Landtag

Bereits Kinder erkranken psychisch, beispielsweise an Depressionen. (Foto: DAPD)

25.01.2013

Stigmatisierung der Betroffenen nimmt ab

Schriftliche Anfragen: Harald Schneider (SPD) informiert sich über Zahlen und Fakten der psychiatrischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen

Erfahrungen und Erkenntnisse aus Schulen und der Jugendsozialarbeit zeigen ein kontinuierliches Anwachsen problematischer Entwicklungen bei Kindern und Jugendlichen hin zu psychischen Erkrankungen.“ Dies erklärt der Abgeordnete Harald Schneider (SPD) in seiner schriftlichen Anfrage an das Gesundheitsministerium. Ob das Ressort von Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) diese Feststellung – unter anderem die bayerischen Bezirke gelangen zu ihr – bestätigen kann, wollte Schneider wissen. Dies sei insoweit der Fall, „als die Krankenhausstatistik seit Jahren eine Steigerung der stationären Behandlungsfälle infolge von psychischen Störungen aufweist“, antwortet das Huber-Ressort.
Das steht so in der schriftlichen Entgegnung des Ministeriums. Indes ist dort auch zu lesen: „Repräsentative übergreifende Daten, die unabhängig vom Versorgungssystem zur Entwicklung von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen im Zeitverlauf erhoben werden, liegen allerdings derzeit weder für Deutschland insgesamt noch für Bayern vor.“ Laut desselben Datenmaterials – Stand 1. Januar 2012 – gibt es bayernweit 554 Betten und 398 Plätze in der Fachrichtung Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie.
Die Anlaufstellen sind nach Regierungsbezirken differenziert. Diese regionale Unterscheidung ist in einem anderen Bereich nicht möglich: bei der Anzahl der Fachkrankenhäuser für Kinder- und Jugendpsychiatrie respektive -psychotherapie, der Anzahl der Fachabteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie sowie der Anzahl der Institutsambulanzen (PIAs) für Kinder und Jugendliche. So gibt es bayernweit beispielsweise 20 Fachkrankenhäuser für Kinder- und Jugendpsychiatrie beziehungsweise -psychotherapie (siehe Infokasten). Um die ambulante Versorgung der Zielgruppe kümmern sich laut Kassenärztlicher Vereinigung Bayerns (KVB) 142 Fachmediziner.
Sowohl in Deutschland als auch in Bayern sind laut Ministerium in den letzten zehn Jahren die Anzahl der Klinikaufenthalte von Kindern und Jugendlichen deutlich angestiegen: In der Altersgruppe der unter 15-Jährigen hielten sich im Jahr 2000 exakt 4111 wegen psychischer Erkrankung in einem Krankenhaus auf. Im Jahr 2010 waren es 5579 Mädchen und Jungen in diesem Alter. Bei den 15- bis 20-Jährigen waren im Jahr 2000 bayernweit 7135 junge Frauen und Männer im Krankenhaus wegen einer psychischen Erkrankung. Aus dieser Altersgruppe wurden 2010 genau 11 872 Personen wegen psychischer Beschwerden im Krankenhaus behandelt. Dafür ist die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus zurückgegangen: Im Jahr 2001 lag die durchschnittliche Verweildauer für teilstationäre Behandlung bei 69,5 Tagen; die vollstationäre bei 44,3 Tagen. Im Jahr 2011 hat sich die durchschnittliche Verweildauer im teilstationären Bereich auf 35,5 Tage reduziert; in der vollstationären Versorgung lag sie bei 41,6 Tagen.
Gründe für die steigenden Patientenzahlen seien indes nicht nur die Zunahme psychischer Erkrankungen wie Depressionen. Die bessere und frühzeitige Erkennung und Behandlung spiele ebenfalls eine Rolle. Und: „Dazu kommen eine höhere Sensibilität gegenüber psychischen Erkrankungen sowie ein Rückgang der Stigmatisierung der Betroffenen.“
Die Versorgungssituation im ambulanten Bereich mit Fachärztinnen und -ärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie habe sich in den letzten Jahren verbessert. „So ist in dieser Arztgruppe allein seit dem Jahr 2010 eine Zunahme um 16,5 Prozent zu verzeichnen“, wird in der schriftlichen Antwort vorgerechnet. Allerdings gebe es keine „räumlichen Steuerungsmöglichkeiten“. Zahlen darüber, wie viele Kinder und Jugendliche in Einrichtungen für Erwachsene therapiert werden, liegen dem Ministerium nach eigener Aussage nicht vor. (Alexandra Kournioti)

Info: Betten und Plätze in der Kinder-Jugendspsychiatrie

Von den insgesamt 554 Betten, die es bayernweit in Einrichtungen der Fachrichtung Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie gibt, stehen 205 in Oberbayern. In Mittelfranken finden sich 106, in Schwaben 83, in Unterfranken 58, in Niederbayern 46 Betten. In der Oberpfalz und in Oberfranken werden für diesen Bereich der Seelenheilkunde jeweils 28 Betten zur Verfügung gestellt.
Bei der Anzahl der Plätze sieht es auf die Regierungsbezirke verteilt so aus: Oberbayern 111, Schwaben 70, Mittelfranken 63, Unterfranken 43, Niederbayern 41, Oberpfalz 38 sowie Oberfranken 32.
Über Bayern verteilt gibt es – Stand 31. Dezember 2010 – insgesamt 20 Fachkrankenhäuser für Kinder- und Jugendpsychiatrie respektive -psychotherapie. Sieben Fachabteilungen widmen sich der Fachrichtung Kinder- und Jugendpsychiatrie respektive -psychotherapie. Von den so genannten Institutsambulanzen (PIAs), die sich auf Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen spezialisiert haben, sind 27 für den Freistaat verzeichnet.
Die 142 Fachärzte, die sich auf die seelische Verfassung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben, verteilen sich wie folgt auf Bayerns sieben Regierungsbezirke: Oberbayern 44, Unterfranken 27, Schwaben 23, Mittelfranken 18, Oberpfalz 14, sowie Oberfranken und Niederbayern jeweils acht Mediziner. Außerdem: „Im Schuljahr 2011/2012 waren insgesamt 759 Schulpsychologen an den bayerischen staatlichen Schulen tätig.“ (Aki)

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