Landtag

Via Fan-Projekte soll die Gewalt in Fußballstadien eingedämmt werden. (Foto: DAPD)

08.03.2013

1250 Mal Schiedsrichter und Spieler attackiert

Bildungsausschuss: Fußball-Verbände sollen sich mit bundesweit über zehn Millionen Euro an Fan-Projekten beteiligen

Die Opposition wünscht sich von der Staatsregierung eine stärkere Unterstützung von Projekten zur Gewaltprävention im Umfeld von Fußballspielen im Profi- wie Amateurbereich. Bei den Fan-Projekten an den bayerischen Bundesliga-Standorten müsse der Freistaat endlich den zugesagten Drittel-Anteil an der Gesamtfinanzierung übernehmen, bei den Maßnahmen in den Amateurligen und im Jugendfußball sei die Entlastung der Kommunen erforderlich. Diese Forderungen resultierten aus zwei Berichten des zuständigen Kultusministeriums im Bildungsausschuss.

Gewaltprävention auch im Amateurbereich

In diesen hoben die zuständigen Beamten die von Verbänden wie Sicherheitskräften gleichermaßen gewürdigte deeskalierende Wirkung von Fan- und Anti-Gewalt-Projekten hervor. Im Profi-Bereich gibt es gegenwärtig an den Standorten München, Nürnberg und Augsburg Fan-Projekte, deren Ziel es sei, Gewaltbereitschaft und Rassismus einzudämmen. Deren geplante Ausweitung auf Standorte des Zweit- und Drittliga-Fußballs in Bayern werde von der Staatsregierung begrüßt. Weitere Fan-Projekte würden dann in Fürth, Ingolstadt, Regensburg, Burghausen und Unterhaching eingerichtet. Die Staatsregierung unterstützt dabei einen Vorschlag der Innenministerkonferenz, wonach sich die Fußball-Verbände DFB und DFL mit bundesweit zusätzlich zehn Millionen Euro an der Finanzierung der Fan-Projekte beteiligen sollen.
Gut im Laufen seien die Maßnahmen zur Gewaltprävention im Amateurfußball. Hier leiste der Bayerische Fußball-Verband (BFV) mit vorwiegend eigenen Mitteln vorbildliche Arbeit. Zwar gebe es auch hier immer wieder Beleidigungen, rassistische Beschimpfungen oder gewalttätige Auseinandersetzungen. Gravierende Fälle seien aber die absolute Ausnahme. Nach einer Auflistung von 375 000 Verbandsspielen zwischen 2010 und 2012 habe es in gut 1250 Fällen dokumentierte Ausschreitungen gegen Spieler oder Schiedsrichter gegeben. In 170 Fällen habe die Partie abgebrochen werden müssen. Zur Prävention seien 22 BFV-Konfliktmanager im Einsatz, es gebe eine ständige Aktualisierung der Sicherheitsrichtlinien und für Spiele im Kinder- und Jugendbereich einen Handlungsleitfaden für die Elternarbeit von Vereinen, da Konflikte dort oft von übermotivierten Eltern am Spielfeldrand ausgingen.
Die Grünen-Abgeordnete Simone Tolle hielt ein stärkeres Engagement des Freistaats sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich für dringend geboten. Die derzeit vom Freistaat gewährten 150 000 Euro seien „nicht gerade der große Wurf“. Um die Finanzierung sicherzustellen, sei ein eigener Titel im Haushalt erforderlich. Diana Stachowitz warf der Staatsregierung vor, sich bei der Finanzierung der Fan-Projekte „aus der Verantwortung zu stehlen“. Dass jeder Euro hier sinnvoll investiert sei, zeige der Blick auf die relativ geringe Zahl an tatsächlichen Übergriffen. Günther Felbinger (Freie Wähler) erklärte, die Hauptlast bei der Verhinderung von Gewalt müssten die Länder in ihrer Zuständigkeit für die Innere Sicherheit und der Fußball selbst leisten. Die Kommunen seien über die Jugendarbeit ohnehin schon stark engagiert. Den Profi-Fußball sah Berthold Rüth (CSU) in der Pflicht. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) als Veranstalter mache einen Jahresumsatz von 1,8 Milliarden Euro, da seien zehn Millionen für Fan-Projekte ein „Klacks“. Ähnlich argumentierte Jörg Rohde (FDP). Kompromisslinie könne sein, dass sich der Staat mit seinen Polizeikräften um die Sicherheit im Umfeld der Stadien kümmere, während Vereine und Verbände verstärkt die Fanprojekte unterstützten. (Jürgen Umlauft)

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