Kultur

Gefeierter Star: Auch Kissingen lag Sol Gabetta zu Füßen. (Foto: dpa)

25.06.2015

Herzklopfen

Auftakt des Kissinger Sommers: Sol Gabetta und das Bergen Philharmonic Orchestra begeistern

„Europa in Kultur“ ist seit 30 Jahren das Motto des internationalen Musikfestivals Kissinger Sommer. Gründungsintendantin Kari Kahl-Wolfsjäger vernag jedes Jahr berühmte Künstler, kommende Weltstars und großartige Orchester in den wunderschönen Regentenbau der Wittelsbacher zu locken. Auch 2015 beeindruckt das Programm mit großen Namen. So begeisterte zur Eröffnung die argentinische Weltklasse-Cellistin Sol Gabetta mit dem Konzert Nr. 1 von Camille Saint-Saens zusammen mit dem Deutschen Sinfonie-Orchester Berlin unter dem Dirigenten Andrey Boreyko durch innige Tongebung und fein abgerundete, samtige Klangintensität ihres wundervollen alten Instruments von Guadagnini. Sie band virtuose Bogenstückchen und Doppelgriffe homogen ein in den oft etwas sehr entschiedenen Orchesterklang, ließ Verträumtes in einem seelenvollen Piano singen und antwortete den etwas vordrängenden Bläsern mit flinken, sich immer mehr steigernden Läufen, so dass man fast Herzklopfen bekam, zeigte auch in leidenschaftlichem Aufbegehren erstaunliche Differenzierung. Den jubelnden Beifall im voll besetzten Haus belohnte sie mit einem ganz ruhigen, meditativen Solo, dem „Gesang der Vögel“ von Pablo Casals. Nicht ganz so grandios gelang dem Orchester der Anfang: vier insgesamt etwas trockene, nicht allzu schmissige Slawische Tänze von Dvorak. Auch für Tschaikowskys 5. Sinfonie e-moll mit dem durchgängigen Schicksalsmotiv hätte man sich mehr mitreißende Ausstrahlung, mehr Tiefgründiges gewünscht. Starke Kontraste zwischen Schmerzlichem und heftig Aufgewühltem wurden hervorgehoben, die Verbindungen zwischen den Gefühlswechseln kamen oft etwas zu hastig, zu unentschieden. Auch der Walzer hätte mehr Süße vertragen, aber im wirbelnden Schluss triumphierte das Sieghafte. Rundum stimmig war die „Rosengala“ mit dem Bergen Philharmonic Orchestra, auch wenn die kitschige Saaldekoration gewöhnungsbedürftig war. Die Norweger hatten ein reines Grieg-Programm mitgebracht. Klug hatten sie den Norwegischen Tanz op. 35/4  mit seinem Wechsel zwischen Schroffem und lieblichen Volksmusik-Motiven vor das bekannte Klavierkonzert gestellt, in dem Nikolai Tokarev als Pianist gleich mit Leidenschaft, klarem Anschlag und verspielt filigranen Arabesken brillierte. Er spielte ohne Schnörkel, konnte in der Kadenz faszinieren durch spannende Entwicklungen; im Adagio betonte er das innere Drängen und riss bei seinem dahinstürmenden Finale das Orchester mühelos mit. Das Ereignis des Abends aber war „Peer Gynt“, in der Fassung des fast beschwörend intensiv leitenden Eivind Aadland. Schon bei der „Hochzeit“ begeisterte das äußerst engagierte Orchester durch seinen Schwung, den Wechsel zwischen Schwermut, Erregung und folkloristischem Übermut mit der Tanzgeige; „Aases Tod“ gelang abrundtief traurig. Ein Juwel aber war die berühmte „Morgenstimmung“; da glaubte man bei den Flötentrillern die Vögel in den Himmel emporsteigen und die Sonne majestätisch aufgehen zu sehen. Und der Gesang der Solveig, von Marita Solberg und ihrem wunderbar klaren, reinen, vollen Sopran anrührend gestaltet, war ein weiterer Höhepunkt. Das lang die Norweger feiernde Publikum im leider locker bestuhlten Saal ging erst nach zwei Zugaben. Ein viel versprechender Beginn. (Renate Freyeisen)    

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