Landtag

Solche Bilder waren in den vergangenen Monaten in Deutschland undenkbar: Hier zu sehen ein E-Jugendspieler mit Profieinlage. (Foto: dpa/Scheidemann)

05.03.2021

Mehr Geld für Bayerns Sportvereine

Innenausschuss des Landtags: Bayern will Sportvereinen auch in diesem Jahr die doppelte Vereinspauschale bezahlen – Opposition kritisiert „Förderung mit der Gießkanne“

Die bayerischen Sportvereine werden vom Freistaat auch heuer wieder die doppelte Vereinspauschale überwiesen bekommen. Das kündigte – vorbehaltlich der Zustimmung durch den Landtag – Sportminister Joachim Herrmann (CSU) im Innenausschuss an. „Wir wissen, dass die Verdoppelung der Vereinspauschale nicht alle Probleme löst, aber sie ist sehr hilfreich“, sagte Herrmann. Landesweit sollen damit wieder 40 Millionen Euro ausbezahlt werden.

Der Freistaat reagiert mit der Zahlung auf die Einnahmeausfälle der Sportvereine, die wegen Corona unter Mitgliederschwund leiden und keine Veranstaltungen durchführen dürfen. Nach einer Hochrechnung des Landessportverbands haben die Vereine im vergangenen Jahr rund 200 000 Mitglieder verloren, die Mindereinnahmen sollen sich auf 450 Millionen Euro summieren. Die Daten wurden allerdings nicht repräsentativ erhoben. Herrmann kündigte zahlreiche Erleichterungen bei der Antragstellung an. Berechnungsgrundlage seien zudem die für die Vereine günstigeren Daten des Jahres 2019.

Innenminister Herrmann für baldige Lockerungen beim Breitensport

Herrmann betonte, dass es im Frühjahr zu einer „Wiederbelebung des Vereinssports in Bayern“ kommen müsse. Dies könne allerdings aus Gründen des Infektionsschutzes nur schrittweise erfolgen, wie dies auf der jüngsten Konferenz der Sportminister der Länder vereinbart worden sei. Erste Lockerungen könne er sich für kontaktfreie Sportarten unter freiem Himmel vorstellen. Zudem wolle er im Vereinssport unter Einhaltung von Schutz- und Hygienekonzepten erweiterte Möglichkeiten für Kinder und Jugendliche erreichen, für die das Teamerlebnis wichtig sei. Das werde aber nur mit einer regionalen Staffelung möglich sein. „Es ist klar, dass bei einer Inzidenz unter 35 mehr möglich sein wird als bei einer über 200“, sagte er.

Nach Ansicht des Ministers muss der Breitensport bei den nächsten Öffnungsschritten prioritär berücksichtigt werden. „Sport hat neben dem Spaßfaktor auch eine gesundheitliche Bedeutung“, hob er hervor. Fitte und trainierte Menschen hätten bessere Chancen, eine Corona-Infektion ohne schwerwiegendere Folgen zu überstehen. Man brauche den Sport für Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Deshalb liegt uns daran, dass die Vereine jetzt nicht reihenweise finanziell den Bach runtergehen“, sagte Herrmann.

Der Minister bat um Verständnis dafür, dass der Berufssport sowie der Trainingsbetrieb in den Landeskadern trotz Corona erlaubt sei. Dies liege an den umfassenden und detaillierten Schutzkonzepten dort. „Der Aufwand zur sicheren Durchführung des Spitzensports ist immens, das lässt sich nicht auf den Breitensport übertragen“, erklärte Herrmann mit Blick auf die fast täglichen Corona-Tests von Spitzensportlern und deren weitgehende Abschottung vom normalen Leben.

Klaus Adelt (SPD) und Richard Graupner (AfD) forderten eine nach Bedürftigkeit der Vereine gestaffelte Pauschale. Es müsse unter anderem berücksichtigt werden, ob ein Verein teure Sportstätten unterhalten müsse oder kaum Fixkosten zu tragen habe, meinte Adelt. Graupner sprach sich aus diesem Grund gegen eine „Förderung mit der Gießkanne“ aus. Herrmann entgegnete, eine derartige Ausdifferenzierung wäre bei mehr als 15 000 antragsberechtigten Vereinen in Bayern nur mit großem Verwaltungsaufwand zu schaffen. Die Konsequenz wäre ein verzögertes Auszahlungsverfahren. Mit der Pauschale habe man es vergangenes Jahr geschafft, dass das Geld wie üblich im Sommer ausbezahlt worden sei und „nicht erst Monate später“, begründete Herrmann seine Ablehnung.

Eine Perspektive für den Breitensport vor allem für Kinder und Jugendliche mahnten Max Gibis (CSU) und Alexander Muthmann (FDP) für Regionen mit hoher Corona-Inzidenz an. Die Vereine hätten bereits 2020 gute Hygienekonzepte erarbeitet, die noch verfeinert werden könnten, sagte Gibis.
Wolfgang Hauber (Freie Wähler) warb für die Aufhebung der strengen Kontaktbeschränkungen für den Sportbereich.

Freie Wähler: Spielende Kinder auf Bolzplätzen auch in größeren Gruppen okay

Aus seiner Sicht könnten zum Beispiel Nordic-Walking-Gruppen oder Kinder auf Bolzplätzen in größeren Gruppen toleriert werden. Auch für Fitnessstudios könne es unter Wahrung von Hygieneregeln Ausnahmen geben.

Katharina Schulze (Grüne) sah in der Politik der Staatsregierung die Maxime des „Kinder first“ bei den Corona-Lockerungen durchbrochen. Während Baumärkte unabhängig vom Inzidenzwert landesweit wieder geöffnet seien, gebe es noch immer keine Sportangebote für Kinder. Als dringlich erachtete sie die Wiederaufnahme des Schwimmunterrichts, um Badeunfälle zu verhindern. Dazu regte Schulze eine zweite Schulschwimmwoche noch vor den Sommerferien an. Auf Nachfrage Adelts äußerte sich Herrmann zurückhaltend zur baldigen Öffnung von Hallenbädern. Man prüfe mögliche Optionen, realistischer sei jedoch, auf die Freibadsaison zu setzen. (Jürgen Umlauft)

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