Kultur

Eine Baugrube ist bei Sonnenaufgang in den frühen Morgenstunden vor der Kulisse des Kulturzentrums Gasteig im Stadtteil Haidhausen zu sehen. Das Gebäude wird zu Zeit umfangreich saniert. (Foto: dpa/Peter Kneffel)

10.01.2023

Werkeln für Kunst und Musik: Die Kulturbaustellen im Freistaat

Mal ist das Dach undicht, mal bröckelt der Putz oder die Technik ist steinalt. Im Kulturbereich wird immer irgendwo saniert, denn viele Häuser sind in die Jahre gekommen. Oft geht es gut, aber immer wieder sorgen Kulturbaustellen auch für Streit

Ohne seine berühmten Schlösser und Museen wäre Bayern um viele Attraktionen ärmer. Doch das historische Erbe will gepflegt werden und manche Häuser für Kunst, Musik und Theater werden sogar neu gebaut. Eine Herausforderung in Zeiten von Energiekrise, Inflation und Rohstoffmangel.

Kunstminister Markus Blume (CSU) sprach unlängst von einem Investitionsbedarf in Milliardenhöhe und verwies auf einen Masterplan Kultur, um die vielen Wünsche und Vorhaben aufeinander abzustimmen. Die Ausgaben dafür seien wichtig: "Gerade Corona und der Krieg Russlands gegen die Ukraine haben gezeigt: Kunst und Kultur sind Ankerpunkte für unsere freiheitliche Gesellschaft." Zudem locken Sehenswürdigkeiten Touristen aus aller Welt an, die wiederum viel Geld da lassen. Ein Überblick über ausgewählte Kulturbaustellen im Freistaat.

Bayreuther Festspielhaus: Das weltberühmte Bayreuther Festspielhaus wird seit Jahren saniert. Die Gerüste an der Fassade sind weg, doch längst sind die Arbeiten nicht abgeschlossen, etwa am Treppenturm Ost. Im Sommer sei das Treppenhaus für Besucherinnen und Besucher nutzbar, versprach Festspiel-Geschäftsführer Ulrich Jagels. Die komplette Fertigstellung inklusive Fahrstuhl für Menschen mit Behinderung sei zu den Festspielen 2024 geplant. Genug zu tun gäbe es auch etwa im Hinblick auf die Belüftung des Gebäudes oder die Erneuerung der Elektro- und bühnentechnischen Anlagen. Doch wann das angepackt wird, ist unklar. "Die Entscheidungen stehen sowohl finanziell als auch organisatorisch noch aus", sagte Jagels. Das Opernhaus wurde vom Komponisten Richard Wagner (1813-1883) geplant, 1876 begannen dort die ersten Festspiele.

Würzburger Mainfranken-Theater: Für die Sanierung des Würzburger Mainfranken-Theaters waren 2018 noch 72 Millionen Euro veranschlagt worden, seit Herbst 2021 stehen 103 Millionen Euro im Raum. Nun sind neue Architekten am Start. Sie sollen die restliche Planung übernehmen, fehlende Bauleistungen und Gewerke ausschreiben und alles bis zur Fertigstellung betreuen. "Nach den massiven Störungen im bisherigen Bauverlauf und der bisherigen Kostenentwicklung wird es sicherlich noch eine Übergangszeit geben, bis sich wieder alle Prozesse eingespielt haben", sagte der Geschäftsführende Theaterdirektor Dirk Terwey. Das 1996 errichtete Haus soll wohl bis 2026 saniert und in ein Staatstheater umgewandelt werden. Zudem erhält es eine neue kleine Spielstätte, die bereits im Frühjahr eröffnet werden könnte.

