Kultur

Motive aus dem Neuen Testament waren beliebt. (Foto: Staatsbibliothek)

24.02.2012

Von ABC bis Apokalypse

Ausstellung in der Staatsbibliothek: Leben, Glauben und Sterben in spätmittelalterlichen Blockbüchern

Auf den ersten Blick sehen sie aus wie mittelalterliche Handschriften oder Inkunabeln. Doch die so genannten Blockbücher sind eine ganz eigene Art spätmittelalterlicher Bücher. Sie wurden nicht mit beweglichen, in Metall gegossenen Lettern gedruckt oder von Hand mühevoll geschrieben, sondern von Holzblöcken gedruckt, in die zuvor sowohl die Bilder als auch die Buchstaben geschnitten worden waren. Der Druck von einer Tafel pro Seite war billiger als der mit beweglichen Buchstaben und vor allem einfacher. Die Holzblöcke konnten deshalb immer wieder auch für kleinste Auflagen neu verwendet werden.
Dennoch haben sich nur sehr wenige Blockbücher erhalten. Viele sind im Laufe der Zeit zerlegt worden. Die Bilder wurden herausgeschnitten, Textseiten als Makulatur zum Binden anderer Bücher verwendet. Weltweit sind nur noch rund 600 Exemplare erhalten, wovon allein im Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek 49 verwahrt werden. Weitere 40 finden sich in anderen bayerischen Bibliotheken.
Wegen ihrer Seltenheit werden die Blockbücher derzeit weltweit restauriert, digitalisiert und in Forschungsprojekten bibliotheksübergreifend genauer untersucht. In der Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek kann man erste Forschungsergebnisse erfahren. Daneben liegen in der Schatzkammer 15 Blockbücher zu unterschiedlichen Themen – jeweils Handschriften und Inkunabeln mit gleichem Inhalt gegenübergestellt, um die Medienvielfalt des späten 15. Jahrhunderts zu veranschaulichen.
Es gibt aber einen nicht unwesentlichen Unterschied: Die einzeln in das Holz geschnittenen Buchstaben bei Blockbüchern sind meist nicht so gleichmäßig wie bei den gegossenen beweglichen Lettern. Auch das Layout war variabler. So konnte man bei Blockbüchern Texte in die Bilder integrieren, was bei beweglichen Lettern Schwierigkeiten bereitete. Anders als etwa beim Kupferstich wurden die Bilder – die vorher meist durchgepaust worden waren – und die Buchstaben erhaben in ein hartes Holz geschnitten. Nach dem Druck wurden die Bilder von Hand koloriert.
Blockbücher dienten vor allem zur Verbreitung von allgemein bildenden Werken, darunter so bekannte Werke wie die Armenbibel oder der Totentanz. Sie vermittelten dem Betrachter grundlegendes religiöses Wissen oder christliche Lebensführung. Es gab jedoch auch weltliche Themen, die praktischen Zwecken des Alltags dienten wie Kalender oder Anleitungen zur Handlesekunst. Für Pilger gab es Reiseführer zu beliebten Zielen wie der heiligen Stadt Rom. Die Blockbücher sollten breitere Kreise informieren beziehungsweise belehren, weswegen die Texte auch auf Deutsch verfasst und anschaulich bebildert wurden. (Cornelia Oelwein)

„Vom ABC bis zur Apokalypse“, Bayerische Staatsbibliothek, bis 6. Mai.

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