Kultur

Die Ernst von Siemensstiftung ermögliche den Ankauf der Büste, die Dorothea von Rodde-Schlözer zeigt. Die 63 Zentimeter hohe Terrrakotta-Plastik - hier ein Ausschnitt - fertigte Alexis Poitevin 1806 an. (Foto: GNM)

05.03.2018

Unimamsell in Ton

Neuerwerbung im Germanischen Nationalmuseum: Büste der Dorothea von Rodde-Schlözer, der ersten Frau, die an einer Philosophischen Fakultät promoviert wurde

Sie war die erste Deutsche, die einen Doktortitel an einer Philosophischen Fakultät erwarb und die zweite promovierte Frau in Deutschland überhaupt: Dorothea von Rodde-Schlözer (1770 bis 1825). Mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung gelang dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg der Ankauf einer Terrakotta-Büste von Alexis Poitevin, die die außergewöhnliche Frau im Jahr 1806 zeigt. Ab 6. März 2018 – passend zum Internationalen Frauentag am 8. März – wird die Neuerwerbung zu sehen sein. Die Tochter eines Historikers und Staatswissenschaftlers und einer Kunstmalerin wuchs in Göttingen auf und wurde bereits in jungen Jahren in Fremdsprachen, Musik, Kunst und den Naturwissenschaften unterrichtet. Ihren Vater begleitete sie auf Studienreisen im In- und Ausland und machte dabei die Bekanntschaft bedeutender Persönlichkeiten ihrer Zeit. 1787, im Alter von 17 Jahren, wurde sie in Göttingen promoviert – als zweite Frau überhaupt in Deutschland, nach Dorothea Christiane Erxleben, die 1754 ihren Doktor in Medizin erlangt hatte. In Göttingen gehörte Dorothea Schlözer zu den als „Universitätsmamsellen“ bezeichneten, literarisch tätigen Professorentöchtern und pflegte intensive Kontakte zum Dichterkreis des Eutiner Hofs, dem „Weimar des Nordens“. 1792 heiratete sie den Lübecker Patrizier und Kaufmann Mattheus Rodde. Gemeinsam wurden beide 1803 in den Adelsstand zu Freifrau und Freiherr von erhoben. 1806 wurde von Rodde dann zum außerordentlichen Bürgermeister der Hansestadt gewählt und bestimmte in den Folgejahren das Schicksal Lübecks entscheidend. Häufiger reiste er in diesem Zusammenhang nach Paris, wo er seine Frau offenbar mehrfach porträtieren ließ. Zu diesen Bildnissen gehört auch die Büste Alexis Poitevins. Eine wohl im selben Jahr entstandene Büste der jungen Frau von Jean-Antoine Houdon befindet sich im Berliner Bode-Museum. Poitevin zählt zu den namhaften Pariser Klassizisten. Er war Absolvent der Königlichen Akademie und Schüler Houdons und erwarb sich Ruhm vor allem als Schöpfer lebensgroßer Sakral- und Denkmalsplastik sowie der Büsten von Gelehrten. Plastische Brustbilder von Frauen waren zu seiner Zeit noch selten, daher verdient die Neuerwerbung auch in dieser Hinsicht besondere Beachtung. „Die Gattung des plastischen Porträts ist im Germanischen Nationalmuseum bisher in nur wenigen Beispielen vertreten. Das bisher unbekannte, außerordentlich originelle, lebensnahe Frauenbildnis ist von hoher künstlerischer Qualität und bereichert schon allein deswegen den Bestand“, betont Sammlungsleiter Frank Matthias Kammel. Die Tatsache, dass die Büste in Paris entstand, spiegele außerdem den damaligen Zeitgeist: In gehobenen, intellektuellen Kreisen orientierte man sich um 1800 gerne am Vorbild der französischen Kunst und Kultur. In den intellektuellen und künstlerischen Zirkeln der französischen Hauptstadt bewegten sich dementsprechend auch zahlreiche Deutsche. Aus kulturgeschichtlicher Sicht steht die Büste exemplarisch für die enge Verbindung zwischen der deutschen und französischen Kunst und hebt die wegweisende Bedeutung der Pariser Bildhauerei für die deutsche Kunst und Geisteswelt um 1800 hervor. (BSZ)

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