Landtag

Urlaub auf dem Bauernhof ist nicht nur etwas für Familien: Die SPD will auch Senioren und Singles dafür begeistern. (Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich)

16.10.2020

Urlaub auf dem Bauernhof boomt

Corona hat für die Landwirte auch positive Effekte

Die coronabedingten Reiseeinschränkungen in diesem Sommer haben dem Urlaub auf dem Bauernhof in Bayern einen unverhofften Boom beschert. Statt ins Ausland zu fahren, buchten viele inländische Reisende die Unterkünfte auf dem Land. „Viele Anbieter hätten heuer jedes Bett dreifach vermieten können“, berichtete die im Landwirtschaftsministerium zuständige Referatsleiterin Regine Wiesend im Agrarausschuss. Anders als die Hoteliers in den Städten habe unter den bäuerlichen Vermietern auf dem Land „hohe Zufriedenheit mit der Auslastung“ geherrscht. Nun wolle man den Schub nutzen, um neben den klassischen Gästen – nämlich Familien mit Kindern – auch neue Zielgruppen langfristig für den Urlaub auf dem Bauernhof gewinnen zu können.

Nach Angaben Wiesends wird der Urlaub auf dem Bauernhof bayernweit von rund 4000 Betrieben angeboten. Insgesamt stehen 46 000 Betten zur Verfügung. Regionale Schwerpunkte sind der Alpenrand in Oberbayern und Schwaben, die ostbayerischen Mittelgebirge sowie das fränkische Weinland. Das Angebot werde zunehmend professioneller und qualitativ höherwertiger, erläuterte Wiesend. 42 Prozent der Betriebe seien inzwischen klassifiziert, zwei Drittel davon im „Vier- bis Fünf-Sterne-Bereich“. Das Angebot reiche von einfachen Unterkünften bis zu Betrieben mit eigenem Wellness-Bereich und speziellen Freizeitaktivitäten. Der Durchschnittspreis pro Unterkunft und Tag liege bei etwa 70 Euro, wobei sich die Spanne von 24 bis 425 Euro erstrecke.

Wiesend rechnet damit, dass Kleinbetriebe mit einfachen Unterkünften zunehmend von der Bildfläche verschwinden werden. Noch machten diese knapp die Hälfte des Angebots aus. Die Betreiber aber scheuten oft die nötigen Investitionen für die Modernisierung der Unterkünfte und der angeschlossenen Angebote, oft fehle es auch schlicht an Hofnachfolgern. Dabei unterstütze der Freistaat Umbaumaßnahmen mit bis zu 25 Prozent der Investitionskosten. Neu in die Förderung aufgenommen worden sei sowohl die Digitalisierung der Unterkünfte als auch die Beteiligung an elektronischen Buchungssystemen, erklärte Wiesend. Auf regionaler Ebene gebe es zudem eine Projektförderung für gemeinsame Marktauftritte und die Ansprache neuer Zielgruppen mit speziellen Angeboten. Man wolle damit unter anderem die bessere Auslastung der Kapazitäten auch außerhalb der Schulferien erreichen.

Chalets errichten für Gäste: Das ist ganz schwierig

Der CSU-Abgeordnete Klaus Steiner lobte die Weiterentwicklung im Bereich des Urlaubs auf dem Bauernhof. Dies sei eine wichtige Ergänzung des touristischen Angebots im Freistaat. „Die Branche positioniert sich geschickt auf dem Markt“, urteilte Steiner. Für viele Landwirte sei die Vermietung von Ferienunterkünften zudem ein bedeutendes Standbein geworden. Martina Fehlner (SPD) bezeichnete den Urlaub auf dem Bauernhof als „wichtiges Segment des naturnahen Tourismus“. Zudem habe er auch gesellschaftlichen Nutzen, weil Urlauber hautnah erleben könnten, wie Landwirtschaft wirklich funktioniere und woher die Lebensmittel kämen. Sie forderte, das Marketing stärker auf die steigende Zahl an Senioren und Singles abzustellen.

Zusätzliches Potenzial sah Christoph Skutella (FDP) im Camping auf dem Bauernhof. Er forderte die Staatsregierung auf, dafür die rechtlichen und fachlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Laut Wiesend gestaltet sich das aber nicht so einfach, weil hier oft baurechtliche Fragen im Außenbereich von Gemeinden zu klären seien. Ab einer Zahl von drei Wohnmobilen werde es nicht zuletzt wegen der Notwendigkeit von Sanitäreinrichtungen schwierig. Man sei darüber aber mit der Obersten Baubehörde (OBB) im Gespräch.

Noch komplexer sei der Sachverhalt beim Wunsch von Betrieben, auch jenseits der zum Hof gehörenden Gebäude Unterkünfte zu errichten. Solche Chalets seien „baurechtlich ganz schwierig“, sagte Wiesend auf Nachfrage von Nikolaus Kraus (Freie Wähler). Das Baurecht schreibe einen engen räumlichen Zusammenhang mit dem eigentlichen Betrieb vor. Man suche auch hier mit der OBB nach Lösungen, doch bestehe derzeit vor allem im attraktiven Außenbereich wenig Hoffnung auf den Erlass von Ausnahmeregeln. (Jürgen Umlauft)

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