Kultur

Der Fotograf und eines seiner Models: Porträt F. C. Gundlachs von Esther Haase (2002).

18.03.2011

Mode, Mainstream, Manier

Das Staatsmuseum für moderne Kunst in Nürnberg zeigt eine große Retrospektive zum 85. Geburtstag des Fotografen F. C. Gundlach

Wo die Mode-Fotografie aufhört und die Foto-Kunst anfängt, kann man bei einem Starfotografen wie F. C. Gundlach gar nicht genau ausmachen. „Modefotografien“, sagt der Fotokünstler, „sagen mehr über eine Zeit aus als Dokumentarfotografien, die vorgeben, Realität abgebildet zu haben“. Ob das stimmt, lässt sich im Staatsmuseum für moderne Kunst in Nürnberg überprüfen, wo die Retrospektive zu seinem 85. Geburtstag (nach Hamburg und Berlin) jetzt erstmals in Bayern zu sehen ist.
F. C. Gundlach, 1926 in Hessen geboren, fotografierte zwar zeit seines Lebens Mode, war aber mit seiner besonderen Bildästhetik auch dann in Mode, wenn er Menschen, Architekturen und Landschaften fotografierte. Und wenn man sein fotografisches Œuvre zwischen Mode, Mainstream und Manier ansiedelt, hat der charmante ältere, grauhaarige Herr nichts dagegen: „Der Fotograf muss ganz in seiner Zeit leben, denken und fühlen. Meine Fotografien reflektieren und visualisieren den Zeitgeist der Gegenwart und antizipieren den von morgen.“
Es ist natürlich nicht der Zeitgeist unserer Gegenwart, sondern vor allem der Zeitgeist der 50er und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts, der sich in den 250 Fotografien und weiteren 200 Titelbildern von Brigitte, Frau und Film, der Quick und vielen anderen Illustrierten von damals artikuliert. Zwischen Haute Couture und Prêt-à-porter im Vordergrund scheinen im Hintergrund Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder auf: die Ruine der Gedächtniskirche in Westberlin als Kulisse für Modefotografie, zwei Models im Look der 50er vor Cabriolets von Mercedes und BMW auf der Berliner Avus und Strandmode mit Gummibadekappe vor den Pyramiden zeigen nicht nur Mode als Kleider und Klamotten, sondern damit auch das, was gerade angesagt, also gesellschaftlich in Mode war. Was Gundlach unnachahmlich bildhaft selbst bestätigt: „Meine Modefotografien“, sagt er, „bieten Projektionsflächen zur Identifikation an, aber auch für Träume, Wünsche und Sehnsüchte“.

Posen des Glamours

Die spiegeln sich auch in seinen Schwarz-Weiß-Fotografien wider, in denen er die frühen Stars des Films in den Posen ihres Glamours, aber auch ungeschminkt und ganz natürlich „veralltäglicht“. Maria Schell und Ruth Leuwerik, Curd Jürgens und Nadja Tiller, die Kinohelden des französischen Kinos, der „nouvelle vague“ und des „film noir“, Yves Montand und Jean-Paul Belmondo und immer wieder Romy Schneider, die Gundlach vertraute und ihr Innerstes vor seiner Kamera preisgab.
Bei aller Kunst schreckte der Fotograf Gundlach auch vor Kitsch nicht zurück, zeigt seine Models im Blüten-Dekor auf der Blümchenwiese und im Lianen-Ornament des Dschungel-Camps. Und arrangiert und inszeniert seine Fotografien im Stil der Kunst der Zeit, surrealistisch und pop-artistisch, mal Dali und Warhol, mal Roy Lichtenstein und David Hockney. Und bleibt dabei doch immer ein Meister des fotografischen Licht-Blicks, ein Grandseigneur mit der Kamera, der mit dieser wunderbaren Ausstellung die Mode musealisiert, seinem Publikum eine nostalgische Reise in die Vergangenheit anbietet – in Farbe und Schwarz-Weiß. (Friedrich J. Bröder)

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