Landtag

Länger gemeinsam lernen sollen nach SPD-Willen die Schüler in Bayern. (Foto: dapd)

17.06.2011

Gemeinschaftsschule lautet das oberste Ziel

Martin Güll stellt sein Programm vor

Authentizität – das ist es, was die meisten Politiker ausstrahlen möchten. Mit Abstand am besten gelingt Volksvertretern dies, wenn sie auf eigene Erfahrungen als Motivation für ihr Mandat verweisen können. Martin Güll, der neue Bildungssprecher der SPD-Landtagsfraktion, kann das. Bevor er sein Arbeitsprogramm – selbstredend soll es zum Spitzenergebnis für die SPD bei der Landtagswahl 2013 beitragen – vorstellte, bilanzierte er jene Lehren, die er aus 33 Berufsjahren als Lehrer an einer bayerischen Hauptschule sowie als Vater zweier Kinder gemacht hat.


Ein Weiterbildungsgesetz soll erlassen werden


Als ehemaliger Beratungslehrer monierte Güll die Übertrittsregeln an bayerischen Grundschulen. „Die Angst vor dem so genannten Grundschulabitur in der dritten und vierten Klasse ist für die ganze Familie sehr belastend“, sagte der 57-Jährige. Es sei schlimm zu erleben, „wie die Kinder leiden und was das mit den Familien macht“. Ebenso entmutigend wäre, dass die Hauptschule trotz erfolgreicher Arbeit mit den Lernenden immer mehr abgelehnt werde respektive der mittlere Schulabschluss am Ende der zehnten Hauptschulklasse auf wenig Akzeptanz stoße. Und wie problematisch für Schüler und Lehrer der doppelte Abiturjahrgang sei, habe er als Vater einer Abiturientin unmittelbar erfahren.
Um diese und weitere – aus seiner Sicht – Makel bayerischer Bildungspolitik zu beseitigen, sieht Güll nur eine Lösung: Eine Gemeinschaftsschule einzuführen, nennt er „mein zentrales Projekt“. An diesem Schultyp sollen bayerische Schüler über zehn Jahre gemeinsam lernen – gleich, welchen Abschluss sie anstreben.
Allerdings will die SPD die bestehenden Schultypen nicht flächendeckend abschaffen. Vielmehr sehe man die Gemeinschaftsschule als ein „ergänzendes Angebot zu Hauptschule, Realschule und Gymnasium und soll aus bestehenden Schulstandorten unter Beteiligung der Bürger und Kommunalvertreter entwickelt werden“. Nur an Schulen, an denen ein Antrag gestellt und ein adäquates pädagogisches Konzept vorgelegt werde, soll es zu einer Gründung kommen. Am Gymnasium will die SPD allerdings nicht „rütteln“, wie sich Güll ausdrückt. Dennoch müsse dort der Lernprozess individueller und der Unterrichtsausfall reduziert werden. „Außerdem wollen wir die Oberstufe flexibilisieren“, kündigt Güll an. „Schnellere Schüler“ sollen diese in zwei Jahren absolvieren können, „langsamere“ in drei.
Auch wenn die Gemeinschaftsschule alle anderen Themen überragt, definierte Güll weitere Ziele: Inklusion an allen Schulen. („Niemand hat da die Patentlösung in der Tasche.“) Übergang von der frühkindlichen Bildung zur Schule. („Die flexible Eingangsstufe ist schon mal gut, aber nicht genug.“) Berufliche Bildung. („Wir müssen die beruflichen Schulen weiterführen.“) Lebenslanges Lernen. („Wir treten für ein Weiterbildungsgesetz ein.“)
Auf Nachfragen, ob es ihm gelingen wird, sich in der Öffentlichkeit ebenso stark zu positionieren wie sein Vorgänger Hans Ulrich Pfaffmann, reagiert Güll gelassen: „Ich hatte bereits 125 Gespräche mit Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern“, nannte er ein Beispiel für seine Öffentlichkeitsstrategie. Dass er so wie die meisten anderen neuen SPD-Fachsprecher und der neue Fraktionsvorstand Neuling im Parlament ist, ficht Güll nicht an: „Ich finde, es hat sich schon gezeigt, dass die Neuen auch eine neue Politik machen“, erklärte er selbstbewusst.
Auch zeichne ihn persönlich eines besonders aus: Wegen seiner zeitlich überschaubaren Partei- und Parlamentszugehörigkeit verfüge er noch über eine „gewisse Außensicht auf die Politik“. (Alexandra Kournioti)

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