Festung Marienberg in Würzburg: Hoch über Würzburg und weithin sichtbar thront die Festung Marienberg mit ihrem Museum für Franken - eine Dauerbaustelle wohl mindestens bis 2032. Für das neue Museum sollen die Bauarbeiten in diesem Jahr beginnen. Diese umfassen nach Angaben des Finanz- und Heimatministeriums unter anderem die Sanierung und den Umbau des Westflügels. Darüber hinaus sollen die Außenbereiche wie der Innenhof, die Zwingeranlagen und der Fürstengarten hergestellt werden. Ist das Museum in der Kernburg eingerichtet, wird es voraussichtlich 2032 öffnen. Geschätzte Gesamtkosten inklusive Generalsanierung der Festung: rund 315 Millionen Euro.

Neues Konzerthaus in München: 2017 stellte die Staatsregierung die Pläne für das neue Konzerthaus im Münchner Werksviertel vor. "Ein Klangspeicher, eine Kathedrale, ein Musiktempel", hieß es, für geschätzt 370 Millionen Euro. Zu sehen ist davon noch nichts, am Standort dreht sich seit Jahren ein Riesenrad. "Das Planungsteam arbeitet aktuell an der Entwurfsplanung einschließlich Kostenberechnung", teilte das Bauministerium mit. Nach Angaben des Kunstministeriums soll beides dieses Jahr fertig werden. Die Kosten kratzen Gerüchten zufolge nun an der Milliardenmarke. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) regte deshalb eine Denkpause an, schließlich könne man nicht alles unendlich finanzieren. Doch ein Aus wäre nicht einfach. Schon die Planung hat Millionen verschlungen. Und dann ist da noch Stardirigent Sir Simon Rattle. Er soll ab Herbst 2023 das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks leiten und will die dem Ensemble versprochene Spielstätte unbedingt haben.

Gasteig in München: Die Stadt München sucht immer noch nach einem Investor für die Sanierung des Kulturzentrums Gasteig samt Philharmonie. Die Münchner Philharmoniker und andere Nutzer sind teils schon seit Herbst 2021 im Interimsquartier HP8 - einer Zwischenlösung, die aber von Dauer sein könnte. Denn die Anlage samt Bibliothek, Veranstaltungsräumen und Gastronomie begeistert Besucher und Musiker lieben die Akustik in der Isarphilharmonie, dem großen Konzertsaal. Und wenn dann noch die Philharmonie im Gasteig fertig ist - braucht es da noch das geplante Konzerthaus? Oder könnte sich der Freistaat am Gasteigumbau beteiligen? "Wenn Herr Söder sagt, dass er die Hälfte zahlt, kann er gerne mit mir reden", sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Nicht zielführend sei es aber, wenn der Freistaat nur gelegentlich mieten oder sporadisch mitnutzen wolle, "jedenfalls dann nicht, wenn er irgendwie mitbestimmen möchte". Das Kunstministerium winkt ab: "Eine staatliche Beteiligung an kommunalen Veranstaltungsstätten in München ist nicht vorgesehen." Für Reiter ist klar: Man werde überlegen müssen, ob man mit dem bisherigen Konzept weiterkomme oder sich darüber Gedanken machen, was gegebenenfalls nicht realisiert werden könne - "auch wenn das natürlich immer einen Riesenaufruhr geben würde".

Neue Pinakothek in München: Im Zeitplan liegen nach Auskunft des Bauministeriums die Arbeiten an der Neuen Pinakothek, die seit nunmehr vier Jahren für Besucher geschlossen ist. Die Kunstwerke wurden auf andere Museen verteilt oder kamen in die Restaurierung oder ins Depot. Aktuell laufe die Schadstoffsanierung im Galeriebereich, hieß es. Zudem werde ein Mustersaal errichtet, in dem Planungen zur Raumgestaltung ausprobiert werden können. Bis das Museum mit dem Schwerpunkt auf Kunst des 19. Jahrhunderts wieder öffnen wird, dürften noch einige Jahre vergehen.

