Landtag

Tobias Bernhard (18) kandidiert auf der Liste der Bayernpartei. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

09.10.2018

"Bayern passt nicht zu Deutschland!"

Die Jugend ist unpolitisch. Einige junge Menschen wollen mit diesem Vorurteil aufräumen und kandidieren für den Landtag. Der jüngste unter ihnen ist erst vor sechs Monaten 18 geworden und setzt sich für die Eigenstaatlichkeit Bayerns ein

Bayerns jüngster Landtagskandidat ist ein Separatist. "Bayern passt nicht zu Deutschland", sagt Tobias Bernhard aus Schwabmünchen im Landkreis Augsburg. Deswegen tritt er für die Bayernpartei (BP) an, die den Freistaat in die Unabhängigkeit führen will. Die Politik der CSU, die nicht nur im Wahlkampf den Bayernmythos pflegt, hält Bernhard für "halbgar". Da unterstützt der 18-Jährige lieber die Partei, die in ihren "Weiß-Blauen Grundsätzen" unmissverständlich klar macht, dass sie die "Vormundschaft durch Berlin" beenden möchte. Der Freistaat habe selbst nicht genug Einfluss auf Entscheidungen, meint Bernhard.

Bei der Wahl am Sonntag bewerben sich eine Reihe von erst 18 Jahre alten Kandidaten um einen Sitz im Maximilianeum. Bernhard ist nach Angaben des Landesamtes für Statistik der jüngste unter ihnen, er ist erst im April volljährig geworden. Er geht in die 11. Klasse der Fachoberschule in Neusäß bei Augsburg mit dem Schwerpunkt Agrarwirtschaft, Bio- und Umwelttechnologie. Er wolle später einmal im Laborbereich arbeiten, sagt der Schüler.

Für die Porträtfotos hat er sich in Tracht geworfen. Doch der 18-Jährige betont sogleich, dass er eigentlich nicht in dieses Klischee passe: "Sonst ziehe ich das auch nicht an", sagt Bernhard zu seiner Lederhosenkluft. Das sei nur das Outfit fürs Volksfest oder den Parteitag.

Für Politik interessiere er sich schon lange, erzählt der junge Schwabmünchner. Seit zwei Jahren ist er BP-Mitglied, die Partei hat mit dem Jungbayernbund auch eine eigene Nachwuchsorganisation. In der Schule ist Bernhard mit seinem politischen Engagement dennoch eher ein Exot: "In meiner Klasse ist niemand anderes in einer Partei", sagt er. Diskussionen führt der BP-Kandidat dafür daheim mit dem älteren Bruder, der politisch ganz anders ticke und quasi "auf dem anderen Ufer" stehe.

Seit 1966 ist die BP nicht  mehr im Landtag vertreten

Bernhard stört sich nicht daran, dass seine Partei bei Landtagswahlen schon sehr lange keine wichtige Rolle mehr spielt. Er rechne nicht gleich mit einer absoluten Mehrheit, aber das Überspringen der Fünf-Prozent-Hürde sieht er als "realistisches Ziel" an. "Wenn man nicht mithilft, dann wird das ja nie was", sagt er über seine Kandidatur inklusive Basiswahlkampf mit dem stundenlangen Aufhängen von Plakaten.

Mit seiner optimistischen Zielsetzung für den Wahltag liegt der Schüler ganz auf Parteilinie. Die BP verlautbart offiziell, dass die zahlreichen Umfragen, bei denen die Partei nicht vorkommt oder bei den "Sonstigen" untergeht, falsch seien. In Wahrheit stehe die BP bei 6 Prozent und "die Rückkehr der Bayernpartei in den bayerischen Landtag steht unmittelbar bevor", macht die BP den eigenen Anhängern Mut.

Doch die Erfolge der BP liegen mehr als ein halbes Jahrhundert zurück, seit 1966 ist die Partei nicht mehr im Landtag vertreten. Bei der vergangenen Landtagswahl konnte sie zwar ihr Ergebnis auf 2,1 Prozent fast verdoppeln, vom Einzug ins Maximilianeum scheint die BP trotzdem noch weit entfernt.
Daher ist es höchst unwahrscheinlich, dass Bernhard nach der Wahl das Klassenzimmer gegen das Parlament eintauschen wird. Denn selbst für den Fall, dass die BP mehr als 5 Prozent erhält: Er selbst steht auf den schwäbischen BP-Kandidatenliste nur an 14. Stelle - kein aussichtsreicher Platz. Auf der Internetseite, auf der die BP ihre Bewerber vorstellt, wurde Bernhard von seiner Partei sogar glatt vergessen. Der 18-Jährige nimmt es gelassen: "Hauptsache, ich stehe auf den Wahlzetteln."
(Ulf Vogler, dpa)

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