Landtag

Die Bachelor- und Masterstudiengänge sind bei Bayerns Studenten unbeliebt. Zu Tausenden gingen sie deshalb im Winter gegen die Bologna-Reform auf die Straße.Foto ddp

26.03.2010

Immer mehr Studenten zieht es in die Ferne

Bericht über die Auswirkungen der Bologna-Reform für Bayerns Unis

Über kaum ein Thema wurde in den vergangenen Monaten so viel gestritten wie über den Bologna-Prozess. Die damit verbundene Umstellung der Studiengänge auf Master und Bachelor hat auch an den bayerischen Universitäten den Studienalltag massiv verändert. Die Abgeordneten des Hochschulausschusses wollten deshalb genau wissen, wie es um die Umsetzung Reform im Freistaat steht. Barbara Lüddeke, Referatsleiterin im Wissenschaftsministerium, präsentierte den Ausschussmitgliedern am Mittwoch einen faktenreichen Bericht. Sie wies allerdings daraufhin, dass in vielen Fällen noch nicht ausreichend belastbare Daten zur Verfügung stünden. Besonders interessierten sich die Ausschussmitglieder für die Daten zur Mobilität der Studenten, der Studienabbrecherquote und zur Studiendauer – alles erklärte Verbesserungsziele der Bologna-Reform. Nach dem Bericht des Wissenschaftsministeriums hatten im Jahr 1999 etwa 49 000 Studenten einen Auslandsaufenthalt in ihr Studium eingebaut, 2006 waren es circa 83 000, also 63 Prozent der bayerischen Studenten. Allerdings käme es bei der Anrechnung von im Ausland erbrachter Studienleistung immer wieder zu Problemen, hier sollte, so Lüddeke, das Augenmerk mehr auf die im Ausland erworbenen Kompetenzen gerichtet werden. Bei der Regelstudienzeit findet laut dem Bericht in den neuen Bachelor- und Master-Studiengängen grundsätzlich eine stärkere Annäherung an die Regelstudienzeit statt. In Bachelor- und Master-Studiengängen brechen 4 Prozent weniger Studierende ihr Studium ab als in den Diplom- und Magisterstudiengängen. Der Ausschussvorsitzende Bernd Sibler (CSU) wertete die Zahlen als Erfolg: „Wir sind auf einem guten Weg, die Arbeit muss fortgeführt werden.“ Viele Punkte aus den Studierenden-Protesten im Herbst zeigten, dank der Dringlichkeitsanträge im Landtag, nun ihren Niederschlag. Sepp Dürr (Grüne) widersprach entschieden: „Wir sind nicht der Meinung, dass die Staatsregierung alles im Griff hat.“ Gerade eine Reform der Reform könne nicht kostenneutral erfolgen, wie es die Staatsregierung geplant habe, bemängelte Dürr. Dies betonte auch Isabell Zacharias (SPD): Entgegen der dürftigen Zahlenlage könne sie bestätigen, dass es bei den Studentenvertretungen eine signifikant angestiegene Nachfrage nach Beratungsangeboten gäbe. Hier die Gelder nicht zu erhöhen, sei schlicht „dämlich“. Annette Bulfon (FDP) merkte an: „Es ist viel geleistet worden von den Hochschulen. Wir müssen nun bei den Studenten eine positive Grundstimmung gegenüber dem Bologna-Prozess erzielen.“ Bachelor und Master spielten auch bei der Diskussion über das zweite große Thema auf der Tagesordnung eine Rolle: ein Gesetzesentwurf der SPD zur Änderung des Bayerischen Lehrerbildungsgesetzes. Am Ende wurde der Entwurf mit den Stimmen von CSU, FDP und den Freien Wählern abgelehnt. Dennoch gab es große Einigkeit unter allen Parteien, dass in der Lehrerbildung dringender Handlungsbedarf bestehe. Der frühere bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) erklärte: „Diese Thema ist zu wichtig für parteipolitische Ideologien. Hier muss die Diskussion unbedingt weitergeführt werden.“ Sein Angebot, das Thema in kleinerer Runde noch einmal intensiv zu besprechen, nahmen alle Parteien an. Der SPD-Entwurf hatte vorgesehen, die Lehrerbildung anstelle des Staatsexamens in das neue Bachelor- und Master-System einzugliedern, und durch so genannte Lehrerbildungszentren in den Universitäten mit mehr didaktischen und bildungswissenschaftlichen Schwerpunkten den Praxisbezug zu erhöhen. Universitäre Ausbildung sollte auf schulrelevante Inhalte begrenzt werden. Für die bessere Verzahnung von wissenschaftlicher Ausbildung und Unterrichtspraxis war es im Antrag vorgesehen, dass die Lehramtsstudierenden einen Tag in der Woche in den Schulen verbringen, das Referendariat könnte so auf 12 Monate verkürzt werden. Zudem fordern die Sozialdemokraten, eine Gleichwertigkeit der verschiedenen Lehrämter vom Grundschullehrer bis zum Gymnasiallehrer einzuführen. Sowohl die Grünen wie auch die FW stimmten dem Entwurf in mehreren Punkten zu, bemängelten aber jeweils die nicht vorhandene „Flexibilisierung der Lehrer“. Die FW kündigten einen eigenen Gesetzesentwurf an. Bulfon betonte die Bereitschaft der FDP, zusammen mit der CSU ebenfalls einen eigenen Entwurf vorzulegen. Große Einigkeit der Parteien gab es bei einem weiteren Punkt, zu dem Peter März, der Direktor der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung, in den Ausschuss gekommen war. Er stellte die Pläne der Landeszentrale vor, für bestimmte Publikationen, insbesondere für die voluminöseren wissenschaftlichen Bände, die bisher größtenteils kostenlos waren, einen Preis von vier bis sechs Euro zu erheben. Geschlossen widersprachen die Parteien diesem Vorgehen. Karl Freller (CSU) erklärte: „Die politische Bildung ist ein Grundrecht.“ Ähnlich sah das auch FW-Mann Michael Piazolo: „Es kann nicht sein, dass Schüler und Studenten hierfür zahlen müssen.“ (Adrian Renner)

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