Kultur

Detail aus Hermann Ritterswürdens "Maritimem Schatzkästlein". (Foto: Ines Kohl)

05.11.2021

Mehrdeutige Durchblicke

Glasmuseum Frauenau zeigt aktuelle Tendenzen der Kunst in Glas

Nach dem Lockdown sind auch die Künstlerinnen und Künstler, die sich vorwiegend mit dem Material Glas befassen, glücklich, ihre Arbeiten wieder zeigen zu können. Gemeinsam präsentieren die Mitglieder der Vereinigung Glasheimat Bayern und der Glaskünstlervereinigung NRW e.V. im Glasmuseum Frauenau einen breiten Überblick über die aktuellen Tendenzen ihrer Kunst in Deutschland. Das Glasmuseum Frauenau, von jeher ein Ort des Austauschs und der Begegnung, bietet das Forum für die Vielfalt der Konzepte und Techniken. Lampenglas und formgeschmolzenes Glas, frei geformt oder gegossen, Pâte de verre und Graalglas, Schliff, Sandstrahl und Gravur, Hinterglas- und Aufglasmalerei sowie Materialkombinationen: Alles ist in dieser Schau vertreten.

Mit Seaforms hat Michael Behrens, angeregt durch die Unterwasserwelt, eine Serie von Gebilden geschaffen, die je nach Standpunkt der Betrachtung wechselnde optische Überraschungen bieten. Heidi Veronika Breit und Rainer Metzger bedienen sich auf unterschiedliche Weise der Graal-Technik. Während Breit zelluläre Strukturen in Glas einschließt, nutzt Metzger diese Technik, um ein Bild der Natur in Glas festzuhalten.

Der malerische Zugriff kann auf verschiedenste Weise erfolgen. In Brigitte Böckmanns Landschaftsmalerei III entstehen zarte Bilder von fernöstlicher Leichtigkeit durch Einschlüsse von pflanzlichem Material zwischen Flachglas. Lea Dievenow eröffnet mit verspiegeltem Glas, Metall und Licht den Blick in einen Mikrokosmos unter einem Glassturz. Mit mundgeblasenem Glas, Federn und Bronzeguss arbeitet Barbara Freshwater.

Die Pandemie hat auch hier ihre Spuren hinterlassen, zu reizvoll -bizarr ist die Schönheit des Coronavirus. Heikko Schulze Höing versiegelt mit CoCo2.0 das Virus hermetisch im Glas. Mit der Mutation vom Tier zum Virus hat Gabriele Riester in offensichtlicher Anspielung auf den Surrealismus, wie etwa Meret Oppenheims Schlüsselwerk Frühstück im Pelz, ein Objekt aus dunkel-körniger Pâte de verre in Kombination mit einem Tierfell geschaffen. Die unheimliche Begegnung von anorganischer und organischer Materie berührt.

Trügerische Idyllen

Korbinian Stöckle stellt die grundlegende Frage nach der Kunst auf eine philosophische Ebene – Glas als Vehikel für Transparenz in vielerlei Hinsicht. Yoshi Yamauchi formuliert die Verderben bringende Macht des Virus als Märtyrerkranz. Der Lockdown hat nicht nur Kunst- und Kulturschaffende in einen „Wirrwarr des Lebens“ gestürzt: Wilhelm Vernims Rückblick auf ein Jahr der Pandemie betrifft auch andere. Hermann Ritterswürden schaut mit dem Maritimen Schatzkästlein hinter trügerische Idyllen. Das Thema einer durch den Menschen gefährdeten Welt zieht sich durch die Werke vieler Künstlerinnen und Künstler.

Neben vermeidbaren banalen Arbeiten, die im Schlepptau der Studioglasbewegung mitschwimmen, zeigt die Ausstellung, wie weltanschauliche und kritische Standpunkte in Glas und Mixed Media inhaltlich wie formal überzeugend formuliert werden können.

In der Ausstellung Gine goes Glas im Kabinett des Museums hat Gine Selle – die ausdrücklich keine Glaskünstlerin sein will – unter dem Titel Flora Funga Fauna den Zugriff des Menschen auf Natur und Tiere thematisiert. Die Basis der von ihr entwickelten Hinter-Acryglas-Malerei sind Fotografien von Pflanzen, Tieren, Pilzen des Waldes und der Künstlerin selbst. Dazu gesellen sich ironische Objekte, gestaltet mit alten Glasmachermodeln und Fundstücken. (Ines Kohl)

Information:
Bis 20. November. Glasmuseum, Am Museumspark 1, 94258 Frauenau. Di. bis So. 9-17 Uhr.

 

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