Politik

10.11.2022

Soll man die Corona-Isolationspflicht abschaffen?

Dominik Spitzer, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, ist für die Abschaffung. Ruth Waldmann, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, ist da ganz anderer Meinung.

JA

Dominik Spitzer, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion

Ein klares „Ja“ zur Abschaffung der Isolationspflicht. Denn Corona bleibt. Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben. Was sich innerhalb der vergangenen Monate geändert hat: Das Virus ist nicht mehr so gefährlich für den Menschen. Momentan ähnelt der Erreger eher einer Grippe.

Ein Vergleich, der vor einem Jahr noch nicht angebracht gewesen wäre. Und auch wenn formal die Kriterien für einen Wechsel von der Pandemie zur Endemie noch nicht erfüllt sind, ist es jetzt sinnvoll, mehr Eigenverantwortung und Normalität zuzulassen.

Der Versuch des Containments, also der kompletten Eindämmung von Infektionen, hat aus unserer Sicht in der aktuellen Situation keinen Sinn mehr. Mittlerweile haben zudem laut Bundesforschungsministerium rund 95 Prozent der Bevölkerung Antikörper gegen das Coronavirus gebildet. Gleichzeitig lassen sich immer weniger Menschen testen. Das Problem: Laut einer repräsentativen Studie der Pronova-Betriebskrankenkasse geht fast jeder zehnte Corona-Infizierte inzwischen trotzdem zur Arbeit. Ohne Isolationspflicht könnte hier ein unnötiges Infektionsrisiko reduziert werden. Denn statt verpflichtender Quarantäne sollte es wie in unserem Nachbarland Österreich eine Verkehrsbeschränkung geben. Das heißt: Infizierte können sich frei bewegen und arbeiten – mit FFP2-Maske.

Momentan sorgt die Isolationspflicht für einen Personalmangel in vielen Betrieben und in der kritischen Infrastruktur. Denn Mitarbeiter zeigen zwar oft keine Symptome, dürfen aber dennoch nicht zur Arbeit kommen. Bei anderen Krankheiten wie der Influenza kommen wir auch ohne Isolationspflicht aus.

Viele europäische Länder sind diesen Weg bereits gegangen, ohne dass die Infektionszahlen gestiegen sind. Der Freistaat Bayern hat es dabei selbst in der Hand, die Quarantäneregeln zu ändern – ohne den Bund einbinden zu müssen. Klar muss aber bleiben: Wer symptomatisch ist, bleibt zu Hause. 

NEIN

Ruth Waldmann (SPD), stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Pflege im Landtag
 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Corona-Ausbruch 2020 als Pandemie deklariert und erst vor Kurzem nochmals betont, dass wir uns weiterhin in einer pandemischen Lage befinden. Hohe Wellen, dazu eine hohe Dunkelziffer, weil nicht alle Fälle erfasst werden, und Krankenhauseinweisungen: Wir können das Ende der Pandemie nicht einfach einfordern. Dem Virus ist es egal, dass wir die Nase voll haben von ihm, es breitet sich trotzdem weiter aus.

Es gilt weiterhin, dass wir besonders diejenigen schützen müssen, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben, und es gilt weiterhin, dass wir unser Gesundheitssystem nicht überlasten dürfen. Solange wir uns in einer Pandemie befinden, sind Schutzmaßnahmen nötig. Dazu gehört die Isolationspflicht. Wenn wir die Isolationspflicht aufheben, gehen Menschen früher in die Arbeit und unter Leute, damit erhöht sich das Risiko für Ausbrüche in Betrieben oder gar in sensiblen Einrichtungen wie Pflegeheimen oder Kliniken.

Es gilt: „Wer krank ist, bleibt zu Hause.“ Ich würde zusätzlich sagen: „Wer infektiös ist, bleibt zu Hause.“ Deshalb halte ich die ohnehin nur noch fünftägige Isolationspflicht momentan für notwendig und zumutbar. Andere zu infizieren ist nämlich die größere Zumutung.

Das sehen übrigens mehr als zwei Drittel der Bundesbürger so. Laut ARD-Deutschland-Trend im Oktober sprechen sich 69 Prozent dafür aus, die Isolationspflicht beizubehalten. In der Altersgruppe der über 65-Jährigen sind es sogar 82 Prozent.

Aber die Forschung steht glücklicherweise nicht still. Ein Hoffnungsträger sind Nasenimpfstoffe, die für eine Schleimhautimmunität in der Nase sorgen – dort, wo das Virus zuerst einfällt. Wenn das Virus bereits dort abgefangen wird, kann es sich nicht weiter ausbreiten, damit könnte man es effektiver bekämpfen als jetzt. Es bleibt zu hoffen, dass solche hochwirksamen Impfstoffe, die vor Infektionen und unterschiedlichen Varianten schützen, möglichst bald kommen. 
 

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