Kultur

Das Münchner Gärtnerplatztheater schickt 2023 sein Ballett La Strada von Marco Goecke nach Heidenheim, ein Jahr später gastiert es dort erneut mit Undine – ein Traumballett von Karl Alfred Schreiner. (Foto: marie-Laure Briane)

17.12.2021

Roter Teppich für Tanzgäste

Die Kulturstiftung des Bundes fördert Kooperationen in der Ballettszene, die kleinere Städte einbeziehen

Zeitgenössischer Tanz auch in der Provinz: Das hatte sich das zentralistische Frankreich schon vor 40 Jahren auf die Fahnen geschrieben. Nach der Eröffnung einer ersten Maison de la Danse 1980 in Lyon gab es bald auch in anderen Départements solche Tanzhäuser. Da konnten wir nur mit neidvoller Bewunderung über die Grenze schauen.

Hierzulande halten sich die freien Tanzgruppen nur mühsam am Leben, vor allem jene außerhalb der großen Kulturzentren. Sie bekommen keine oder nur eine minimale Unterstützung. Und überregionales Rampenlicht sowieso nicht. Immerhin: Seit 2017 hilft das Förderprogramm „Tanzland“ der Kulturstiftung des Bundes. Das Ziel: den zeitgenössischen Tanz in seiner Vielfalt als wichtige Kunstform der Gegenwart auch jenseits von Metropolen zu ermöglichen – und damit überhaupt erst einem breiteren Publikum bekannt zu machen.

Der konkrete Weg dahin führt über eine flexible Strategie der Zusammenarbeit. Die Reihe von bisher 19 realisierten Kooperationen wird aktuell mit zehn weiteren fortgeführt. Dafür sind 1,18 Millionen Euro bereitgestellt.

Im Detail erklärt: Häuser der Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen e.V., kurz INTHEGA, arbeiten zusammen mit Ensembles, die von einer Expertenjury ausgewählt wurden. Das ergibt, über mehrere Spielzeiten hinweg, interessante, möglicherweise zukunftsträchtige Tandem- oder Netzwerkpartnerschaften kleinerer und mittlerer Städte mit innovativen Tanzgästen quer durch Deutschland.

Quer durch Deutschland

Diesmal dabei sind unter anderen: die Stadt Bad Oldesloe und das Ensemble Jenny Beyer; die Stadt Idar-Oberstein mit der Sebastian Weber Dance Company; die Stadt Aalen und theater itzehoe mit der Delattre Dance Company.

Die baden-württembergische Stadt Heidenheim, seit 1964 international geschätzt für ihre Opernfestspiele (OH!) und jetzt ebenfalls in diesem geförderten Club der Zehn, kündigt an: „Ab 2023 wird die traditionelle Winteroper OH! mit der Cappella Aquileia unter der Leitung von Marcus Bosch für zunächst drei Jahre dem Genre Tanz umgewidmet.“ Koop-Partner ist das Tanzensemble des Münchner Gärtnerplatztheaters. Tanzchef Karl Schreiner war gleich begeistert: „Es ist eine tolle Möglichkeit für das Gärtnerplatztheater, und ich bin der Meinung, dass die Kooperation eine Bereicherung der bayerischen Tanzlandschaft sein wird.“

Gezeigt werden im Heidenheimer Festspielhaus zwei Renner aus dem Gärtnerplatzrepertoire: La Strada, eine Tanzversion des legendären Fellini-Streifens von Hannovers Tanzchef Marco Goecke (11. Februar 2023), und Karl Schreiners Undine – ein Traumballett zur live gespielten Sinfonie Nr. 10 von Gustav Mahler (2. Februar 2024). Schreiner fügt an: „Die dritte Produktion für das Jahr 2025 kann ich noch nicht verraten, aber es wird eine Neuproduktion sein. Denkbar wäre“, so der Tanzchef vage, „die für Mai 2022 angesetzte Gärtnerplatz-Uraufführung Der Sturm der renommierten Norwegerin Christel Johannessen.“ In dieser Kooperation sind schulische Projekte eingeplant: Aus Heidenheim verlautet: „Oberstufenschüler*innen und junge Erwachsene ab 20 Jahren sollen mit offenen Proben und Publikumsgesprächen sowie dem Programm ,Gemeinsam ins Konzert‘ Einblick in die Arbeit des Münchner Staatstheater-Balletts erhalten.“ Die Vorstellungen werden begleitet von vorbereitenden Workshops für Klassikneulinge und einer Abschlussaufführung in einer Schule.

Bayern ist noch ein zweites Mal von der Tanzland-Förderung bedacht: Traunreut, die Stadt im Chiemgau, die wohl zu Recht mit den Attributen „jung, bunt, innovativ“ für sich wirbt, wird von 2022 bis 2024 zur Bühne für den zeitgenössischen Tanz. Die beiden baden-württembergischen Programm-Partner für das von Anke Hellmann geleitete Traunreuter Kultur- und Veranstaltungszentrum k1 sind die Stadt Biberach und das Ballett Theater Pforzheim. Der dortige Ballettchef Guido Markowitz (an der Münchner Iwanson Schule zum Bühnentänzer ausgebildet) war zuvor schon im bayerischen Waldkraiburg und im baden-württembergischen Metzingen als Koop-Partner aktiv. Auch im Traunreuter Programm wird Tanz und Tanzen im Freizeitbereich seinen Platz finden. Außerdem habe das Traunreuter Kultur- und Veranstaltungszentrum k1 noch ein Extra zu bieten, so die Leiterin Anke Hellmann, nämlich „die Fotografie, welche über partizipative Fotoprojekte Zugang zum Tanz ermöglicht und im neu etablierten Ausstellungsbereich im k1 der Öffentlichkeit präsentiert werden soll“.
(Katrin Stegmeier)

Information: www.kulturstiftung-des-bundes.de/de/projekte/buehne_und_bewegung/detail/tanzland.html

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