Landtag

14.10.2011

Zwischen Bayreuth und Hollywood

Festspielleiterin Katharina Wagner und Filmproduzent Quirin Berg berichten über ihre Berufe

Man sieht es ihnen nicht an, aber sie haben eine hundsgemeine Eigenschaft: „Samtkleider schlucken Töne“, weiß Katharina Wagner, Leiterin der Bayreuther Festspiele. Leder dagegen – zumal mit Gold besprüht – reflektiere Musik. Mit diesen Kenntnissen plädierte die 33-Jährige nicht etwa für eine neue Kleiderordnung im Stil ihrer Lieblingsband Rammstein auf dem grünen Hügel. Vielmehr nutzte sie die beiden Beispiele, um zu erklären, wie empfindlich die Akustik im berühmten Festspielhaus ist. Und weshalb man die als äußerst unbequem bekannte historische Bestuhlung nicht gegen Polstermöbel eintauschen werde.


Wenn Künstler ihre eigenen Klischees übertreffen


Was das mit dem eigentlichen Thema der Gesprächsreihe „Der Landtag im Gespräch mit...“ zu tun hatte? Nicht viel, denn über „Kultur in dieser Zeit“ diskutierte Moderator und Musikkritiker Manuel Brug mit Katharina Wagner und Filmproduzent Quirin Berg meist nur am Rande oder im weitesten Sinne. Plaudern aus dem vermeintlichen Nähkästchen der Bayreuther Festspiele dominierte dagegen den Abend. Das war in seiner Detailverliebtheit – siehe Samtkleider – teilweise amüsant, gerade deshalb aber auch engführend.
Dabei hatte Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) in ihrer Begrüßung mögliche Fragestellungen für einen kulturpolitischen Diskurs vorgegeben: „Kultur soll für alle sein. Kultur soll ein Gegengewicht zum Alltag bilden. Kultur soll Vereinsamung verhindern. Kultur soll Nationen zusammenbringen. Kultur soll aber auch wirtschaftlich sein“, zählte sie gängige Forderungen auf. Wie solle man vorgehen, um diesen sich manchmal sogar widersprechenden Forderungen gerecht zu werden?
Nach den Gegensätzen, die sie in ihrer Arbeit als Produzenten auszugleichen haben, fragte Brug sowohl Wagner als auch Berg: „Beispielsweise haben Sie mit Regisseuren, also häufig schwierigen Naturen, zu tun. Wie gehen Sie mit ihnen um?“ Wagner fiel dazu ein Beispiel aus der jüngsten Tannhäuser-Inzenierung in Bayreuth ein. Ursprünglich wurde ihr das Bühnenbild als Installation zu den handelsüblichen Preisen des Kunstmarktes angeboten. „Ich konnte die Beteiligten davon überzeugen, dass es sich zu den handelsüblichen Preisen des Theaters nachbauen lässt“, sagte Wagner.
In solchen Fällen müsse sie als Festspielleiterin auf das Einhalten des Budgets drängen. In anderen sehe sie – Sparaufforderungen des Obersten Rechnungshofs zum Trotz – Einschränkungen nicht ein. Etwa wenn weniger Beleuchtungsproben vorgeschlagen würden. „Weil dann schnell ein Punkt überschritten ist, wo wir zum Stadttheater werden. Und das kann keiner für eines der größten Kulturgüter Deutschlands wollen“, sagte die Wagner-Erbin selbstbewusst. Auch Sponsoren lehnt sie für den Kernbetrieb der Festspiele ab. „Die können kurzfristig abspringen und dann steht man da“, argumentierte sie.
Für Berg sind Kommerz und Kunst hingegen kein Widerspruch. Er steht dazu, bisweilen mit seichten Fernsehfilmen die Kasse seiner Firma aufzufüllen: „Es muss Geld reinkommen. Um Kinostreifen zu drehen, aber auch um unsere Mitarbeiter zu bezahlen“, sagte er. Bislang bereue er kein Projekt, das er realisiert hat. Dass er während seiner Arbeit mit Kreativen zusammentrifft, „die manchmal ihre eigenen Klischees übertreffen“ empfindet er als Reiz.
Gegen Ende richtete eine Zuhörerin die unvermeidliche Frage an Katharina Wagner: „Was muss ich tun, um einmal im Leben eine Eintrittskarte für Bayreuth zu bekommen?“ Die Antwort war voraussehbar ernüchternd: „Renitent jedes Jahr weiter bestellen und auch mal die höheren Preisklassen auswählen. Da sind wir nicht so überbucht.“ (Alexandra Kournioti)

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