Kultur

Detail aus "Zwei Liebende schmücken das Grab des Ovid" von Alexander Macco. Die Gesamtansicht finden Sie im Beitrag. (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung/www.schloesser.bayern.de)

21.10.2022

Verkannt und vergessen

Gemälde von Alexander Macco in der Neuen Residenz in Bamberg

Manchen erscheinen die Jahrzehnte um 1800 von der Kunstgeschichte aus betrachtet – mit ihren Epochen Rokoko, Romantik, Klassizismus und Biedermeier – als eine helle, aufgeklärte Epoche, von Literaten auch als „Goethezeit“ bezeichnet. In Wirklichkeit trübten Kriege, Revolutionen und die oft ausufernde Säkularisation das Bild, gerade im Zentrum Europas. Vielleicht deshalb zogen ab Mitte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Künstlerinnen und Künstler in den Süden, ins Land ihrer Sehnsucht: das warme und sonnige Italien mit seinen klassisch-antiken Kulturhöhepunkten.

Ruhelos Reisender

Zu ihnen gehörte auch der 1767 in Creglingen an der Grenze zu Franken geborene Maler Alexander Macco, der seine Eltern oft in deren Haus in Uffenheim in Mittelfranken besuchte. In Bayern sahen ihn neben anderen Orten die Städte München, Nürnberg, Würzburg und Bamberg, wo der sehr ruhelos Reisende 1849 verstarb. Dennoch darf man keine Motive aus den bayerischen Landen auf seinen Gemälden entdecken wollen, jedenfalls nicht auf denjenigen, die aktuell unter der Ägide der Bayerischen Schlösserverwaltung in der Neuen Residenz zu Bamberg ausgestellt sind.

Macco war von seinem Rom-Aufenthalt zwischen 1784 und 1797 zu sehr von anderen Inhalten geprägt. Zu diesem Aufenthalt kam es durch die frühe Kunstförderung im Elternhaus, seine Ausbildung an der berühmten Mannheimer Kunstakademie sowie eine markgräfliche Unterstützung durch Karl Alexander von Ansbach und Bayreuth und dessen Gemahlin, Lady Elizabeth Craven.

In Italien lernte Macco bedeutende Persönlichkeiten kennen: beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe, Karl Philipp Moritz und Henriette Gräfin von Egloffstein, später eine der Schlüsselfiguren des klassischen Weimar und eine der bedeutenden Frauenfiguren, die oft vergessen werden. Aufgrund politisch-nationalistischer Wirren, für die Italien damals wie heute besonders bekannt ist, musste Macco die Stätten der seiner Meinung nach noch vorhandenen „idealen Antike“ verlassen und sich auf eine rastlose Wanderschaft begeben.
Sie sollte ihn zu den Bürgerhäusern der Oberschicht und den hochadeligen Höfen in ganz Mitteleuropa führen, wo er – mehrfach mit Erfolg – lukrative Porträtaufträge zu bekommen hoffte. Sie brachten ihm zeitweise ein gutes Einkommen. Künstlerisch betrachtete er sie jedoch als reine „Brodarbeiten“.

Lieber malte er anscheinend Szenerien nach der antiken Mythologie. Sein bestes Werk dieser Art ist wohl die Szene, welche mit Zwei Liebende schmücken das Grab des Ovid betitelt und auf dem Faltblatt zur Ausstellung zu sehen ist. Die zwei Aktfiguren sind zwar stilisiert, aber durchaus lebendig wiedergegeben, sodass man beim Betrachten versucht ist, direkt hinzuzutreten und bei dem traurig-liebevollen Tun mitzuwirken.

Tiefsinnige Reflexionen

Insofern werden zärtliche Gefühle genauso angesprochen wie tiefsinnige Reflexionen, etwa über die Werke des Ovid. Bekanntlich hat dieser eine Literatur von zeitloser Gültigkeit vor allem über Verwandlungen und die Liebeskunst hinterlassen und ist in der Verbannung am Schwarzen Meer gestorben. Macco hat uns den Ort von Ovids Grab als „Oase einer guten, alten Zeit“ malerisch vor Augen gestellt. Vielleicht hilft uns das Aufsuchen solcher Orte, die bei genauem Hinsehen allein in Bayern gar nicht so selten sind, auch in der Gegenwart.
Da dieses Bild 1831 entstanden ist, kann man den Streit über die Frage, welcher Epoche Macco zuzuordnen ist, ganz gut entscheiden: Es ist wohl die Strömung des Neoklassizismus in der Biedermeierzeit, in die noch weitere „Renaissancen“ hineinspielten. Aber jene Frage ist eigentlich zweitrangig, man sollte sich diesem leider verkannten Maler weniger mit formalen oder kunsttheoretisch-fachlichen Fragen als mit tiefergehenden Interpretationen seines Ausdrucks nähern, er hat es wahrlich verdient: Was ist Liebe? Erfährt man nach dem Tod eine Verwandlung? (Andreas Reuß)

Information: Bis 13. November. Neue Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg. www.residenz-bamberg.de

Abbildung: Zwei Liebende schmücken das Grab des Ovid von Alexander Macco.     (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung/www.schloesser.bayern.de)

 

 

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