Kultur

Eine Illustrationsfolge von 28 Blättern zeigt, wie der Rosenmontagsumzug 1837 in Bamberg aussah. (Foto: Staatsbibliothek Bamberg)

09.02.2018

Spaß an der verkehrten Welt

Die Staatsbibliothek Bamberg zeigt das Faschingstreiben von anno dazumal und macht neugierig auf die nächste Ausstellungstrilogie der Staatsbibliothek in München

Oh, là, là! Die Damen sind ganz schön rassig! Die mit der Goldhaube trägt ein keckes Schnauzbärtchen. Die mit der züchtigen Oma-Spitzenhaube und dem getüpfelten Mantel hat sich ein Fass umgehängt wie ein Täschchen. Ganz schön verrückt – und irgendwie verkehrt: In den Frauenklamotten stecken natürlich Männer. Ob sich andererseits in dieser Illustration des Bamberger Faschingsumzuges von 1837 hinter manch einem Vollbart ein zartes Damenantlitz versteckt, kann man höchstens vermuten. Die narrische Zeit, die Fastnacht, tobte sich mit ihrer Lust am Maskieren seit dem 18. Jahrhundert aus – wieder aus: An sich waren solche derb-fröhlichen Spektakel schon im Mittelalter beliebt, zwischenzeitlich aber von der Obrigkeit verboten: Es galt das „Vermummungsverbot“.

Auf den Putz hauen

Natürlich war vor allem den fürstbischöflichen Seelsorgern ein Dorn im Auge, dass ihre Schäflein bei all dem Treiben den ursprünglichen Sinn der Fastnacht vergessen hatten. Eigentlich war die Fastnacht nur der Tag vor Aschermittwoch, bevor die Fastenzeit beginnt. Bevor man den allzu weltlichen Dingen entsagen musste, wollte man eben noch mal so richtig auf den Putz hauen: sich den Bauch vollschlagen, ordentlich trinken, ausgelassen tanzen und singen. Und eben die verkehrte Welt zwanglos-spielerisch vor Augen führen, von der man tags darauf Abschied nehmen musste. Die Lust an der Narretei war groß – bald brach sie sich Bahn schon am Wochenende vor Aschermittwoch. Auch, dass im Zusammenhang mit dem Faschingstreiben auf Wagen das zeitgenössische Geschehen satirisch kommentiert wurde, ist keine Erfindung neuerer Zeit, wie dieses Beispiel aus Bamberg zeigt. Die Staatsbibliothek Bamberg hat passend zur närrischen Zeit Digitalisate von Abbildungen und Fotografien rund um den Fasching in der Regnitzstadt im 19. Jahrhundert unter ihrer Rubrik „Bamberger Schätze“ zum Online-Durchklicken zusammengestellt. Die hier abgebildete Illustration wird man nächstes Jahr auch in München sehen können: Gott, die Welt und Bayern ist die im nächsten Herbst beginnende dreiteilige Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek in München überschrieben – eine Schau mit 100 Kostbarkeiten aus allen regionalen Staatlichen Bibliothek Bayerns. Es geht darin um Besonderheiten, Schätze, aber auch vermeintlich Kurioses und Triviales in den jeweiligen Sammlungen. Dabei sollen ausgewählte Objekte mit ihrer Aura, aber auch in ihrer regionalen und überregionalen Bedeutung anschaulich werden. Gerade die Darstellung kulturgeschichtlicher Zusammenhänge, ausgehend von einem Gegenstand, ist in den letzten Jahren populär geworden. Zu sehen sein werden Handschriften des Unesco-Weltdokumentenerbes, wertvolle Drucke, Globen, Karten und vieles mehr. () Information: www.staatsbibliothek-bamberg.de
Ausstellung: 17. Oktober bis 7. Juli 2019, Bayerische Staatsbibliothek, Ludwigstr. 16, 80539 München.

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