Kultur

Cranchas Innovation in der Malerei: Er machte die Aktdarstellung populär. Hier seine "Ruhende Quellnymphe" (um 1525). (foto: Kunstsammlungen der Veste Coburg)

10.04.2015

Im Zeichen der Schlange

Die Kunstsammlungen der Veste Coburg präsentieren Cranach-Highlights in Malerei und Grafik

Die Zeit um 1500 mit ihren entscheidenden Umwälzungen markiert den Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit. Der Humanismus belebt die Auseinandersetzung mit Geschichte, Wissenschaft und Kunst. Durch die Reformation verändern sich Glaubensinhalte und Frömmigkeitspraxis. Der Bildersturm fegt die eben noch dominierenden Muttergottes- und Heiligendarstellungen hinweg. Ersetzt werden sie durch Bildfindungen, die den Menschen in seinem Glauben an den auferstandenen Christus zeigen. Das Abendmahl (um 1500) von Mathis Gothardt Nithardt genannt Grünewald (vor 1480 bis 1528) nimmt das mit seinen individualisierten Figuren bereits vorweg.
Unter dem Titel Kunst – Religion – Politik. Bilder und ihre Funktionen im Wandel bringt die neugestaltete altdeutsche Sammlung auf der Veste Coburg den Besuchern solche Paradigmenwechsel nahe. In Medienstationen werden die Zusammenhänge didaktisch aufbereitet. Mit einem Klick können die Besucher zum Beispiel hinter den wertvollen, elfenbeingeschnitzten Buchdeckel des Gandersheimer Evangeliars blicken und die unterschiedlichen Eidesformeln der Äbtissinnen vor und nach der Reformation studieren. Oder sie erfahren vom Kulturtransfer in der zunehmend mobilen Gesellschaft, durch den Motive aus Italien und den Niederlanden in die deutsche Kunst einflossen. Albrecht Dürer (1471 bis 1528) zeigt die Maria mit dem Jesuskind vor einer weitläufigen Landschaft – ein beliebtes italienisches Motiv. Lucas Cranach d. Ä. (1472 bis 1553) hingegen setzt antike Motive wie die Ruhende Quellnymphe in seine heimische, sächsische Landschaft.
Neu zusammengefasste Themen-Gruppen wie zum Beispiel „Lukretia“ oder der „Schmerzensmann“ (unter anderem von Lucas Cranach d. J.) ermöglicht den Vergleich verschiedener Künstlerhandschriften.
Mit 450 Arbeiten, darunter 38 Gemälde, von Cranach, seinen Söhnen und der Werkstatt verfügen die Coburger Kunstsammlungen über einen „beachtlichen Bestand“, so Direktor Klaus Weschenfelder. 27 Tafelbilder sind nun ausgestellt und zeugen von der hohen Kunstfertigkeit der Malerfamilie.
Aus der grafischen Sammlung sind in einer Sonderausstellung bis unter dem Titel Cranachs Graphik – Neue Narrative im Zeichen der Schlange rund 100 exquisite Blätter zu sehen. Besonders Cranach Vater erprobte in der Grafik neue Themen und Ausdrucksformen. Anhand der ausgewählten Werke wird deutlich, wie Cranach d. Ä. nach seiner Berufung als Hofmaler ab 1505 in Wittenberg dem höfischen Repräsentationsbedürfnis Rechnung trägt. Er platziert aber nicht nur die kurfürstlichen Wappen an prominenter Stelle, sondern auch das ihm verliehene Signet der geflügelten Schlange – und arbeitet so an seiner eigenen Corporate Identity.
Typisch für alle grafischen Arbeiten sind die Detailverliebtheit und die Übertragung der Themen in die heimische Umgebung. Die Folterung Jesu im Holzschnittzyklus Passion Christi (1509) findet in einem Wittenberger Folterkeller des 16. Jahrhunderts statt. Voller Dramatik schildert Cranach die Ereignisse während eines höfischen Turniers. Cranach führt in der Malerei die Aktdarstellung ein und auch in der Grafik findet erstmals die Aktfigur Eingang.

Luthers Imagepflege

Als Maler der Reformation haben die Cranachs entscheidenden Anteil an der Verbreitung der neuen Glaubenslehre. Mit programmatischen Luther-Bildnissen erhielt die Reformation ein Gesicht. Die Grafik-Ausstellung erklärt, wie Luthers Image sich vom Porträt als tonsurierter Augustinermönch, über Junker Jörg mit Bart während seiner Zuflucht auf der Wartburg bis hin zum Dreiviertelprofil als Gelehrter entwickelt.
Auch Aspekte der Zensur und von unlauterem Wettbewerb werden beleuchtet.
Zum 500-jährigen Reformationsjubiläum wird die Veste Coburg 2017 die Bayerische Landesausstellung beherbergen. Mit mehreren baulichen und innenarchitektonischen Maßnahmen macht sich das Haus jetzt dafür fein. Im kommenden Jahr wird die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung einen neuen Zugang zur so genannten gedeckten Batterie, der historischen Artillerie auf der Veste Coburg schaffen. Nach der Bayerischen Landesausstellung wird die Ausstellung historischen Glases eine Neukonzeption erfahren. (Heidi Schmitt) Bis 31. Mai: Cranachs Graphik - Neue Narrative im Zeichen der Schlange.
Kunstsammlungen der Veste Coburg, 96450 Coburg. Tgl. 9.30 – 17 Uhr. www.kunstsammlungen-coburg.de

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