Landtag

Nicht einfach für Zuagroaste: der oberfränkische Dialekt. (Foto: dpa/Jansen)

24.06.2022

"A rechter Schmarrn"

AfD beklagt zu viel Hochdeutsch in Bayern

Mit einem „Bayerischen Sprachschutzgesetz“ will die AfD dem aus ihrer Sicht drohenden Aussterben der Dialekte im Freistaat entgegenwirken. Sie bezieht sich dabei auf eine Studie der Unesco, die das Bairische 2009 zu den „bedrohten Sprachen“ zählte. Bei der Einbringung des Entwurfs erklärte der aus dem Norden Deutschlands zugezogene AfD-Abgeordnete Ingo Hahn, in Bayern würden immer weniger Menschen Bairisch sprechen, selbst auf dem Land dominiere inzwischen das Hochdeutsche. Die Mundarten seien „hochgradig gefährdet“, weil Dialektsprecher überall diffamiert und diskreditiert und Kinder in den Schulen von ihren Lehrkräften zum Sprechen des Hochdeutschen angewiesen würden. 

Dem Verdrängen der Dialekte könne mit einem Sprachschutzgesetz nach dem Vorbild Norwegens entgegengewirkt werden, erklärte Hahn. Dieses solle die Gleichheit zwischen dem Hochdeutschen und den Dialektvarianten fördern. Es solle außerdem gewährleisten, dass öffentliche Einrichtungen die Verantwortung für die Nutzung, Entwicklung und Stärkung von Hochsprache und Dialektvarianten übernehmen. Konkret zielt die AfD-Vorlage auf die Dialekte Rheinfränkisch, Oberost- und Unterostfränkisch sowie Ostschwäbisch, Niederalemannisch und die nordbairischen, mittelbairischen und südbairischen Mundarten ab. Wer diese oder ihre Unterarten spricht, soll nach den Vorstellungen der AfD nicht diskriminiert oder zur Verwendung der Hochsprache genötigt werden. Ausgenommen davon sind Ämter und Behörden, wo in einem „klaren und korrekten Deutsch kommuniziert“ werden müsse.

Bei den übrigen Fraktionen stieß die Vorlage auf wenig Gegenliebe. In meist in Mundart vorgetragenen Redebeiträgen wurde der AfD attestiert, einen „rechten Schmarrn zammgschriebn“ zu haben. So betonte Alex Dorow (CSU), Dialekte erführen in Bayern eine große Wertschätzung, ihr Gebrauch werde sogar finanziell gefördert. Dass Dialektsprecher in Politik und Medien als „zurückgebliebene Dörfler“ ausgegrenzt würden, habe mit der Realität nichts zu tun. An den Schulen sei die Verwendung von Dialekten sogar Teil des Lehrplans.

"So a Gsedzendwurf ghörd nei in Babierkorb"

Die gebürtige Rheinpfälzerin Susanne Kurz (Grüne) fühlte sich von „Höckes Sprachpolizei“ ausgegrenzt. In der Sprache ihrer Heimat verwies sie darauf, dass der in der bis 1946 zu Bayern gehörenden Pfalz gesprochene Dialekt im AfD-Entwurf nicht berücksichtigt sei. Allein dies zeige die Engstirnigkeit der Vorlage. Im münchnerischen Tonfall warf Wolfgang Heubisch (FDP) der AfD „deutschtümelnde Gesinnungsideologie“ vor und stellte fest: „Sprache und Dialekte gehören gepflegt und nicht gesetzlich verordnet.“

Für die Freien Wähler beurteilte Eva Gottstein den AfD-Entwurf als „fehlerhaft, wirklichkeitsfremd, unnötig, diffamierend und lächerlich“. Mundarten hätten ihren festen Platz in der bayerischen Gesellschaft und an den Schulen. „Dialektpflege ist fest integrierter Bestandteil der Kultur- und Heimatpflege in Bayern“, sagte sie. Volkmar Halbleib (SPD) warf der AfD vor, die bayerischen Dialekte in ein „gesetzliches Zwangskorsett“ stecken zu wollen. Statt den freien Gebrauch der Mundarten zu schützen, werde darauf mit sprachwissenschaftlichen Belehrungen eingegriffen. Als Beispiel dafür, dass in Bayern Dialektsprecher nicht diskriminiert würden, verwies Halbleib auf Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). „So a Gsedzendwurf ghörd nei in Babierkorb, aba ned in unnern Landdaach!“, rief der Unterfranke Halbleib der AfD abschließend zu. (Jürgen Umlauft)

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