Kultur

Die Burg als verkitschtes Märchenschloss in einem Walt-Disney-Comic aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. (Foto: GNM)

05.02.2010

Viel zu romantisch

Über das Konzept der Nürnberger Kaiser-Burg ist ein Streit entbrannt

Schlechte Noten erhielt die stolzeste und historisch bedeutendste Burg Bayerns, die Kaiserburg der einstigen Freien Reichsstadt Nürnberg. „Ungenügend“ urteilte die Landtagsfraktion der SPD in einer Presseerklärung und bescheinigte dem Kaiserburg-Museum, „unattraktiv“ und „museumspädagogisch nicht mehr zeitgemäß“ zu sein. Das ist eine verheerende Einschätzung für die alljährlich Tausenden Touristen aus aller Welt besuchte Burg, die im Besitz des Freistaats Bayern ist.
Bei einer Visite hatten die SPD-Landtagsabgeordneten Isabell Zacharias (Stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses des Landtags) und Helga Schmitt-Bussinger das Germanische Nationalmuseum (GNM) und die Burg besucht, um zu prüfen, wie man zur „Stärkung der Kultur-Metropole Nürnberg“ beitragen könne. Dabei kam das Kaiserburg-Museum, in dem das GNM als Außenstelle einige Räume bespielt, schlecht weg, vor allem, weil die Burg mit ihrer romanischen Doppelkapelle, dem Kaisersaal und dem Rittersaal sowie das Museum nur bei Führungen, nicht aber individuell zu besichtigen seien – so zumindest die SPD-Politikerinnen.
Das trifft freilich nur für den Teil des Burg-Museums zu, für den die Bayerische Schlösserverwaltung zuständig ist. Die Dependance des Germanischen Nationalmuseums dagegen kann zu den üblichen Öffnungszeiten besucht werden. Die Dauerausstellung zeigt auf 300 Quadratmetern, auf zwei Stockwerke verteilt, mittelalterliche Waffen, Rüstungen, Dokumente und Darstellungen zur Baugeschichte.
Wenn jetzt von den SPD-Kulturpolitikerinnen ein neues Konzept für das Kaiserburg-Museum gefordert wird, so rennen sie damit zumindest beim Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, Ulrich G. Großmann, offene Türen ein. Denn dieser, ein ausgewiesener Burgen-Experte, setzt sich seit Jahren dafür ein, den besonders in Deutschland romantisch eingefärbten Mythos der Burg zu entzaubern und ein realistisches Bild vom ganz und gar nicht so heldenhaften „burgischen“ Ritter- und Minneleben zu zeichnen. Der Freistaat und die Bayerische Schlösserverwaltung kommen ihm dabei allerdings nicht sehr entgegen. Denn der Rittersaal und der Kaisersaal im Palas, dem Hauptgebäude der Burg, werden für Repräsentationszwecke, für Empfänge, Banketts und Tagungen teuer vermietet, was eine rein museale Nutzung unmöglich macht. Die Museumsräume des Germanischen Nationalmuseums auf der Burg mit ihren vielen Exponaten verzeichnen dagegen seit ihrer Eröffnung im Jahr 2000 wachsende Besucherzahlen (2009: 110 000 Besucher). Was, wie GNM-Chef Großmann einräumt, nicht heißt, dass nicht auch die Dauerausstellung des GNM nach zehn Jahren überholungsbedürftig sei. (Friedrich J. Bröder)

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