Kultur

Objekt bei der Kunst- und Antiquitätenmesse: Krippenfigur aus Neapel (um 1800). (Foto: Messe)

22.10.2010

Topadresse für Volkskunst

Die Veranstalter der Kunst- und Antiquitätenmesse München fürchten nicht die Konkurrenz

Was die Kunst angeht, ist München nicht nur eine der Topadressen für herausragende Museumsbestände, sondern auch Nummer 1 in Deutschland als Handelsplatz. Und das aus Tradition: Da mag man ans blühende Geschäft schon zu Königszeiten denken – wegweisend für heute allerdings sollte sich die 1. Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse entpuppen, die 1956 erstmals in München veranstaltet wurde. Doch wo die Paradigmen des Marktes gelten, gehört Konkurrenzgebaren dazu – und hinter dem Geschäft mit dem Schönen und Edlen tobt seit jüngerer Zeit ein knallharter Kampf: Der lokale Schulterschluss zur Kunst-Messe im München Riem ist passé, inzwischen hat sich die Händlerschaft auf drei Messen aufgeteilt – die noch dazu fast gleichzeitig an drei verschiedenen Lokalitäten im Stadtgebiet stattfinden.

Drei Messen gleichzeitig

Da ist die Fine Art & Antiques, die sich von der Riemer Messe abspaltete und zum zweiten Mal im Münchner „Postpalast“ stattfindet (sie endet an diesem Wochenende), und als spektakuläres Ereignis wird die Highlights – Die internationale Kunstmesse München (22. Oktober bis 1. November) gefeiert, die heuer erstmals das ganze Haus der Kunst an der Prinzregentenstraße in einen Messeplatz verwandelt. Kurz wird sie auch „Bernheimer-Messe“ genannt: Konrad O. Bernheimer hat sie 2004 mit einer Handvoll anderer Spitzenhändler gegründet; sein Großvater war einst Initiator der 1. Deutschen Kunst- und Antiquitätenmesse sowie Präsident des Deutschen Kunsthandelsverbandes.
Die Highlights positioniert sich als Adresse für die Spitzenklasse – „dort fängt es an, wo es bei uns aufhört“, unterscheidet Andreas Ramer. Bange ist dem Sprecher des Münchner Antiquitätenvereins beim Blick vom Nockherberg gen Prinzregentenstraße überhaupt nicht. Mit ihren Profilen kommen sich die seit 1969 zweimal jährlich veranstaltete Kunst- und Antiquitätenmesse München und die Highlights nicht in die Quere: Dort das höchstwertig Museale in First Class Ambiente – im Paulaner-Festsaal am Isar-Hochufer neben viel regionaler Volkskunst und Alpenländischem ein breites Angebot, „bei dem jeder das Gefühl hat, sich etwas kaufen zu können, vom Sortiment her wie auch preislich“, und der bewusste Verzicht auf eine „Nadelstreifenphilosophie“, wie Ramer das Konzept charakterisiert. Der Veranstaltungsort passt zum Image, man gibt sich eher bürgerlich: „Am Nockherberg herrscht eine gewisse Gemütlichkeit. Außerdem sind wir die einzige Antiquitätenmesse mit einem Biergarten.“ Das lockt manchen Ausflügler und der Zufall führt den Neugierigen auch an die Messestände.
„Bei uns sind die Schwellenängste nicht so hoch, dass man auch gleich was kaufen muss, wenn man an einem Messestand stehen bleibt. Bei uns kommen auch die Schaulustigen auf ihre Kosten“, hat Andreas Ramer im Lauf der Jahre beobachtet; er hat die Messe einst mit ins Leben gerufen. Oft kommen Besucher auch nur, um sich bei Händlern Ratschläge für Restaurierungen zu holen. „Manchmal bringen sie sogar ihre Stücke zur Begutachtung mit.“
Das erinnert an die Sendereihe des Bayerischen Fernsehens Kunst & Krempel. Diese Alliteration weist Andreas Ramer für „seine“ Messe, die einst von Händlern der Auer Dult gegründet worden war, rigoros von sich: „Die Zeiten, in denen jedes abgelaugte Kastl als Antiquität angepriesen wurde, sind Gottseidank vorbei!“ Schwarze Schafe in der Szene sind nicht ausgeschlossen – auf dem Nockherberg leistet man sich (gut drei Viertel der Aussteller sind Mitglieder im Antiquitätenverein) vorsichtshalber eine Jury mit Experten. Diese Fachleute für Uhren, Möbel, Glas, Schmuck und Gemälde können freilich nicht jedes angebotene Objekt unter die Lupe nehmen – aber allein die Stichproben genügen, dass die Händler diese Qualitätskontrolle ernst nehmen, versichert Veranstalter Andreas Ramer. Die Aussteller, die heuer erstmals Grafiken präsentieren, hätten sogar explizit um einen unabhängigen Juror aus der Staatlichen Grafischen Sammlung gebeten.
Mit 7000 Besuchern an den insgesamt neun Messetagen rechnet Andreas Ramer – „wir haben einen festen Stammkundenkreis aus München und seiner Umgebung.“ Und dieser wird bestimmt nicht zur „Konkurrenz“ hin abwandern, ist sich der Ausstellungsprofi sicher und spricht deshalb optimistisch von einem „Münchner Antiquitätenfestival“.
Und dennoch ist er auf der Hut: „Auf Dauer könnten zwei oder drei gleichzeitig ausgerichtete Messen den Besucher irritieren.“ Deshalb will er nicht ausschließen, dass sich die Händler doch wieder zusammenraufen. Fürs gute Einvernehmen zwischen der Münchner Kunst- und Antiquitätenmesse mit der Highlights spricht der gegenseitige Verweis in den jeweiligen Katalogen. (Karin Dütsch)

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