Kultur

Tuschezeichnung zu Almut Determeyers Installation. (Foto: Kohl)

17.04.2014

Ritterliches Pumpsklackern in der alten Besamungsstation

Witziges von Almut Determeyer und Claudia Shneider

Die Städtische Galerie im Cordonhaus Cham bietet einen interessanten historischen Rahmen zur künstlerischen Auseinandersetzung. Jetzt haben das zwei weltläufige Künstlerinnen getan: Almut Determeyer, bekannt durch ihre märchenhaft bizarren, animierten Zeichentrickfilme, tobt sich mit einer großen Gesamtinstallation aus. „Denke ich an Cham, sehe ich einen Ritter mit einer Rüstung durch enge neblige Gassen auf einem Pferd ratternd, rasselnd reiten. Mit diesem Bild vor Augen arbeite ich an der Installation“, so Determeyer. Derart inspiriert lässt die Künstlerin aus Schleswig-Holstein (Jahrgang 1966) zwei Damenfüße in roten Pumps eine kesse Sohle aufs Parkett legen, die der Assoziation mit dem ratternden Ritter gerecht wird.
Aktuell hat Almut Determeyer für Cham eine Installation aus drei Filmen entwickelt. Der Titel Time to change the Underwear meint den Aufbruch zu neuen Ufern. Großformatige Tuschezeichnungen weisen voraus auf den Film Rampenlicht mit den tanzenden Füßen, die inspiriert sind vom Märchen Der Zauberer von Oz. Im Zentrum der Installation sieht man einen „Flammenvorhang“ über dem Projektor. Wie bei allen Filmen Determeyers entwickelt sich die Handlung dynamisch auf einen Höhepunkt hin, kulminiert und sinkt zurück auf Null – um wieder von Vorne zu beginnen. Alles bleibt im Fluss.

Guckloch in den Bauch

In einem großen Pappkarton kann man durch ein Guckloch zum Voyeur des „Bauchgefühls“ der Künstlerin werden, aus dem die Idee zu dem Film geboren wurde. Im dritten Video visualisieren Hände in Gebärdensprache einen Schlusspunkt, ehe die Endlosschleife wieder beginnt. Trotz einer gewissen Ratlosigkeit, ziehen die Bilder in Bann.
Claudia Shneider (1961 im südafrikanischen Johannisburg geboren), die gemeinsame Projekte mit Almut Determeyer verwirklicht, spielt mit Fundmaterialien, Pappkartons und Schachteln, die sie von beiden Kontinenten zusammenträgt. Daraus entstehen von der in Afrika blühenden Improvisations- und Recyclingkunst inspirierte Objekte und Assemblagen wie die „Porträts“, letztlich eine Art dreidimensionaler Kubismus.
Nofretete als Schachtelkonstrukt ähnelt ihrem Vorbild vor allem farblich; das Lächeln von Mona Lisa bleibt auch hier mystisch. Eine amüsante Spielerei, die auch kritische Positionen möglich macht, etwa mit einem Globus aus Müll, der sich selbst zerstört, trotz Inseln aus funkelndem Talmi.
Claudia Shneider hat eine andere ehemalige Funktion des Cordonhauses entdeckt. Um 1900 diente das Haus im Erdgeschoss als „Beschälstation“: Man ließ dort Stuten durch Zuchthengste begatten, was Claudia Shneider zu frechen Zeichnungen mit sodomitischen Szenen verführte.
Man merkt, die beiden Damen hatten Spaß an ihrem Aufenthalt in Cham, als dessen Ergebnis nun diese amüsante Ausstellung zu sehen ist. (Ines Kohl) Bis 4. Mai. Städtische Galerie im Cordonhaus , Propsteistraße 46, 93413 Cham. Mi. bis So. 14 – 17Uhr, Do 14 – 19 Uhr.

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