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Kunst statt Hausgeräte: Auf dem ehemaligen AEG-Gelände haben bereits Künstler Ateliers bezogen. (Fotos: dpa)

11.04.2014

AEG siegt über Quelle

Wissenschaftsausschuss: Zukunft des Wissenschafts- und Forschungsstandorts Nürnberg

Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle will das ehemalige AEG-Gelände in Nürnberg zu einem Uni-Standort machen. Die Opposition hingegen favorisiert das vormalige Quelle-Areal und bezeichnet Spaenles Wahl als „verpasste Chance“. Jetzt sollen die Nürnberger Hochschulpräsidenten im Wissenschaftsausschuss bei der Entscheidung helfen. Ausschusschef Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht die Pleite von AEG und Quelle in Nürnberg mit gemischten Gefühlen. „Natürlich ist es bedauerlich, wenn Industriestandorte schließen müssen“, erklärt er im Wissenschaftsausschuss. Andererseits könnten dadurch neue Wissenschaftsstandorte entstehen. Weniger betrübt war Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU). Für ihn ist Nürnberg bereits neben München der neue Wissenschaftsstandort in Bayern. „Zusammen mit dem Max-Planck-Institut, den Fraunhofer-Einrichtungen, dem Technologie-Campus sowie der Kunst- und Musikhochschule wird das der neue Wissenschafts-Hotspot“, schwärmt der Minister. Dadurch ergäben sich riesige Chancen im Städtebau und Wissenschaftsbereich.

Die Frage ist nur: Welches der beiden Areale soll als Uni-Standort genutzt werden? Für Spaenle hat die Entscheidung für AEG nicht nur wegen des besseren Kosten-Nutzen-Verhältnisses „Zukunft und Potenzial“. Der Umbau des ehemaligen Quelle-Gebäudes würde laut Wissenschaftsministerium schließlich 340 Millionen Euro kosten.

Für das AEG-Gelände spricht sich auch der Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Karl-Dieter Grüske, aus. „Wir haben für den Energiecampus seit Jahren Räume auf diesem Gelände angemietet“, erläutert er den Abgeordneten. Quelle sei erst später dazugekommen und eher ein Logistikstandort. „Wenn der Freistaat die Gebäude jetzt nicht kauft, fließen unsere Projektmittel in die Mieten statt in die Wissenschaft.“

Der Präsident der Technischen Hochschule Nürnberg, Michael Braun, befürwortet ebenfalls das AEG-Gelände. „Dort haben wir ein stimmiges und kostengünstigeres Konzept, das auf Kooperation beruht“, glaubt er. Nicht nur aus Gründen der besseren Verkehrsanbindung könnte das Gebiet Teil einer Wissenschaftsachse werden. Er fordert allerdings, die dortigen Gebäude nicht nur anzukaufen, sondern auch finanziell auszustatten.

Michael Brückner (CSU) nennt das AEG-Gelände gar einen „Leuchtturm“, der Bildung und Arbeitsplätze in einem Stadtteil mit hohen Soziallasten schaffe. Die geplanten 24 Professuren und 17 Lehrstühle seien beachtlich. Für die Ablehnung des Quelle-Standorts sei darüber hinaus die SPD in Nürnberg verantwortlich. „Dadurch wurde es unmöglich, über den Standort zu diskutieren.“

Helga Schmitt-Bussinger (SPD) bezeichnet die Abkehr der Staatsregierung vom Quelle-Gelände hingegen als „Schmierenkomödie“. Finanzminister Markus Söder (CSU) habe den Standort noch bis letztes Jahr zum Wissenschaftszentrum von europäischem Rang ausbauen wollen. Jetzt würde es plötzlich heißen, das Gelände sei zu teuer und biete zu wenig Platz. „Das ist bei 250 000 Quadratmetern schon etwas an den Haaren herbeigezogen“, schimpft sie. Sie empfindet die Entscheidung für AEG ohne Kostenanalyse als „unverantwortlich“. Außerdem fordert die SPD-Fraktion in einem Antrag, einen detaillierten Masterplan für den Hochschulstandort zu entwickeln.

Ein genaues Zukunftskonzept für das Gelände verlangt ebenso die Grünen-Fraktion in einem Antrag. Für Verena Osgyan handelt es sich bei den geplanten Lehrstühlen auf dem AEG-Areal nämlich lediglich um eine Umsiedlung statt einer Neuansiedlung. „Wir fühlen uns daher als Opposition nicht ernstgenommen“, klagt sie. Die Abgeordnete bezeichnet die Absage an Quelle wie Schmitt-Bussinger als „verpasste Chance“.

Auch Peter Bauer (Freie Wähler) kann sich nicht vorstellen, dass es für das Quelle-Gelände keinerlei Vorteile gibt. Dennoch lehnte seine Fraktion den Antrag der SPD aufgrund mangelnden Mitspracherechts der Hochschulen bei der Planung gemeinsam mit der CSU ab. Der Antrag der Grünen wurde mit der CSU-Mehrheit zurückgewiesen. „Wenn wir bei der Konzeptausgestaltung Schranken anlegen“, begründet Brückner die Verweigerung, „kommt die Kreativität nicht in Fahrt.“ (David Lohmann)

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