Kultur

Natürlich darf auch im Prinzregententheater der legendäre Oldtimer fliegen! (Foto: Thomas Dashuber)

01.05.2014

Mit Schmiss und Schmäh

Riesenjubel für "Tschitti Tschitti Bäng Bäng" am Gärtnerplatztheater

Sexy,  rührend, spaßig - was Josef E. Köpplinger da an Zutaten reingezaubert hat, lässt mit  feuchtfröhlichen Augen die Zunge schnalzen und das Publikum toben: Der reinste Leckerbissen ist dieses Tschitti tschitti Bäng Bäng! Der Intendant des Gärtnerplatztheaters zeigt Mut mit der "kontinentalen Erstaufführung" des Musicals: Die Story von James-Bond-Erfinder Ian Fleming um den wundersamen Oldtimer, den verwitweten Erfinder mit seinen zwei Kindern und dem vom bösen Diktatoren-Baron entführten Opa hat inzwischen einen ganz schönen Bart - aber den stutzt Köpplinger nicht, sondern frisiert ihn effektvoll auf.

Man erlebt, wie ein Märchen ohne verkrampfte Modernisierung als zeitloser Klassiker funktioniert: Ohne billige Sprachverbiegungen mit "Fuck" und "supergeil", ohne Leder- oder Hipsterklamotten, ohne Anwanzen mit Techno. Der Oldtimer ist noch immer eine Klapperkiste aus den Anfängen des Automobils - aber ein Töfftöff, das jeder gern hätte. Auch der Zeigefinger ragt dankenswerterweise nicht steil nach oben, damit man bei all dem Zauber nicht den aktuellen Politernst in der Ukraine vergisst: Vulgarien ist einfach ein böser Unterdrückerstaat an sich, egal wo auf der Welt.

Die schier überbordende Spiellaune des gesamten Ensembles steckt von der ersten Sekunde an. Überraschend bühnensicher die beiden Grundschulkinder Amelie Spielmann und Marinus Hohmann. Das vielleicht etwas zu kinder-klinisch-saubere Anbandeln zwischen Erfinder Caractacus Potts (Peter Lesiak) und Truly Scrumptious (Nadine Zeintl) macht das Geturtel des vulgarischen Herrscherpaars wieder wett. Wie die Baronin, die kesse "Tschutschi-Maus" (Sigrid Hauser) sich an ihren Kindskopf-Gemahl (Erwin Windegger) ranschmeißt - der sie aber aus dem Fenster schmeißt... Und dann die Samba-Geburtstagsparty für den Diktator mit heißen Männer-Bunnys: Da geht die Post ab! Und erst das vulgarische Spionduo Boris und Goran (David Jakobs, Hannes Muik)! Slapstick vom Feinsten!

Die Wunderland-Kostümparade von Alfred Mayerhofer und die Bühnenbilder von Judith Leikauf und Karl Fehringer geben immer was zu Gucken, die Augen werden vor allem dann ganz groß, wenn auch noch die Bühnenmaschinerie angeworfen wird: Nebelwabern, Videoprojektionen und die Hydraulik - alles aber wohldosiert, da wird nichts der billigen Effekthascherei wegen überstrapaziert.

Das gilt auch für das unaufdringliche Wechselspiel zwischen Schmiss und Schmäh, das Michael Brandstätter mit dem Gärtnerplatzorchester beisteuert. Teamwork eben! Genauso, wie es ein Song der Sherman-Brüder (von ihnen stammen auch die Lieder zum Dschungelbuch und Marry Poppins) beschwört, um zum Happy End respektive zum Riesen-Bühnenerfolg zu kommen.

Leider wird Tschitti Tschitti Bäng Bäng nur bis zum 18. Mai gegeben - es hätte bei all den Flops im Musicalland Bayern das Zeug zum Dauerbrenner! (Karin Dütsch)

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