Kultur

In der Regensburger Minoritenkirche arrangierte Balázs Kicsiny lebensgroße Figuren zu einer raumgreifenden Choreografie des Stillstands (Temporary Resurrection, 2010). (Foto: donumenta)

24.09.2010

Spektakuläre Installation

Die „donumenta“ 2010 widmet sich in diesem Jahr Ungarn

Mit Ungarn stellt die „donumenta“ in diesem Jahr das vorletzte Donauanrainerland vor. So jung wie möglich will die „donumenta“ sein und damit so aktuell wie möglich. Unter dem Titel Liberation Formula präsentiert sich Ungarns Kunstszene mit ihren markantesten zeitgenössischen Positionen in der Donaustadt Regensburg im Stadtraum und im Kunstforum Ostdeutsche Galerie, im „Leeren Beutel“ und der Galerie „Art affair“ sowie mit Installationen in der Minoritenkirche und der Dominikanerkirche. Über 30 Künstler sind dieses Mal dabei, so viele wie noch nie.
Liberation Formula gilt als die bislang umfassendste Schau ungarischer Gegenwartskunst in Deutschland und wird von den Veranstaltern als „Raum- und Denkbewegung“ bezeichnet. „Die Beziehung eines Kunstwerks zu seiner eigenen Lokalität“ sei „eine wichtige Basis für den Akt der Wahrnehmung des Betrachters“, schreibt Áron Fenyvesi, einer der Kuratoren, im Ausstellungskatalog. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit den lokalen Traditionen in Verknüpfung mit der Geschichte. In ehemals sozialistischen Ländern ist diese Verknüpfung ausgeprägt und wird gerade in der ungarischen Kunstszene zugespitzt thematisiert.

Brennpunkt für Aktuelles

Für viele Künstlerinnen und Künstler ist die Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Politik zentrales Anliegen, verschärft durch den aktuellen Rechtsruck in Ungarn und die Agitationen gegen Ausländer und Roma. Die „donumenta“ bietet ein Forum zur Auseinandersetzung.
Die Künstler nutzen alle Mittel, Malerei und Grafik, Fotografie, Installationen und Video. Ilona Lovas weckt mit den vorbeischwimmenden hölzernen Kopfmodellen für Hutmacher in ihrer Videoinstallation S.O.S. nostalgische Gefühle, provoziert aber zugleich unheilträchtige Assoziationen. Gleichermaßen subtil und sarkastisch sind das Ölgemälde von János Korodi, der einen afghanischen Teppich mit einem Ornament aus Kriegswaffen und Panzern fotorealistisch abmalt oder die Arbeiten des Künstlerpaares Borsos Lörinc, die austauschbare Schablonen in einen Raum setzen oder mit „Habemus Papam“ den leeren Ornat zeigen: Macht ist eine beliebig zu füllende Hülle.
Im Bahnhofspark stand für einige Tage ein Stück urbaner ungarischer Realität: 5 x 5 von Tamász Oszvald ist ein „Ausschnitt“ aus Budavár, der Partnerstadt Regensburgs, ein Platzfragment, das sich normalerweise vor dem Einwohnermeldeamt und dem Treffpunkt einer Bürgerbewegung in der ungarischen Stadt befindet.
Spektakulär ist die Installation mit dem Titel Temporary Resurrection in der Minoritenkirche. Balázs Kicsiny zeigt mit Bezug auf The misunderstanding eine Aufnahme des Kriegsfotografen Robert Capa, ein beklemmendes Szenario neben weiteren Inszenierungen im Kirchenraum.
Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie versammelt in seinen Räumen künstlerische Positionen, die sich im Grenzbereich von Wissenschaft und Kunst bewegen. Zwischen Technik, Wissenschaft und sinnlicher Anmutung spielen die Arbeiten mit der Wahrnehmungsfähigkeit. Der im Eingangsraum hängende Vorhang aus Briefklammern stimmt ein auf die experimentellen Positionen dieses Teils der „donumenta“, die konzentrierter, übersichtlicher als ihre Vorgänger ist und überaus fasziniert.
Mit der bildenden Kunst alleine ist es in Regensburg nicht getan. Es gibt es ein opulentes Programm mit Literatur und Musik, Film und Theater, für das Zeit zu nehmen sich lohnt. Der Durchhaltekraft der Initiatorin Regina Hellwig-Schmid ist dieser nun seit 2003 stattfindende Parcours zu verdanken, der die augenscheinlich viel zu wenig beachtete Kunst der Donauländer alljährlich in den Fokus rückt. (Ines Kohl)

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