Landtag

Landärzte dringend gesucht: 555 Förderzusagen für die Übernahme von Praxen hat der Freistaat bereits gegeben. (Foto: dpa/Jens Büttner)

27.09.2019

Mehr Ärzte, mehr Pflegekräfte

Gesundheitsministerin Melanie Huml stellt neue Initiativen vor – die Opposition bemängelt die ungesicherte Finanzierung

Mehr Ärzte für Bayern, staatliche Förderung für Landarztpraxen, ein Programm zur Gewinnung von Pflegekräften – und eine praxisorientierte Ausbildung der Pflegefachkräfte. Gesundheitsministerin Melanie Huml stellte den Gesundheitspolitikern des Landtags allerhand Neuerungen vor und zog eine Bilanz laufender Aktionen.

In Bayern können in Zukunft wohl rund 400 niedergelassene Ärzte zusätzlich tätig sein. Das teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) dem zuständigen Fachausschuss im Landtag auf Basis einer neuen Bedarfsberechnung des Bunds mit. Darunter seien etwa 140 Haus- und Allgemeinärzte sowie etwa 80 Kinderärzte. Huml kündigte an, die Arztpraxen in Absprache mit der Kassenärztlichen Vereinigung vor allem auf von Unterversorgung bedrohte Gebiete sowohl in städtischen als auch ländlichen Regionen verteilen zu wollen.

Huml verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der Freistaat inzwischen 555 Förderzusagen für die Übernahme von Landarztpraxen und 222 Stipendien für Medizinstudenten gewährt habe, die sich verpflichtet hatten, mindestens zehn Jahre auf dem Land zu praktizieren. Ab kommendem Jahr werde zudem die Landarztquote von landesweit 5,8 Prozent für Medizinstudienplätze greifen. Positiv bewertete Huml zudem die neue finanzielle Unterstützung für Hebammen und kleine Geburtsstationen in Landkrankenhäusern. Die Förderprogramme würden stark in Anspruch genommen und führten so zur Stabilisierung der Geburtshilfe gerade in ländlichen Regionen.

Ergänzend habe die Staatsregierung ihr Programm zur Gewinnung zusätzlicher Arbeitskräfte in der Altenpflege erweitert, teilte Huml ferner mit. Derzeit sind in Bayern rund 160 000 Personen in der Langzeitpflege beschäftigt, davon aber nur knapp ein Drittel in Vollzeit. Huml geht von einem steigenden Bedarf in den kommenden Jahren aus. Dieser wird gerade im Rahmen einer Studie ermittelt, die im Sommer 2020 vorliegen soll. Experten sehen allein in Bayern eine Lücke von mehreren Tausend Pflegekräften. Aktuell leben im Freistaat rund 400 000 Pflegebedürftige, der größere Teil von ihnen wird zu Hause betreut.

Vor diesem Hintergrund werde man ein „Bündnis für Fachkräfte-nachwuchs“ in der Pflege ins Leben rufen und außerdem eine Imagekampagne für Pflegeberufe starten. Große Hoffnungen setzte Huml zudem in die geplante Modernisierung der Ausbildungsinhalte. Diese sollen „generalistisch“ ausgestaltet werden – also die Berufsfelder der Alten-, der Kranken- und der Kinderpflege umfassen – und praxisbezogener werden. Zudem setzt sich die Staatsregierung für eine bessere Bezahlung von Pflegekräften und die Bereitstellung bezahlbaren Wohnraums ein.

Auf große Resonanz sei das im vergangenen Jahr eingeführte Landespflegegeld von jährlich 1000 Euro für alle Bedürftigen ab Pflegestufe 2 gestoßen, so Huml. Seit dem Start im September 2018 seien mehr als 260 000 Anträge bewilligt worden. Zur weiteren Unterstützung pflegender Angehöriger fördere der Freistaat regionale Fachstellen und Pflegestützpunkte. Nach Angaben Humls hinkt die angekündigte Schaffung von 1000 zusätzlichen Pflegeplätzen pro Jahr den Vorgaben noch etwas hinterher, die für 2023 versprochene Pflegeplatzgarantie werde aber weiter angestrebt. Dafür liefen derzeit die Vorbereitungen. Es handle sich dabei um „dicke Bretter“.

Die SPD-Sozialpolitikerin Ruth Waldmann begrüßte die von Huml vorgestellten Programme grundsätzlich, kritisierte aber die Verzögerungen bei der Umstellung der Pflegerausbildung. So gebe es noch immer keine Finanzierungsgarantien, außerdem fehlten die erforderlichen Kooperations- und Rahmenverträge. Folge sei, dass an vielen Schulen ein kompletter Ausbildungsjahrgang ausfalle, klagte Waldmann. Dies verschärfe die Personalsituation in der Pflege weiter. „Statt ihre Hausaufgaben zu machen, lenkt die Staatsregierung mit einem großspurig angekündigten, aber im Kern substanz-armen Pflege-Programm von den eigentlichen Problemen ab“, erklärte Waldmann.

Ute Eiling-Hütig (CSU) verwies vor allem auf die positiven Effekte der Hebammenförderung. Damit würden die Probleme gezielt angepackt, die Unterstützung komme bei Hebammen gut an. Weiteres Augenmerk müsse auf eine möglichst wohnortnahe Geburtshilfe gelegt werden. Die Grüne Christina Haubrich forderte von Huml, die Landarztquote in der Medizinerausbildung flexibel auszugestalten, damit sich diese besser in die individuelle Lebensplanung junger Ärzte integrieren lasse und damit noch attraktiver werde. Dominik Spitzer (FDP) mahnte, die geplante Akademisierung der Hebammen-Ausbildung nicht am fehlenden Lehrpersonal scheitern zu lassen. Hier müsse an den Hochschulen nachgesteuert werden. (Jürgen Umlauft)

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