Landtag

Die fränkischen Reben als Aushängeschild Bayerns. Die Freien Wähler wollen sie fürs UNESCO Kulturerbe vorschlagen. (Foto: DAPD)

05.04.2012

Frankenwein muss es sein

"Komm, schenk dir ein": Nicht alle bayerischen Kabinettsmitglieder bekennen sich zu fränkischem Wein

Wein aus Franken in aller Munde – so sollte es sein, wenn es nach Hans Jürgen Fahn (Freie Wähler) ginge. In seinen Augen hätte der Landtag längst der Forderung nach einer fränkischen Weinstube im oberbayerischen München zustimmen müssen. Und warum bitte korkt der Vorschlag, die denkmalgeschützten Terrassenanlagen in den Weinbergen von Klingenberg, Großheubach und Erlenbach fürs UNESCO Weltkulturerbe vorzuschlagen? Schließlich wird seit über 1200 Jahren Wein in Franken angebaut, der damit ein Aushängeschild des Freistaats ist.

Landtag vertreibt eigenen Frankenwein

Doch obwohl der Landtag einen eigenen Landtagswein vom Staatlichen Hofkeller in Würzburg vertreibt, ist das Bekenntnis zum Frankenwein nicht in jedem Ministerium gleich stark ausgeprägt, wie eine schriftliche Anfrage der Freien Wähler ergab. Und das trotz des Landtagsbeschlusses aus dem Jahr 2000, nach welchem nach Möglichkeit bei offiziellen Anlässen bevorzugt regionale Produkte „in den Einrichtungen der staatlichen Gemeinschaftsverpflegung“ eingesetzt werden sollen.
Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) hat zwar bei der Preisverleihung Reife Leistung für Senioren im August 2011 den fränkischen Tropfen dekantiert, „kann aber nicht ganz ausschließen, dass im Einzelfall auch andere deutsche Weine oder aus der EU zum Ausschank kommen“. Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) glaubt gar, dass eine einseitige Bevorzugung des Frankenweins nicht nötig sei, da dieser den Wettbewerb nicht scheuen müsse. Selbst Innenminister Joachim Herrmann (CSU) oder Ernährungsminister Helmut Brunner (CSU) bieten bei Empfängen nur „in aller Regel“ den gegorenen Traubensaft aus Nordbayern an. „In aller Regel bedeutet aber auch, dass es Ausnahmen gibt“, kritisiert Hobby-Sommelier Fahn. Der Vorstandsvorsitzende der Winzergemeinschaft Franken (GWF) Andreas Oehm erzählt, er wurde in der Vergangenheit oft mit dem Verweis auf den Caterer abgespeist. „Aus Sicht der fränkischen Winzer ist das ausgemachter Blödsinn“, schimpft Oehm. „Wer zahlt, bestellt auch.“

Staatlicher Hofkeller vor dem Aus?

Also alles nur Worthülsen und Lippenbekenntnisse? Zum Glück existieren Weinpatrioten wie Justizministerin Beate Merk (CSU), die bei festlichen Veranstaltungen dem lokalen Wein „den ihm gebührenden Rang einräumt“ und ausschließlich die fränkische Ode an den Gaumen kredenzt. Reblaus sei Dank! Ebenso handhabte es der frühere Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU), der selbst bei rein internen Feierlichkeiten des Ministeriums wie Weihnachtsfeier oder Sommerfest Wein aus Franken ausgeschenkt hatte. Darüber hinaus wollte er in diesem Jahr sogar eine fränkische Weinprobe im Staatlichen Hofkeller arrangieren. Doch nach dem Ausscheiden aus dem Amt im November und seinem Wechsel zum Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) im Mai kommen wohl lediglich die neuen Angestellten in diesen Genuss.
Die Liberalisierung des EU-Weinmarktes stößt den fränkischen Winzern zusätzlich sauer auf. Demnach könnte es beispielsweise 2018 zu einem Ende des Anbaustopps mit einer Verlagerung des Weinbaus aus den steilen Hanglagen in leichter zu bewirtschaftende flache Lagen kommen. Der Fränkische Weinbauverband e.V. sorgt sich daher um den hohen heimischen Qualitätsanspruch.
Droht folglich das Aus des fränkischen Kulturguts? Zumindest die Staatskanzlei versucht durch eine Bundesratsinitiative den Anbaustopp bis 2025 zu verlängern und ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden: „Auf Staatsbesuchen, Auslandsreisen und den jährlich zirka 140 Staatsempfängen wird seit Jahrzehnten grundsätzlich Frankenwein und Frankensekt angeboten“, erklärt Staatskanzleichef Thomas Kreuzer (CSU) – was für ein guter Abgang. (David Lohmann)

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