Kultur

Igor Tsarkov als Alberich (stehend) und Guido Jentjens als Hagen. (Foto: Nik Schlözel)

31.05.2019

Riesenbeifall und ein paar Buhs

Wagners „Götterdämmerung“ am Mainfranken Theater Würzburg

In ein „Museum“ der überlebten alten Mythen, in einen Neuanfang ohne sichere Perspektive führt Richard Wagners letzter Teil des Rings, die Götterdämmerung, die Zuschauer am Mainfranken Theater Würzburg. Schon bei der „Morgendämmerung“ des Vorspiels ließ die Regie von Tomo Sugao ahnen, wie es am Ende ausgeht: In einer stummen Szene wurde ein kleiner Junge, der sich später als neuer Hagen entpuppte, von den drei Nornen, schwarz gekleideten Damen mit hellem Haar und den roten Schicksalsfäden, zuerst vor dem Vorhang, dann nach dessen Öffnung hingewiesen auf die „Exponate“ in den beschrifteten Vitrinen (Bühne: Paul Zoller). Doch er wehrt sich gegen jede Bevormundung.

Plüsch-Pferdchen

Im Walhall-Museum geben sich derweil eine recht exotisch wirkende Brünnhilde in ihrer Vitrine mit dem gestürzten Pferd und Siegfried der Liebe hin. Aber den Helden zieht es hinaus in die Welt, ausgerüstet mit einem Plüsch-Pferdchen von Brünnhilde, die als Symbol seiner Treue den leuchtenden Ring erhält. Während Carola Volles alle mythisch-göttlichen Wesen und ihre Sphäre in silbrig schimmerndes Grau getaucht hatte, feiern die menschlichen Gibichungen in ihrem Oval Office übertrieben ausgelassen Party, bunt verkleidet.

Als Siegfried dort eintrifft, wird er freudig empfangen von König Gunther, dem schwachen Herrscher dieser vergnügungssüchtigen Gesellschaft. Als dessen „unfroher“ Halbbruder Hagen erfährt, dass sich der Ring, der Macht und Reichtum verheißt, noch in den Händen Brünnhildes befindet, entspinnt sich seine Intrige: Durch den Begrüßungstrunk verzaubert, wird Siegfried auf die attraktive Schwester Gunthers, Gutrune, fixiert, er schwört Gunther Blutsbrüderschaft und verspricht Brünnhilde als Frau, die er in Gestalt Gunthers, ausgestattet mit der Tarnkappe, erobert, wobei er ihr den Ring entreißt.

Bei den Gibichungen aber wird der Empörten der Betrug klar, sie sinnt auf Rache an Siegfried. Der Held hört nicht auf die Warnungen der Rheintöchter, wird von Hagen ermordet; auch Gunther verliert im Kampf um den Ring sein Leben. Als nun die Vitrinen mit den Walhall-Göttern leer und umgestoßen sind, der tote Siegfried hereingefahren wird, verzeiht ihm Brünnhilde und stirbt im Leid. Hinter dem halb transparenten Schicksalsvorhang brennt die alte Welt; die Rheintöchter bringen den Ring in Sicherheit. Zwischen den funktionslosen Vitrinen aber spielen zwei kleine Jungen, Abbilder von Siegfried und Hagen – Utopie einer freieren Welt zu orchestralem Klangrausch?

Für die Inszenierung hatte Dirigent Enrico Calesso die neue Fassung Eberhard Klokes für ein mittelgroßes Orchester gewählt, mit Einsatz typischer Wagner-Instrumente, unter Berücksichtigung eines soliden Bassregisters. Calesso ließ sich Zeit, achtete auf Durchsichtigkeit und ein leuchtendes Klangbild. Das kam auch den Sängern zugute, in der Mehrzahl Gäste. Vom Haus besetzt waren die hervorragenden Nornen (Marzia Marzo. Barbara Schöller und Silke Evers), ebenso wie die quirligen Rheintöchter und Kosma Ranuer, als Gunther (ein heller, sicherer Bariton) sowie Igor Tsarkov als Alberich (ein düsterer Bass) erfüllten ihre Rollen bestens.

Der Siegfried des Paul McNamara glänzte heldenhaft mit seinem schönen Tenor und Elena Batoukova-Kerl imponierte als Brünnhilde mit ihrem hochdramatischen, von energischem Elan getragenen Mezzosopran, während Claudia Sorokina mit hellem Sopran das Kapriziöse der Gutrune unterstrich. Herausragend aber war Guido Jentjens als intriganter Hagen durch seinen kraftvollen Bassbariton und der volle, große Sopran von Sandra Fechner machte die Waltraute zum Erlebnis. Riesenbeifall und trotzdem ein paar Buhs.
(Renate Freyeisen)

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