Landtag

In München ist die Zahl der Obdachlosen in fünf Jahren um fast 70 Prozent gestiegen. Bayernweite Zahlen gibt es nicht. (Foto: dpa/Andreas Gebert)

18.01.2019

Hilfe ohne Obdachlosenstatistik (un)möglich?

Für passende Hilfsangebote muss bekannt sein, wie viele Menschen keine Wohnung haben, meinen die Grünen. Die Staatsregierung hingegen lehnt eine amtliche Wohnungslosenstatistik ab

„Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter und unterschiedlichste Ursachen“, ist der wohnungspolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Jürgen Mistol, überzeugt. Aber sie korrespondiere mit den aktuellen Problemen am Wohnungsmarkt wie den steigenden Mietpreisen, dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum und vor allem der rückläufigen Zahl an Sozialwohnungen. Er wollte deswegen von der Staatsregierung wissen, wie sich die Wohnungslosenquote im Freistaat entwickelt hat.

Das Sozialministerium schreibt, dass die entsprechenden Zahlen zuletzt 2014 in Bayern abgefragt wurden. Zwar gebe es aktuell eine neue Erhebung, diese Daten lägen aber noch nicht vor. Die Wohnungslosenquote im Jahr 2014 lag bei 0,095 Prozent. Über die Entwicklung in den letzten fünf Jahren im Freistaat kann das Ministerium entsprechend nichts sagen. In München hat sich laut dem Ressort von Sozialministerin Kerstin Schreyer (CSU) die Anzahl der akut wohnungslosen Personen von 3676 im Jahr 2012 auf 6158 im Jahr 2017 fast verdoppelt. Auch in Würzburg stieg die Anzahl der akut wohnungslosen Personen in Obdachlosenunterkünften von 237 im Jahr 2011 auf 293 im Jahr 2015.

Als Hauptursache für die Zunahme der wohnungslosen Personen nennt die Staatsregierung die angespannte Wohnungsmarktlage, das Bevölkerungswachstum und die vorübergehend gestiegene Zuwanderung. Insgesamt 32 spezialisierte Fachstellen sollen Wohnungslosen helfen – davon 18 in Oberbayern. Der Freistaat unterstützt diese Fachstellen im Rahmen der Modellprojektförderung. Wie viele Personen Beratungs- oder Präventionsangebote in Anspruch genommen haben, ist dem Ministerium nicht bekannt.

Die Wohnungslosenquote im Jahr 2014 lag bei 0,095 Prozent

Im Frühjahr sollen die Ergebnnisse des runden Tischs Obdachlosigkeit vorliegen. Im Sommer ist zudem die Gründung der Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern geplant. Sie soll Projekte anderer steuerbegünstigter Körperschaften im Bereich der Wohnungs- und Obdachlosenhilfe fördern. Die Einführung einer amtlichen Wohnungslosenstatistik lehnt die Staatsregierung ab. Die bisher zwei freiwilligen Stichtagserhebungen seien eine qualitativ hochwertige und verlässliche Datengrundlage zur Steuerung koordinierender Maßnahmen. „Zudem bleibt die Einführung einer bundesweiten Wohnungslosenerhebung abzuwarten“, heißt es in der Antwort.

„Die schwarz-orange Landesregierung verschließt die Augen vor dem Problem der Wohnungslosigkeit“, resümiert der Abgeordnete Mistol die Antwort. „Wenn man keine Ahnung hat, wie viele Menschen wohnungslos sind, kann man ihnen nicht so helfen, wie es möglich wäre.“ Er befürchtet, dass die Wohnungslosigkeit in Bayern in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist. Der Abgeordnete fordert endlich jährliche Zahlen als Voraussetzung, um genaue Hilfsangebote für alle Zielgruppen zu erstellen. (David Lohmann)

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