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In Deutschland ist Abtreibung strafbar. Dennoch ist der Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch zwar mühsam, aber nicht unmöglich. (Foto: dpa/Schutt)

18.11.2021

SPD: Zu wenig Kliniken für Schwangerschaftsabbrüche

Obwohl die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche steigt, gibt es in zwei bayerischen Regierungsbezirken keine Abtreibungskliniken

Manche lehnen den Eingriff aus ethischen oder religiösen Gründen ab, andere werden bedroht und eingeschüchtert. Die Folge: Immer weniger Ärztinnen und Ärzte nehmen Schwangerschaftsabbrüche vor, von denen es 2020 in Deutschland rund 100 000 gab. 2003 gab es nach offiziellen Zahlen noch etwa 2050 entsprechende Praxen und Kliniken, sogenannte Meldestellen, Ende 2020 waren es nur noch 1109. Das entspricht einem Rückgang um 46 Prozent. Die Folge: Frauen müssen immer weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen, teilweise über 100 Kilometer. Simone Strohmayr (SPD) wollte daher von der Staatsregierung wissen, wie viele Schwangerschaftsabbrüche es in Bayern gab und wie es um die Versorgungsinfrastruktur steht.
 
Das Gesundheitsministerium antwortet, die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche würde in Bayern tendenziell steigen: von 11 291 im Jahr 2016 auf 12 365 im Jahr 2020. Die Verteilung auf die Regierungsbezirke sei der Staatsregierung nicht bekannt. Insgesamt gibt es laut Ministerium in Bayern 76 Einrichtungen für Schwangerschaftsabbrüche: 42 in Oberbayern, zwölf in Mittelfranken, neun in Unterfranken, sieben in Schwaben, drei in Niederbayern, zwei in der Oberpfalz und eine in Oberfranken. Hinzu kommen 20 Krankenhäuser: elf in Oberbayern, jeweils drei in Mittel- und Unterfranken, zwei in Niederbayern und eines in Oberfranken. Für Schwaben und die Oberpfalz meldet das Haus von Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) Fehlanzeige. Wie viele Ärztinnen und Ärzte in den einzelnen Einrichtungen Schwangerschaftsabbrüche vornehmen, weiß die Staatsregierung nicht.

Frauen müssen immer weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen, teilweise über 100 Kilometer

Das Ministerium betont, die zugelassenen Einrichtungen würden sich auf alle sieben Regierungsbezirke verteilen. Dadurch sei „ein ausreichendes Angebot an stationären und ambulanten Einrichtungen in Bayern vorhanden und die Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts, dass die Vornahme des Abbruchs einschließlich An- und Abreise für die betroffenen Frauen innerhalb eines Tages möglich sein soll, gewahrt“, heißt es in der Antwort. Ob Frauen möglicherweise keinen rechtzeitigen Eingriffstermin erhalten haben, könne die Staatsregierung nicht sagen. Das Ministerium verweist zusätzlich auf die aktuell 128 staatlich anerkannten Schwangerschaftsberatungsstellen im Freistaat. „In Bayern profitieren die Schwangeren von einem sehr breiten und pluralistischen Angebot mit Beratungsstellen in freier Trägerschaft und Beratungsstellen der Landratsämter und Gesundheitsverwaltungen.“ 

Die SPD-Abgeordnete Strohmayr kritisiert, dass es in Schwaben und der Oberpfalz keine Klinik gibt, die Schwangerschaftsabbrüche vornimmt, obwohl deren Zahl gegenüber 2016 um über 1000 Fälle gestiegen ist. Sie fordert, die Versorgung mit Kliniken flächendeckend auszubauen und in jedem Regierungsbezirk des Freistaats die Möglichkeit zu schaffen, einen Abbruch vornehmen zu lassen. Ihr Fazit: „Der Staat kommt seinem gesetzlichen Auftrag, Einrichtungen für Schwangerschaftsabbrüche zu schaffen, einfach nicht nach.“ (David Lohmann)

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