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Manchen Schüler*innen gelang es auch während der Pandemie, gut mit dem Lernstoff voranzukommen – anderen nicht. Foto: dpa/Matthias Balk

18.06.2021

"Es gibt keinen Corona-Jahrgang"

Bildungsausschuss: Kultusminister Michael Piazolo (FW) stellt Hilfspaket für benachteiligte Schulkinder vor

Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will das kommende Schuljahr möglichst ohne tiefgreifende Einschränkungen durchziehen. „Mein Ziel ist, das Schuljahr in vollem Präsenzunterricht zu starten und das möglichst das ganze Jahr zu halten“, sagte Piazolo im Bildungsausschuss. Wegen der weiter unsicheren Pandemielage könne er dies aber nicht versprechen. Er lehnte es auch ab, einen festen, an Inzidenzwerten ausgerichteten Plan aufzustellen, um schon jetzt Klarheit über konkrete Maßnahmen bei möglicherweise wieder steigenden Infektionszahlen zu schaffen. „Die Erfahrung mit Corona lehrt, dass solche Pläne schnell von der Realität überholt werden können“, sagte Piazolo. Es sei gegenwärtig nicht absehbar, wie sich Virusmutationen und der Impffortschritt auf den weiteren Pandemieverlauf auswirken würden.

Ab 21. Juni überall in Bayern Präsenzunterricht

Für den Rest des laufenden Schuljahrs ging Piazolo von vollständigem Präsenzunterricht in ganz Bayern aus. Ab dem 21. Juni würden auch die Schulen im Landkreis Lindau und der Stadt Schweinfurt als letzte in Bayern komplett in den Präsenzunterricht zurückkehren. Piazolo betonte, dass die Abschlussprüfungen an allen Schularten durchgeführt worden seien oder noch werden. „Es gibt keinen Corona-Jahrgang“, stellte er fest.

Um während der Lockdownphasen entstandene Wissenslücken und psychosoziale Defizite auszugleichen, präsentierte Piazolo ein umfassendes Maßnahmenpaket, das weit ins kommende Schuljahr hineinreichen soll. Da die Betroffenheit unter den Schüler*innen sehr unterschiedlich sei, sollen die Programme möglichst individuell umgesetzt werden. Basis dafür seien Lernstandserhebungen vor allem in den Kernfächern. Als Maßnahmen nannte er die bereits laufenden und auch im kommenden Schuljahr fortgesetzten Brückenkurse sowie die zweiwöchige „Sommerschule“ auf freiwilliger Basis während der Sommerferien. Um Gemeinschaftserlebnisse zu ermöglichen, werde es zudem in den Ferien wieder vom Bayerischen Jugendring organisierte freizeitpädagogische Angebote geben. Bei aller Notwendigkeit des Nach- und Aufholens warnte Piazolo davor, die Kinder und Jugendlichen zu überfordern. „Lernlücken schließen, Schwimmen lernen und womöglich noch zum Psychologen – wir müssen aufpassen, dass es insgesamt nicht zu viel wird“, mahnte er.

Opposition kritisiert Konzept als unzureichend

Gabriele Triebel (Grüne) forderte Piazolo auf, bei der weiteren Schulplanung nicht länger nur auf Sicht zu fahren. Die Schulfamilie brauche auch in der Pandemie möglichst sichere Strukturen. Vor allem müssten die Belange von Kindern und Jugendlichen endlich höchste Priorität erlangen. Sollte das Infektionsgeschehen wieder stärkere Einschränkungen nötig machen, müssten diese erst Erwachsene betreffen, bevor wieder Schulen geschlossen würden, sagte Triebel. Bedenken bezüglich der Umsetzung der Förderprogramme meldete Margit Wild (SPD) an. Für die Zusatzangebote fehle es schlicht an professionellem Personal. Bei etwaigen Einschränkungen des Schulbetriebs forderte Wild, die 1. und 2. Klasse auszunehmen. Die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben könne nicht im Distanzunterricht erworben werden.

Auch Matthias Fischbach (FDP) zweifelte an der Tauglichkeit der geplanten Fördermaßnahmen. Wenn der Freistaat bei 1,6 Millionen Schüler*innen nur 20 Millionen Euro für Brückenangebote bereitstelle, dann sei das eher ein „leichtes Holzgerüst“. Markus Bayerbach (AfD) forderte, Schulausfälle in Zukunft „absolut zu verhindern“. Die Grenze des für Schüler*innen und Eltern Zumutbaren sei inzwischen überschritten. Um vollen Präsenzunterricht auch bei Einhaltung der Mindestabstände zu ermöglichen, müssten alternative Raumkonzepte unter Einbeziehung von Hallen und großen Sälen erarbeitet werden. Gerhard Waschler (CSU) plädierte für die vorläufige Beibehaltung der Maskenpflicht im Klassenzimmer. Der Gesundheitsschutz müsse weiter an erster Stelle stehen. Redner der anderen Fraktionen sprachen sich dagegen für Lockerungen aus.
(Jürgen Umlauft)

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