Landtag

Volker Bauer (CSU) auf seinem Traktor. (Foto: Privat)

15.10.2021

Schwarzer mit grünen Sprenkeln

Im Porträt: Volker Bauer, CSU-Abgeordneter

Er sei der „Schwarze mit den grünen Punkten“, beschreibt sich Volker Bauer selbst. Gut, in Zeiten des Bäume umarmenden und Bienen schützenden Parteichefs Markus Söder ist das in der CSU kein allzu großes, die weitere Karriere riskierendes Statement mehr. Aber der 50-jährige CSU-Abgeordnete aus dem mittelfränkischen Landkreis Roth kann mit seiner Biografie belegen, dass er sich hier nicht nur geschmeidig einem neuen Zeitgeisttrend in seiner Partei anpasst. „Mit 14, 15 Jahren war ich als Demonstrant dabei vor der Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf“, berichtet er. „Und damals hätte ich mir nicht vorstellen können, ausgerechnet in der CSU politisch aktiv zu werden.“

Er ist es dann doch geworden – und zwar schon sein halbes Leben lang, 25 Jahre. So lang gehört er bereits dem Gemeinderat seiner Heimatkommune Kammerstein an; auch im Kreistag des Landkreises Roth ist er schon mehrere Amtszeiten aktiv. Seit 2009 führt er den CSU-Kreisverband, dem er zuvor bereits als ehrenamtlicher Kreisgeschäftsführer zur Verfügung stand – alles parallel zur eigentlichen beruflichen Tätigkeit. Er ist gelernter Elektrotechniker.

Denn im Landtag sitzt Bauer erst seit 2013 – als Nachfolger des langjährigen Stimmkreisabgeordneten, bayerischen Justizministers und inzwischen verstorbenen Manfred Weiß. Dass dieser ihn öffentlich als seinen Nachfolger unterstützte, dürfte sicher auch mit dazu beigetragen haben, dass sich Bauer die Landtagskandidatur damals ohne Gegenkandidaten sichern konnte.

Engagiert war er zuvor als Ortsvorsitzender der evangelischen Landjugend – einer kirchlichen Organisation, die den Christsozialen weniger nah steht, als man auf den ersten Blick glauben könnte. Er sei damals von mehreren Parteien angesprochen worden, erinnert sich Bauer. „Aber bei der CSU habe ich die größte Möglichkeit gesehen, etwas zu bewegen“, erklärt er und fügt an: „Nach meinem Eindruck bestand in dieser Partei auch der größte Reformbedarf – gerade in Fragen des Umweltschutzes.“ Der Mittelfranke mit idyllischem naturnahen Wohnsitz und führender Position im Bayerischen Jagdverband ist ein deutlicher Beweis dafür, dass man aus tiefster Überzeugung ökologisch denken kann, ohne politisch links oder grün eingestellt zu sein.

„Außerdem teilte ich von Anfang an die Grundüberzeugung der CSU, dass es für alle politischen Konzepte zunächst einen ausgeglichenen Haushalt und solide Finanzen braucht“, ist der Kammersteiner überzeugt. Ohne ausreichend Geld in der Kasse gehe eben nichts. Das hat Bauer auch in seinen zehn Jahren als selbstständiger Elektromeister gelernt; parallel führte er auch noch eine Eventagentur, die heute von seiner Frau geleitet wird. Das Ehepaar hat zwei Kinder, ein neunjähriges Mädchen und einen 13-jährigen Buben.

Auf seine Tätigkeit als selbstständiger Handwerksmeister ist Volker Bauer stolz. Da wisse man auch, was es heißt, wenn ausstehende Rechnungen nicht pünktlich beglichen werden und dadurch der Druck wächst, ob man die Löhne pünktlich zahlen kann. Deshalb gäbe er als Mitglied im Ausschuss für den öffentlichen Dienst gern mal Kontra, wenn die Beamt*innen aus seiner Sicht allzu sehr über vermeintliche berufliche Unbill klagen. „Seien wir mal ehrlich: Den Beamten im Freistaat geht es im Vergleich zu vielen Beschäftigten in der freien Wirtschaft sehr, sehr gut. Sie haben eine sichere Pension in Aussicht, die medizinischen Behandlungskosten sind immer garantiert, und zuletzt in der Pandemie – als es anderswo zu mitunter schmerzhaften Gehaltseinbußen kam – hatten sie ihr monatliches Geld garantiert.“

Und auch wenn er die Kolleg*innen der Grünen für ihr Engagement in der Umweltpolitik schätzt und nach eigenem Bekunden mit deren Abgeordneten im Umwelt- und Verbraucherschutzausschuss im Landtag gut zusammenarbeitet, die kleinere ÖDP sei für ihn dann doch im Vergleich die überzeugendere Partei von beiden politischen Mitbewerbern.

Die Sympathiebekundung wird von den Grünen erwidert. Er sei „ein angenehmer Kollege, mit dem man auch Spaß haben kann“, beschreibt ihn Rosi Steinberger, die Vorsitzende des Umweltausschusses. Beeindruckt habe sie, so die Grüne, „dass er den vorjährigen Christbaum im Landtag gestiftet und ihn eigenhändig nach München gefahren hat“. Das Lob Steinbergers verwundert nicht: Bauer ist ein im Gespräch freundlicher sowie humorvoller und zugewandter Partner, der keinerlei Parteipropaganda pflichtbewusst runterleiert. Sein Auftreten ist eher sanft und zurückhaltend.

Mit den Grünen kann er gut, besser finder er die ÖDP

Lobende Worte findet auch sein CSU-Bezirkschef, Innenminister Joachim Herrmann: „Er führt den CSU-Kreisverband Roth umsichtig, modern und bürgernah. Weit über die Rother Grenzen hinaus wirkt Volker Bauers Einsatz für die Jagd in Bayern, wobei er die Interessen der Jägerinnen und Jäger und die des Naturschutzes gleichermaßen im Blick hat.“

Bei so viel Affinität zum Naturschutz: Würde ihm ein Wechsel des Koalitionspartners gefallen – hin zu den Grünen? „Wir würden sicher gut kooperieren“, ist Bauer überzeugt. Aber sich dafür von den Freien Wählern zu trennen, dafür sieht er keine Notwendigkeit. „Auch mit denen ist es ein konstruktives Miteinander, die meisten Freien Wähler stehen uns als CSU inhaltlich sehr nahe und sind fachlich kompetente und menschlich angenehme Kollegen.“ „Anstrengend ist eher der Impfverweigerer an der Parteispitze und im Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten“, sagt er, ohne den Namen Hubert Aiwanger in den Mund zu nehmen.

Aus einem kleinen Ort wie dem knapp 2800 Einwohner*innen zählenden Kammerstein stammend, ist für Bauer auch die Stärkung des ländlichen Raumes wichtig. Ihn freut, dass er etwa die 90-prozentige staatliche Förderung für die 100 Millionen Euro teure Modernisierung des Rother Kreiskrankenhauses mitbewirken konnte. Auch eine zehn Millionen Euro starke Förderung des Freistaats für die immer heftiger von Trockenheit bedrohten Obstbauern in seiner Heimatregion schreibt sich Bauer auf sein politisches Habenkonto. Und 2017 sei ihm ein „großer Wurf“ gelungen mit einem Zehn-Punkte-Konzept zur Biodiversitätsförderung – „und das war noch vor dem Rettet-die-Bienen-Volksbegehren“. (André Paul)

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