Landtag

Nach Schwein und Rind: Die Biene ist das drittwichtigste Nutztier in Bayern.(Foto Bilderbox)

07.05.2010

Monokulturen sind Feinde der Bienen

Fachgespräch mit Vertretern der bayerischen Imkervereine

Ausschusschef Albert Füracker (CSU) hatte ein straffes Zeitmanagement vorgegeben, entsprechend geballt brachten die Vorsitzenden der wichtigsten Imker- und Bienenzüchtervereine bei einer Fachanhörung im Agrarausschuss ihre Sorgen, Nöte und Forderungen vor. Drei Dinge machen den Imkern im Freistaat zunehmend zu schaffen: Die immer größer werdenden Monokulturen auf den Äckern, die abnehmende Vielfalt an Gräsern und Kräutern im Grünland und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln der neuesten Generation, die zwar nicht sofort zum Tod der Bienen führen, sie aber im Laufe eines Sommers derart schwächen, dass sie den Winter nicht mehr überstehen. Allein im vergangenen Winter, so die Schätzungen der Imker, sind in Bayern regional unterschiedlich zwischen 10 und 35 Prozent der Völker eingegangen, im Verlauf der vergangenen 20 Jahre hat sich ihre Zahl trotz Ersatz für über die Winter ausgefallenen Populationen auf etwa 250 000 halbiert. Was vordergründig nur wie ein Problem für die rund 27 000 Imker in Bayern erscheint, hat gravierende gesellschaftliche und ökologische Folgen. Denn nach Schwein und Rind ist die Biene das drittwichtigste Nutztier im Freistaat. Es geht nicht nur um die wirtschaftlichen Folgen in der Honig- und Wachsproduktion, die meisten Blütenpflanzen – also auch Obstbäume oder Ölsaaten – sind auf die Bestäubungsleistung der Bienen angewiesen, um Früchte tragen zu können. Die Politik im Freistaat hat dies durchaus erkannt. Allein im vergangenen Jahr förderte sie das Imkerwesen durch Zuschüsse bei der Schädlingsbekämpfung in Bienenstöcken oder Maßnahmen zur Gewinnung von Imkernachwuchs mit mehr als 600 000 Euro, etwa ein Drittel davon kam aus EU-Kassen. Trotzdem mahnten die Imker die Politik, bei ihren agrarpolitischen Entscheidungen die Bedürfnisse der Bienenvölker stets im Blick zu behalten. „Unsere Landschaft ist überwiegend nur noch grün und gelb – das ist für die Bienen zu wenig“, schilderte Ferdinand Drexler vom Landesverband Bayerischer Imker die Lage. Stünden die Monokulturen in Blüte, gebe es für die Bienen kurzzeitig ein Überangebot an Nahrung, danach seien diese Flächen für Bienen eine wüste Landschaft. „Wir brauchen mehr verschiedene Nektarquellen über das ganze Jahr verteilt“, erklärte Franz Vollmaier vom Verband Bayerischer Bienenzüchter. Nur so könne die Imkerei in Bayern flächendeckend erhalten und die Bestäubung im ganzen Land gewährleistet bleiben. An die Landwirte appellierte Vollmaier, ihre Wiesen möglichst nicht zu Tageszeiten zu mähen, in denen der Bienenflug am stärksten sei. Bei neuartigen Pflanzenschutzmitteln zur Bekämpfung von Maisschädlingen hoffen die Imker auf das baldige Verbot problematischer Stoffe. Die dabei eingesetzten Nervengifte stünden im ernstzunehmenden Verdacht, die Bienenvölker sukzessive existenzbedrohend zu dezimieren, so Drexler. Und auch bei der Bekämpfung der lästigen Varroa-Milbe bräuchten die Imker mehr Rechtssicherheit. Die umweltschonende Behandlung der Völker mit hochkonzentrierter Ameisensäure habe sich bewährt, sei aber bislang behördlich nur geduldet und nicht genehmigt, kritisierte Drexler. Auf Hindernisse bei der Genehmigung von Bienenständen und auf zu hohe Beiträge zur Berufsgenossenschaft verwies Arno Bruder als Vertreter der Berufsimker. Seitens der Abgeordneten stießen die Imker durchaus auf Verständnis. Klaus Steiner (CSU), Abgeordneter mit Schnapsbrennerlizenz, berichtete aus eigener Erfahrung, dass auf den Streuobstwiesen ohne Bienen der „Super-GAU“ drohe. Auch er sehe die Ausweitung von Monokulturen mit Unbehagen, müsse aber darauf verweisen, dass die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe die Situation hier noch verschärft habe. Thomas Dechant (FDP) lobte das Kulturlandschaftsprogramm des Freistaats als wichtiges Instrument, der zunehmenden Intensivierung der Landnutzung entgegenzutreten. Allerdings gab er zu bedenken, dass die Extensivierung ihre Grenzen habe. „Die Landwirte wollen schließlich mit der Landnutzung auch Geld verdienen“, sagte Dechant. Uneingeschränkt hinter die Forderungen der Imker stellte sich Maria Noichl (SPD). Wegen möglicher Langzeitschäden müssten bienengefährdende Pflanzenschutzmittel verbannt werden. Zudem forderte sie das endgültige Aus für Freilandversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Deren Ausbringung komme für Imker im Einzugsgebiet des Versuchsanbaus einem Berufsverbot gleich. „Leider können Bienen die aufgestellten Warnschilder nicht lesen“, erklärte sie. Ulrike Müller (Freie Wähler) forderte die verstärkte und weltweit vernetzte Bienenforschung. Der Staatsregierung warf sie vor, unehrlich den Imkern gegenüber zu sein. In Sonntagsreden verspreche sie diesen, die erfolgreiche Nachwuchsimkerförderung fortzusetzen, im Landtag hätten es die Regierungsfraktionen dann aber abgelehnt, für 2011 erneut Mittel vorzureservieren. Eine Neuausrichtung der die Monokulturen fördernden EU-Agrarsubventionen verlangte Adi Sprinkart (Grüne). (Jürgen Umlauft)

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