Kultur

Dan Reeder bei der Arbeit. (Foto: Nikolas Pelke)

04.06.2020

Kultur trotz(t) Corona

Aktion der Stadt Nürnberg: Lokale Künstler*innen malen Großplakate

Ungewöhnliche Zeit, ungewöhnliche Bilder: Dan Reeder steht normalerweise nicht an einer vielbefahrenen Straße, um seine cartooneske Kunst mit Farbe und Pinsel auf eine große Plakatwand zu malen. „Das ist mal etwas anderes“, freut sich der fränkische Maler mit den amerikanischen Wurzeln, der in der Frankenmetropole genauso bekannt ist wie seine bunten Kunstfiguren mit so lustigen Namen wie „Burning Car“ oder „Happy Dog“.

Das Nürnberger Kulturamt hat Dan Reeder gemeinsam mit 19 anderen Künstler*innen für diese Kunst-Aktion am Straßenrand engagiert. Unter dem Titel „Kunst-Anschlag“ dürfen die Künstler*innen auf insgesamt 20 Plakatwänden ihren kreativen Ideen freien Lauf lassen. „Das ist das größte Bild, das ich je in meinem Leben malen werde.“ Reeder muss sogar auf die Trittleiter steigen, um seinen fröhlichen Hund in der oberen Bildhälfte platzieren zu können.

„Der blaue Farbton soll an einen Kugelschreiber erinnern. Beim Zeichnen am Sonntagmorgen kommen mir immer die besten Ideen“, erklärt Reeder, der gemeinsam mit Maler-Freunden wie Peter Angermann und Reiner Zitta seit Jahren erfolgreich dem fränkischen Provinzialismus frönt, der unter dem Schlagwort der „Nürnberger Schule“ mittlerweile auch von Museen wie der angesagten „Kunstvilla“ gefeiert wird. „Ich male jetzt einfach drauf los – ganz locker und lässig“, erklärt Reeder und widmet sich wieder seiner dreieinhalb mal zwei Meter großen Plakatwand am Straßenrand.

Mit der Aktion will das Nürnberger Kulturamt lokale Künstler*innen in der Krise unterstützen. Nach dem Motto „Kultur trotz(t) Corona“ sollen bis zum Sommer rund 60 Künstler*innen gegen Honorar eine Plakatwand gestalten. Die fertigen Kunstwerke sollen anschließend jeweils für zehn Tage zu sehen sein. Nach ein paar Stunden ist Reeder mit seiner Arbeit fertig. „Ich habe absichtlich keinen Virus gemalt“, sagt Reeder und zeigt auf das Bild mit brennenden Autos, fröhlichen Hunden und schelmischen Hasen. „Die Leute können doch nicht immer nur an das Virus denken“, findet Reeder und gibt zu, dass ihm die Pandemie langsam, aber sicher selber auf die Nerven geht. „Mir fehlen die sozialen Kontakte“, gesteht der 65-jährige Künstler und erzählt, dass ihm besonders die wöchentliche Chorprobe abgehe.

Beruflich seien Maler von der Krise weniger betroffen als beispielsweise Musiker, findet Reeder und verweist darauf, dass er trotz Krise in seinem Atelier malen könne. Um den Menschen wieder Freude und Hoffnung zu geben, habe Reeder keine Sekunde gezögert, bei dem „Kunst-Anschlag“ selber den Pinsel zu schwingen. Über die positiven Reaktionen der Passant*innen habe er sich am meisten gefreut. „Leute haben Fotos gemacht und mir Kaffee vorbeigebracht. Eine Frau hat mich gefragt, ob ich alles ,frei Hand‘ male“, erzählt Reeder und lacht.

Viele Menschen hätten sich wohl ganz einfach gefreut, ihm beim Malen über die Schulter schauen zu dürfen. Das habe ihn an der Kunst-Aktion am meisten bewegt. Vielleicht, denkt sich Reeder, müsse die Kunst gerade in Corona-Zeiten wieder mehr den Kontakt zu den „normalen“ Menschen auf der Straße suchen.
(Nikolas Pelke)

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