Kultur

Rückseite des Aquarells "Kairouan I" (1914) von August Macke mit Provenienzhinweisen. (Foto: Bayerische Staatsgemäldesammlungen)

03.04.2019

Raubgut auf der Spur

Am 10. April findet der 1. Internationaler Tag der Provenienzforschung statt

Am 10. April findet erstmals der internationale Tag der Provenienzforschung statt. Mehr als 70 Kulturinstitutionen in Deutschland, Großbritannien, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz nehmen daran teil und geben unter anderem im Rahmen von Führungen, Präsentationen, Ausstellungen oder anderweitigen Aktionen einen aktuellen Einblick in wesentliche Fragen und Ergebnisse der Erforschung der Herkunft ihrer Sammlungen und Objekte. 

In der Pinakothek der Moderne in MÜnchen geht es zum Beispiel um das Thema "Vom Braunen Haus ins Museum". Die erste Große Deutsche Kunstausstellung 1937 zur Eröffnung des Hauses der Deutschen Kunst wurde von den Nationalsozialisten zu einer fanatischen Beschwörung „rassereiner“ Kunst genutzt. Eine zentrale Rolle spielte dabei das Triptychon Die vier Elemente des Malers und Funktionärs Adolf Ziegler, der auch als Organisator der Schmäh-Schau „Entartete Kunst“ eine Rolle spielte. Beim internationalen Tag der Provenioenzforschung wird erklärt, wie es kommt, dass genau dieses Werk heute in der Sammlung Moderne Kunst zu sehen ist, eingebettet in einen Raum mit damals geschmähten Werken der verfemten Künstler, die als „entartet“ bezeichnet wurden. Man erfährt, welchen Weg dieses vielleicht bekannteste Gemälde des NS seit 1937 genommen hat und warum seine Präsentation heute wichtig erscheint.

Um Gemälde aus der „Sammlung Göring“ geht es in der Alten Pinakothek. In der Nachkriegszeit sind durch „Überweisung aus Staatsbesitz“ zahlreiche Kunstwerke aus ehemaligem NS-Besitz an die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gelangt. Unter diesen befinden sich auch Werke aus der „Sammlung Hermann Göring“, die er ab 1936 in seinem Landsitz Carinhall in der Schorfheide, den er zunehmend prachtvoller ausstattete, ausstellte. In einer Führung wird an ausgewählten Gemälden der Weg dieser Werke von Carinhall in die Alte Pinakothek nachgezeichnet und die Forschungsarbeit zur Herkunft der Gemälde vorgestellt.

"Ein Baustein unserer Geschichte. Die Restitution des Gemäldes „Bauernstube (Studie)" stellt die Pinakothek der Moderne in den Mittelpunkt des Tages, an dem Erbenvertreterin Miriam Friedmann teilnehmen wird. Im Juli 2018 haben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen das Bild "Bauernstube (Studie)" von Ernst Immanuel Müller an die Erbengemeinschaft nach Ludwig und Selma Friedmann restituiert. Wie das Bild in die Sammlung kam, wem es davor gehörte, welches Schicksal diese Familie erlitt und wie die aktuelle Provenienzforschung das Bild der Familie schließlich wieder hat zuordnen können, sind Fragen, die beantwortet werden sollen.

Eine weitere Veranstaltung in der Pinakothek der Moderne ist überschrieben: "Gesammelt, beschlagnahmt, geschenkt". Mit Erlass Adolf Hitlers vom 27. Juli 1937 wurden 19.500 Werke der sogenannten Verfallszeit, wie die Nationalsozialisten die Moderne geißelten, aus allen Museen des Reichs, der Länder und Kommunen beschlagnahmt, in Depots verbannt, Devisen bringend verkauft oder sogar zerstört. Ziel war die flächendeckende Liquidierung „entarteter“ Kunst. Die Aktion „Entartete Kunst“ und deren Beschlagnahmungswellen führten in den Sammlungen deutscher Museen zu einer Veränderung der Sammlungsgeschichte, deren Ausmaß bis heute Nachwirkungen zeigt. Die Herkunftsmuseen vor 1937 von Hauptwerken in der Pinakothek der Moderne und deren Weg in die Sammlung nach 1945 durch die Schenkung von Sofie und Emanuel Fohn sind Thema der Führung. (BSZ)

Eine Übersicht der am Tag der Provenienzforschung teilnehmenden Kulturinstitutionen findet sich unter  https://www.arbeitskreis-provenienzforschung.org/

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