Landtag

Die Abgeordneten des bayerischen Landtags legten eine Schweigeminute für die Opfer der Neonazi-Morde ein. (Foto: Poss)

16.12.2011

Das Hohe Haus entschuldigt sich

Gibt es überhaupt angemessene Worte für das Unheil, das die Morde der Neonazis angerichtet haben, dann hat sie Haci-Halil Uslucan gefunden: „Die neonazistischen Mörder kennzeichnet eine Unfähigkeit zu fühlen, Empathie zu zeigen; das Leben der Hinterbliebenen ist hingegen gezeichnet von der Unfähigkeit, nicht zu fühlen, von der Unfähigkeit, den Schmerz zu ignorieren“, sagte der Psychologe im Rahmen einer Gedenkstunde, die der bayerische Landtag für die bayerischen Opfer ausrichtete. Deren fünf Namen wurden vor einer Schweigeminute verlesen. Lebensklug, versöhnlich, aber auch direkt sprach der Professor für Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen zu den Angehörigen der Opfer, den Abgeordneten, Vertretern der Kirchen und Schülern.
Unter anderem forderte Uslucan: „Eine lückenlose Aufklärung und Bestrafung der Beteiligten und ihrer Helfershelfer und Drahtzieher, aber auch moralische Empörung und Verachtung sowie ganz konkrete politische Veränderungen sind das Mindeste, was angesichts dieser Brutalität von der Zivilgesellschaft und Politik zu erwarten ist, damit solchen bestialischen Gruppen ihr Handlungsspielraum entzogen wird.“ Dass Sensibilität und Empathie – oder aber ihr Gegenteil – in der Sprache wiedergespiegelt wird, verdeutlichte Uslucan eindringlich: „Schlagzeilen, die diese neonazistischen Verbrechen als ,Dönermorde’ bezeichnen, sind mehr als höchst unsensibel und menschenverachtend. Denn nicht ,Döner’, sondern Menschen sind getötet worden.“ Sprache sei weder unverdächtig noch eine neutrale Abbildung der Welt. Von großer Humanität in der Rede des Hochschullehrers zeugte indes Folgendes: Er verlas nicht nur die Namen der fünf in Bayern Hingerichteten, sondern die von allen zehn Opfern. Darunter war auch der Name der ermordeten Polizistin Michèle Kiesewetter. Ein deutlicheres Plädoyer für ein Miteinander kann es nicht geben.

Stamm: "Wir sind beschämt"

Auch Landtagspräsidentin Barbara Stamm wählte dem Anlass entsprechende Worte: „Wir sind beschämt.“ Damit brachte sie das Gefühl, das viele Bürger in Bezug auf die feigen Morde haben, auf den Punkt. Sie bedauere, sagte Stamm, dass es den Sicherheitsbehörden nicht gelungen sei, die Verbrechen zu verhindern. „Mehr noch: Neben dem Verlust eines geliebten Menschen mussten die Familien der Opfer zusätzliche Belastungen durch fehlerhafte Ermittlungen und falsche Verdächtigungen ertragen“, sagte sie. Dafür entschuldigte sie sich „auch im Namen der Mitglieder des Hohen Hauses, stellvertretend bei den hier anwesenden Angehörigen, in aller Form“.  (Alexandra Kournioti)

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