchsichtig, vorhersehbar, bemüht.
Heinrich II. war ein gewiefter Machtpolitiker – Jürgen Brunner als Gast des E.T.A. Hoffmanntheaterensembles gibt ihn als hochnäsigen Reichsfürsten, der die verschlafenen, kranken, trotteligen Kirchenfürsten wie Marionetten dirigiert. Von Kunigunde weiß man nicht viel – sie bleibt auch hier blass (Nadine Panjas). Dass das für die Zeit typischerweise wohl tiefreligiöse Ehepaar mit seinen Schenkungen auch die Sorge um sein Seelenheil über den Tod hinaus verband, erschließt sich aus dem lediglich in tremolierendem Pathos mehrmals wiederholten Zitat „im Himmel hinterlegt“ keineswegs.
Hilfesuchend geht bei diesem schultheaterhaften Festspiel auch der Blick des Zuschauers oft gen Himmel – und wird erlösend gebannt: Das Spiel der Schwalben bietet jene Dramatik, nach der man unten hungert. Magerer Pflichtapplaus. (Karin Dütsch)

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