Landtag

Biogasanlagen müssen nicht unbedingt mit Mais befeuert werden. Gülle tut es auch. (Foto: DAPD)

07.12.2012

Agrarministerium zweifelt an Biogasanlagen

Agrarausschuss: Dissens um die Wirksamkeit von Seehofers "Bayernplan" zur Umsetzung der Energiewende

Der von Ministerpräsident Horst Seehofer vorgeschlagene „Bayernplan“ zur Sicherstellung der Energieversorgung im Freistaat lässt sich nur bedingt umsetzen. Das wurde am Mittwoch im Agrarausschuss des Landtags deutlich. Seehofer hatte ins Gespräch gebracht, die grundlastfähigen Ersatzkapazitäten für den im Zuge der Energiewende wegfallenden Atomstrom nicht durch vier neue konventionelle Gaskraftwerke zu schaffen, sondern durch ein bayernweites Netz an kleineren, auf der Basis von Gülle arbeitenden Biogasanlagen. Zwar ist dies rechnerisch möglich, nach einer fachlichen Einschätzung des Agrarministeriums aber weder technisch machbar noch finanzierbar.

Opposition lästert über Seehofers „naives Bild“

Nach der Vorlage des leitenden Ministerialrats Rupert Schäfer sind in Bayern gegenwärtig knapp 2400 Biogasanlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 300 Kilowatt am Netz. Insgesamt liefern diese Kleinkraftwerke rund sechs Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr. Das entspricht etwa sieben Prozent des bayerischen Verbrauchs.
Das Potenzial für einen weiteren Zubau liege bei rund drei Milliarden Kilowattstunden, so Schäfer. Damit könnten theoretisch 1,5 der geplanten vier großen Gaskraftwerke ersetzt werden. Allerdings fehle den landwirtschaftlichen Biogasanlagen die Leistungskraft, um Stromlücken bei fehlender Sonnen- oder Windkraft auf Dauer auszugleichen.
Nach Angaben Schäfers laufen die Biogasanlagen fast vollständig im 24-Stunden-Dauerbetrieb und produzieren dabei eine über den Tagesverlauf konstante Strommenge. Die geplanten Gasgroßkraftwerke würden allerdings benötigt, um längere Stromlücken bei den tageszeit- und witterungsabhängigen Energieträgern zu schließen.
Technisch könnten die Biogasanlagen dafür aufgerüstet werden, allerdings nur für maximal acht Stunden am Tag und mit einem hohen finanziellen Aufwand im Bereich von mehreren 100 000 Euro je Anlage. Mit dem gegenwärtigen Vergütungsbetrag von maximal 25 Cent je eingespeister Kilowattstunde sei dies nicht zu stemmen, erklärte Schäfer. Die EEG-Vergütung müsste dafür auf mindestens 30 Cent steigen. Ein staatliches Investitionsförderprogramm sei gegenwärtig ebenfalls nicht vorgesehen.
Die Opposition sah Seehofers ehrgeizigen „Bayernplan“ damit gescheitert. Die Idee sei vom Grundsatz her gut, aber eben nicht umsetzbar, urteilte Adi Sprinkart (Grüne). Ohne die „geringste Ahnung der Rahmenbedingungen“ habe sich Seehofer ein „naives Bild von der Energiewende gemalt, wie man es sonst nur in bunten Kinderbüchern findet“. Der „Bayernplan“ sei deshalb ein „klassischer Rohrkrepierer des Ministerpräsidenten“. In ihrer Skepsis bestätigt sah sich auch Annette Karl (SPD).
Wenn kleinere Biogasanlagen schon heute an der Wirtschaftlichkeitsgrenze arbeiteten, woher solle dann das Geld für die erforderlichen Aufrüstungen kommen, fragte sie. Auf der politischen Agenda stehe eher die weitere Kürzung der EEG-Vergütungen, millionenschwere Förderprogramme seien nicht in Sicht.
Ulrike Müller (Freie Wähler) warnte vor den Auswirkungen eines weiteren Ausbaus von Biogasanlagen auf die bäuerlichen Strukturen in Bayern. Wegen der höheren Nachfrage an agrarischen Zulieferstoffen für die Anlagen würden die Pachten steigen, die klassische Landwirtschaft drohe davon verdrängt zu werden. (Jürgen Umlauft)

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