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Das Post-Frachtzentrum in Nürnberg. Auf der Rutsche werden die Pakete für den jeweiligen Zustellbezirk sortiert. 200 bis zu 250 von ihnen liefert ein Zusteller jeden Tag im Schnitt aus. (Foto: dpa/Daniel Karmann)

20.12.2019

Weihnachtshelfer ohne Mindestlohn

Die Löhne der 74.235 Paketzusteller in Bayern liegen deutlich unter denen der Gesamtbevölkerung

Die Paketbranche boomt. Letztes Jahr wurden 3,52 Milliarden Sendungen verschickt – knapp fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Hauptgrund für den Anstieg ist laut Bundesverband Paket & Expresslogistik der private Konsum, also in erster Linie Onlineshopping. Zu keiner Zeit wird so viel gekauft, bestellt, verschickt und umgetauscht wie rund ums Weihnachtsfest. Allein in den Paketzentren der Deutschen Post werden aktuell 32 000 Pakete pro Stunde sortiert, jeder Zusteller liefert bis zu 250 Pakete pro Tag aus.

Das Problem: Die Arbeitsbedingungen in der Branche sind oft miserabel. Denn um diese enorme Sendungsmenge zu bewerkstelligen, greifen Versandunternehmen auf Subunternehmer zurück. Dadurch ist nicht mehr das Versandunternehmen selbst, sondern der Subunternehmer für die Zahlung der Sozialabgaben verantwortlich. Die Folge war, dass oftmals die Sozialabgaben nicht ordnungsgemäß gezahlt wurden. Die SPD-Abgeordnete Diana Stachowitz fragte daher bei der Staatsregierung nach, wie die Situation der Paketzusteller im Freistaat ist.

Laut Arbeitsministerium gibt es aktuell 74 235 Paketzusteller und Briefträger in Bayern. Rund zwei Drittel davon sind Helferinnen und Helfer, ein Drittel Fachkräfte. 19 729 von ihnen arbeiten in Vollzeit, 15 605 in Teilzeit. Die Mehrheit ist ausschließlich geringfügig beschäftigt, lediglich 35 334 sind sozialversicherungspflichtig. Entsprechend liegen die Löhne der Paketzusteller und Briefträger deutlich unter denen der Gesamtbevölkerung.

Ob das neue Paketboten-Schutz-Gesetz hilft?

Das Gehalt der vollzeitbeschäftigten Helferinnen und Helfer beträgt im Mittel (Median) monatlich 2327 Euro, bei den Fachkräften 2673 Euro. Damit verdienen die Helfer nur 67 Prozent des mittleren Einkommens aller Vollzeitbeschäftigten in Bayern, welches aktuell bei 3449 Euro liegt. Bei den Fachkräften sind es 78 Prozent.

„Die Beschäftigten leisten nicht nur zur Weihnachtszeit Schwerstarbeit – dafür sollten sie angemessen entlohnt werden“, betont SPD-Fraktionschef Horst Arnold. Stattdessen litten sie oftmals unter prekären Arbeitsverhältnissen. Er kritisiert vor allem die großen Unterschiede, die sich innerhalb der Branche ergeben. „Bei den Post- und Zustelldiensten haben wir es de facto mit einer Zweiklassengesellschaft zu tun, was Löhne, Arbeitsbedingungen und soziale Absicherung anbelangt.“

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat reagiert und will mit dem Paketboten-Schutz-Gesetz für mehr Fairness und Beitragsehrlichkeit in der Paketdienstbranche sorgen. Es gilt seit dem 23. November 2019 und regelt insbesondere die sogenannte Nachunternehmerhaftung. Dadurch werden Versandunternehmen verpflichtet, Sozialbeiträge für säumige Subunternehmer nachzuzahlen.

Aber auch Verbraucher können etwas tun: bewusster bestellen. Letztes Jahr wurden allein in Deutschland 490 Millionen Artikel zurückgeschickt. Wenn nur jeder sechste Artikel davon behalten würde, ließen sich außerdem laut einer Studie der Universität Bamberg fast 40 000 Tonnen CO2 sparen. (David Lohmann)

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