Ehemaliges Reichsparteitagsgelände in Nürnberg: Die Stadt Nürnberg will das Zeppelinfeld und die Haupttribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der Nationalsozialisten für rund 85 Millionen Euro zu einem historischen Lernort weiterentwickeln. Von 1933 bis 1938 inszenierten die Nazis dort vor Hunderttausenden Menschen ihre propagandistischen Parteitage. Vorschläge für die Ausbesserung der maroden Bauten sollen im Sommer vorliegen. Die Bauarbeiten könnten im Herbst 2024 beginnen, sagte der Leiter der zuständigen Stabstelle, Hans-Joachim Wagner. Kritische Stimmen plädieren dafür, die "Bauwerke der Täter" verfallen zu lassen und das Geld für andere Kultur- und Aufklärungsprojekte einzusetzen.

Ersatzspielstätte für die Oper in Nürnberg: Auf dem Gelände steht auch eine monumentale Kongresshalle, die die Nationalsozialisten nicht mehr fertigbauten. Im Innenhof des hufeisenförmigen Gebäudes soll eine Ersatz-Spielstätte für die Nürnberger Oper samt Ballett entstehen, denn das denkmalgeschützte Opernhaus in der Innenstadt muss dringend saniert werden. Um die Pläne wurde zuvor heftig gestritten. Kritiker befürchten, dass der Interimsbau den Blick auf die nicht fertig gestellte Fassade der Kongresshalle verstellt und die Funktion des Erinnerungsortes dadurch verwässert werden könnte. 211 Millionen Euro hat die Stadt Nürnberg in ihrem mittelfristigen Investitionsplan für das gesamte Projekt vorgesehen. Ziel sei es, dass Bund und Land davon 75 Prozent übernehmen, sagte ein Sprecher des Kulturreferats. Im Frühjahr will Nürnberg die Architektur- und Planungsleistungen ausschreiben, dann könnte auch ein konkreter Zeitplan vorliegen. In der Kongresshalle sollen neben Probenräumen und Werkstätten auch Räume für die freie Kunst- und Kulturszene eingerichtet werden, die der Bund mit 20 Millionen Euro fördert. Details zur Sanierung des historischen Opernhauses in der Innenstadt stehen dagegen noch nicht fest.

Stadttheater Augsburg: Die 2017 begonnene Sanierung des Staatstheaters in Augsburg zieht sich in die Länge und wird stetig teurer. In diesem Jahr musste die Stadt einmal mehr von Kostensteigerungen sowie Verzögerungen berichten. Die Modernisierung des Theaters, die aus einer Grundsanierung des historischen Großen Hauses sowie Neubauten besteht, wird sich nach jüngsten Planungen mindestens bis Ende 2028 hinziehen. Das Theater muss also noch eine lange Zeit in den beiden Übergangsspielstätten bleiben, einem alten Industriepark und dem früheren Gaswerk. Bereits in der Vergangenheit hieß es, die Kosten könnten möglicherweise deutlich über der 300-Millionen-Euro-Marke liegen. Angesichts der aktuellen Baupreise wird befürchtet, dass dies noch nicht das Ende ist.

Landshuter Stadttheater: Weil das Landshuter Stadttheater im Bernlochner-Bau schon lange sanierungsbedürftig ist, spielt das Ensemble seit 2014 in einem Zelt am Stadtrand. Nach jetzigem Planungsstand könnte die Sanierung samt Erweiterungsbau 2032 abgeschlossen sein, sagte Sprecher Konrad Krukowski. "Also 18 Jahre nachdem wir ausgezogen sind." Knappe Kassen und die Corona-Pandemie hatten die Maßnahme immer wieder verzögert. "Damit tritt ein, was wir befürchtet hatten: Nämlich dass das Zelt saniert werden muss, bevor das Theater saniert wird." Die Zeltplane sei in die Jahre gekommen und die klimatische Situation müsse verbessert werden. "Die Zustände sind so nicht haltbar", sagte Krukowski. Für die Maßnahme seien zunächst 50 Millionen Euro vorgesehen, sagte ein Stadtsprecher unter Verweis auf das Baureferat. Unklar sei jedoch, wie sich die Kosten angesichts allgemeiner Preissteigerungen entwickeln. (Cordula Dieckmann, Kathrin Zeilmann, Irena Güttel, Ulf Vogler, Ute Wessels und Angelika Resenhoeft, dpa)

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