Kultur

Anja Harteros glänzt als Arabella in der gleichnamigen Oper von Richard Strauss. (Foto: Wilfried Hösl)

10.07.2015

Liebe auf der Stiege

Münchner Opernfestspiele: Andreas Dresen inszeniert mit viel Ironie "Arabella" von Richard Strauss

Offenbar hat man an der Bayerischen Staatsoper ein besonderes Faible für Treppen. Schon in der älteren Elektra-Inszenierung steht eine riesige Stiege auf der Bühne. Den bisherigen Höhepunkt des Treppenwahns am Münchner Nationaltheater markierte freilich 2010 die Uraufführung der Tragödie des Teufels von Peter Eötvös. Die neue Arabella von Richard Strauss, die jetzt bei den Münchner Opernfestspielen Premiere hatte, toppt diese Treppenlust.
In den letzten zwei Akten des lyrisch-komischen Dreiakters hievt das Regie-Team um Andreas Dresen ein großes Treppengewölbe auf die Bühne. Hier vergnügt sich die illustre Gesellschaft eines Fiaker-Balls – viel Fleischeslust im Walzerschritt. Als eine Art Oberdomina poltert die Fiaker-Milli (Eir Inderhang) durch die Orgie, wobei ihre schrillen Koloraturen schlüpfrig gewürzt werden.
Besonders hoch und tollkühn trällert sie während des Geschlechtsverkehrs mit Mandryka (Thomas J. Mayer). Dabei hat sich Mandryka gerade erst mit Arabella (Anja Harteros) verlobt. Die allseits begehrte Tochter von Graf Waldner (Kurt Rydl) und Adelaide (Doris Soffel) erblickt in Mandryka, wonach sie sich sehnt – die große Liebe ihres Lebens. Indessen bringt Arabellas Schwester Zdenka (Hanna-Elisabeth Müller) eine unheilvolle Intrige ins Rollen. Sie liebt Matteo (Joseph Kaiser), der seinerseits hinter Arabella her ist. Weil Zdenka um das Leben des unglücklich verliebten Matteo bangt, möchte Zdenka ihre Schwester mit ihm verkuppeln – trotz der Verlobung mit Mandryka. Dieser erfährt davon und stürzt sich frustriert in die Orgie, bis sich alles glücklich auflöst. Es ist nicht gerade der originellste Opernstoff von Strauss. Dieses altbackene Altherren-Verwirrspiel inszeniert Dresen mit viel Ironie und Klamauk – genau die richtige Mischung für dieses Werk.
Die Ausstattung wie auch manche expressive Gestik erinnern an die Ästhetik der wilden 1920er Jahre. Allerdings muss man sich zunächst durch den ersten Akt mühen, mit dem Dresen nichts anzufangen weiß. Hier stellt er keine Stiege auf die Bühne, sondern ein starres Einheitsbild. Eine lange Stunde passiert nichts, aber: Wer nicht verzweifelt aufgibt, wird nach der Pause szenisch belohnt.

Eine einzige Freude


Musikalisch und darstellerisch ist diese Arabella von Anfang an eine einzige Freude. Bis in die kleinste Rolle wird ein überwältigendes Fest der Stimmen und der Schauspielkunst geboten. Einmal mehr glänzt die überragende Harteros, die sich diesmal auch darstellerisch zur absoluten Bestform steigert. Ihr Duett mit der wunderbaren Müller im ersten Akt oder mit dem herrlich sonoren Mayer schenken berückend schöne, bleibende Momente. Aus dem Orchestergraben ist wiederum ein Strauss zu hören, der sich ausgesprochen frankophil präsentiert.
Mit ihrer Münchner Arabella erschaffen der Dirigent Philippe Jordan und das Bayerische Staatsorchester einen wohltuenden Gegenentwurf zum eher getragenen, breiten Strauss von Christian Thielemann. Jordans Strauss ist äußerst transparent und bis in raffinierteste Details glasklar durchhörbar. In diesem luzid-fragilen Farbenreichtum wird zugleich das zupackende Drama stets gelebt. Das ist groß.
(Marco Frei)

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