Landtag

Petra Högl (49) auf der Terrasse des Landtags. (Foto: loh)

17.07.2020

Die Landwirtschaftsbegeisterte

Im Porträt: Die CSU-Abgeordnete Petra Högl

Wer sich mit der CSU-Abgeordneten Petra Högl unterhält, kommt immer wieder auf einen Mann zu sprechen: Kelheims Landrat Martin Neumeyer (CSU). Ihm verdankt Högl ihre Karriere, seinen Stimmkreis übernahm sie, weil Neumeyer nicht mehr als Abgeordneter kandidierte, und er ist ihr großes Vorbild. Als Högl 1999 noch haderte, ob sie trotz der damals drei Kinder politisch durchstarten und wochenlang Wahlkampf betreiben sollte, war er es, der sie überzeugte. „Martin war schon immer ein großer Förderer – insbesondere von Frauen“, lobt Högl. Es seien große Fußstapfen gewesen, in die sie nach dem Einzug in den Landtag getreten sei. Bis heute berät Neumeyer die 49-Jährige in politischen Fragen. Was sie besonders an ihm schätzt: „Dass er die Dinge nicht nur durch die Parteibrille sieht, sondern sich in andere hineinversetzen kann.“ Das ist auch ihr erklärtes Ziel.

Ein zweites prägendes Thema in Petra Högls Leben: ihre Familie. Sie wuchs mit vier Geschwistern auf einem Bauernhof auf – exakt so viele Kinder hat sie heute selbst. Sie kam aus einem politischen Elternhaus, der Onkel nahm sie mit auf CSU-Veranstaltungen und weckte so ihr Interesse. Eine andere Partei kam seitdem für sie nie infrage. Nach ihrer Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachassistentin Mitte der 90er-Jahre heiratete sie einen Landwirt. Weil die Hauswirtschaftsschule nicht weit von dessen Landwirtschaftsbetrieb entfernt war, absolvierte sie noch eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin. „Dort habe ich viel über landwirtschaftliche Betriebsführung gelernt“, erinnert sie sich.

Nach dem Abschluss stand die Frage im Raum, wer sich um den Hof kümmert. „Bevor wir uns streiten, wer den Schlepper fahren darf, habe ich mir lieber etwas anderes gesucht“, sagt Högl und lacht. Der Schwiegervater stellte sie in seinem Unternehmen für Kompost und Recycling ein. Nebenher kümmerte sich Högl noch um ihren Hof. Für den Kreistag 2014 und für den Landtag 2018 hätte sie ohne den Rückhalt von Mann, Familie und Schwiegereltern nicht kandidiert, sagt sie.

Bei Högls landwirtschaftlicher Prägung ist es nicht verwunderlich, dass sie seit ihrem Einzug ins Maximilianeum im Agrarausschuss sitzt. Von den Kolleginnen und Kollegen fühlte sie sich sofort gut eingebunden. Nur an die Dauer mancher Sitzungen habe sie sich erst gewöhnen müssen, sagt Högl und lacht. Politisch befürchtet die Abgeordnete, dass es bei abnehmender Zahl der Landwirt*innen in Bayern künftig zu wenig regionale Produkte gibt.

Sorgen bereiten ihr auch die Spannungen zwischen den gesellschaftlichen Anforderungen und der Ausrichtung der landwirtschaftlichen Betriebe. Das zeigte sich besonders deutlich beim Volksbegehren „Rettet die Bienen“, das viele Bauern auf die Barrikaden trieb. „An der Situation sind wir als Politik nicht ganz unschuldig“, räumt sie ein. Das Volksbegehren habe sie nicht unterschrieben, im Landtag aber für das Gesetz gestimmt. „Wenn man merkt, dass etwas falsch läuft, muss man eben Veränderungen angehen“, erklärt sie. Um die Konflikte zu entschärfen, macht sie sich für einen permanenten Dialog zwischen Landwirtschaft, Einzelhandel, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaft stark. Auch wenn dieser nicht einfach wird, wie sie befürchtet.

Sie fiebert bei jedem FC-Bayern-Spiel mit

Außerdem sitzt Högl im Sozialausschuss. „Das hat mich interessiert, weil ich selber Mutter von vier Kindern bin und wir als Großfamilie alle unter einem Dach wohnen“, erklärt sie. Auch das Verhältnis zwischen Vorgesetzten und Beschäftigten interessiert sie aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen. „Zuerst war ich Arbeitnehmerin, dann Arbeitgeberin.“ Eine Frauenquote lehnt sie ab – die findet sie nicht fair. Grundsätzlich würde sie es aber begrüßen, wenn es in Politik und Unternehmen mehr Frauen in Führungspositionen gäbe. Im Ausschuss möchte sie sich vor allem für Menschen einsetzen, die es nicht so einfach haben: Alleinerziehende, Menschen mit Behinderungen, Senioren. „Den Schwiegereltern geht’s gut, aber ohne uns wäre es während der Corona-Krise schwierig geworden“, verdeutlicht Högl.

Um für die Menschen trotz der Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr ein offenes Ohr zu haben, hat Högl statt der Bürgersprechstunden Telefonsprechstunden angeboten. „Es war mir ganz wichtig, auch während Corona ansprechbar zu sein“, betont sie. Die Themen seien vielfältig gewesen: von der Verwertung von Streuobst über die Nutzung von Wertstoffhofcontainern, Bauanfragen, Förderanträgen bis hin zu der Frage, wann die Kitas wieder öffnen. Genervt ist sie bei den Sprechstunden, wenn sie den Menschen nicht helfen kann, weil ihr aufgrund eines Bundes- oder Europagesetzes die Hände gebunden sind.

Während Högl überregional den meisten Menschen nicht bekannt gewesen sein dürfte, konnte sie sich während der Corona-Krise profilieren. Kelheim ist ein Hopfen-, Erdbeeren- und Spargel-Landkreis. Wegen Corona durften ausländische Fachkräfte nur unter erschwerten Bedingungen einreisen und mussten daher teilweise von Studierenden und Menschen aus der Gastronomie unterstützt werden. Während die Landwirtschaft sich um ihre Ernte sorgte, befürchteten Fachleute, dass die gemeinsam genutzten Unterkünfte zu einem Infektionsherd für Covid-19 werden. Högl hat daher frühzeitig auf Hygienekonzepte geachtet und die Situation genau beobachtet. Es ist alles gutgegangen, Kelheim wurde nicht zum Corona-Landkreis wie derzeit etwa Gütersloh. Angst davor hatte Högl zwar nicht. „Aber der Gedanke, dass es zu einem Ausbruch kommen könnte, war natürlich immer im Hinterkopf“, gibt sie zu.

In ihrer Freizeit geht Högl gerne spazieren oder unternimmt mit der Familie Ausflüge ins „wunderschöne Altmühltal“. Außerdem fiebert sie als Vereinsmitglied bei jedem Fußballspiel des FC Bayern München mit. Den Einwand, dass Bayern doch sowieso immer Meister wird, lässt sie nicht gelten. Schon als Kind sei sie auf der Eckbank gesessen und habe die Livekonferenz Heute im Stadion im Radio verfolgt. Ihre Leidenschaft für Fußball hat inzwischen auf ihren Sohn abgefärbt – und auf die Schwiegermutter. „Die sagt, das ist besser als Krimis“, sagt Högl und lacht. Ihr größter Wunsch für die Zukunft: „meine Sache gut machen und 2023 wiedergewählt werden.“ (David Lohmann)

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