Kultur

Die Jugend sollte mehr zum "Kissinger Sommer" kommen, wünscht sich Noch-Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger. (Foto:dpa)

18.06.2015

Spielzeug für Garrett

Sie hat den "Kissinger Sommer" geformt: Zum Abschied erzählt Kari Kahl-Wolfsjäger über Vergangenes und neue Herausforderungen

Die Reihe "Kissinger Sommer" zählt seit Jahrzehnten zu den wichtigen Klassik-Festivals in Deutschland. Sie trägt seitdem die Handschrift von Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger. An diesem Freitag (19. Juni) startet die 30. Auflage. Die größte Herausforderung für die Zukunft ist für die Gründungsintendantin allerdings der Kampf um das junge Publikum. dpa: Wie erklären Sie einem Laien, was der Kissinger Sommer ist und was er als Zuhörer alles erwarten kann?
Kari Kahl-Wolfsjäger: Das ist einfach. Der Kissinger Sommer steht für: einen wunderbaren Ort in Bayern im Sommer. Für tolle von bayerischen Königen gebaute Konzernsäle, von denen einer den Künstlern zufolge zu den drei bedeutendsten Konzertsälen der Welt gehören soll. Und natürlich für viele große Stars und tolle junge Künstler, die heute noch nicht berühmt, aber auf dem Weg dorthin sind. dpa: Sie begleiten das Festival als Intendantin von Beginn an. Welche Entwicklungen hat das Festival in den vergangenen drei Jahrzehnten mitgemacht?
Kari Kahl-Wolfsjäger: Ich hatte das Glück, als Kulturjournalistin viele Künstler zu kennen. Das hat geholfen, gleich von Anfang an einen guten Start hin zu legen. Seitdem ist es größer und internationaler geworden. dpa: Gab es auch Durchhänger?
Kari Kahl-Wolfsjäger: Die gibt es immer. In diesem Sommer haben wir ein ganz hochkarätiges Konzert mit Spitzenstars, aber es läuft einfach nicht. Das Deutsche Lied war und ist unser Sorgenkind. Liedernachmittage und -abende sind nicht leicht zu verkaufen. Aber umso mehr müssen wir es machen. Das deutsche Lied muss überleben. Es ist ein wichtiger Teil unserer Kultur. dpa: Was zeichnet den Kissinger Sommer aus? Was macht ihn so erfolgreich?
Kari Kahl-Wolfsjäger: Es sind bis heute die drei Säulen, die mir vor 30 Jahren schon als logisch erschienen. Man braucht die großen Orchester und Stars, um das Publikum anzuziehen. Und man muss in die Zukunft schauen und die Stars von morgen und übermorgen mit entdecken. Und dann natürlich auch die Neue Musik. Es ist eine Verpflichtung gegenüber den Komponisten von heute. Bach und Co. brauchen unsere Hilfe nicht mehr. dpa: Gab es auch unnötige Entwicklungen?
Kari Kahl-Wolfsjäger: Unnötig war nichts. Ich kann mich auch an keine Sackgassen erinnern. Natürlich sind auch mal junge, vielversprechende Künstler wieder verschwunden, aber die meisten sind noch da, haben große Karrieren gemacht und sind jetzt auf den Bühnen der Welt unterwegs sind. dpa: Wen hat das Festival groß gemacht bzw. wer ist dank des Festivals bekannt geworden?
Kari Kahl-Wolfsjäger: David Garrett hatte sein Bühnendebüt als Neunjähriger bei uns. Damals bekam er danach ein Spielzeug von uns. Das bekommt er heute natürlich nicht mehr. Der Pianist Lang Lang war bereits ein Jahr nach seinem legendären Debüt in New York bei uns und seitdem immer wieder. Nächstes Jahr wird er wieder da sein. Dazu kommen der als einer der größten Violinisten seiner Zeit geltende Frank Peter Zimmermann, der Pianist Igor Levit und mehr. Natürlich waren das nicht nur wir, das wäre ja vermessen. Aber sie sind mit uns groß geworden und wir sind ein kleines Stück mit ihnen mitgewachsen. dpa: Mit welchen großen Klassik-Festivals kann sich der Kissinger Sommer durchaus messen?
Kari Kahl-Wolfsjäger: In Deutschland gibt es das Rheingau-Festival, Schleswig-Holstein-Festival und die hervorragenden Dresdner Musikfestspiele. Ich denke, gemeinsam sind wir die vier wichtigen Klassik-Festivals in Deutschland. Aber ohne eine bestimmte Reihenfolge. dpa: Was wird künftig die größte Herausforderung sein?
Kari Kahl-Wolfsjäger: Ich wünsche mir da sehr viel mehr Kinder und Jugendliche in den Konzertsälen. Wir wollen die Jugend ja nicht nur auf dem Podium, sondern auch im Saal haben. Durch den mangelnden Musikunterricht in den Schulen ist das allerdings ein sehr zäher Kampf. Das ist vielleicht die schwierigste Schlacht, die noch zu schlagen ist. dpa: Hätten Sie vor 30 Jahren gedacht, dass der Kissinger Sommer so lange so erfolgreich sein wird?
Kari Kahl-Wolfsjägert: Das war gar kein Gedanke. Ich habe es einfach gemacht und dann hat das eine das andere ergeben. Aber irgendwann, nach 30 Jahren, muss jeder einsehen: das reicht dann auch. Ich gehe zu anderen neuen Aufgaben und freue mich drauf. Ich gehe ohne Groll und Zorn. Im Gegenteil mit großer Zufriedenheit und in der Hoffnung, dass es meinem Nachfolger gelingt, den Kissinger Sommer noch weiter zu entwickeln und noch besser zu machen. (dpa)

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