Leben in Bayern

Das Prinzenpaar der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla am Samstag im Prunkhof des Rathauses. In der Landeshauptstadt ist man optimistiisch, dass zumindest Veranstaltungen im Freien möglich sind. (Foto: dpa/Felix Hörhager)

10.01.2022

Bayerns Narren schauen trübe drein

Frust statt Faschingsfreude: Kaum hat die fünfte Jahreszeit begonnen, steht sie vor einem jähen Ende. Nach und nach sagen Vereine ihre Veranstaltungen ab. Manche bleiben aber optimistisch

Noch vor wenigen Wochen war die Zuversicht groß: Tanzmariechen probten Choreographien, Wortakrobaten feilten an Scherzen. Am 11.11. pünktlich um 11.11 Uhr läuteten mancherorts Närrinnen und Narren die fünfte Jahreszeit ein und präsentierten neue Prinzessinnen und Prinzen - wenn auch im kleineren Rahmen als gewöhnlich.

Doch die anbahnende fünfte Corona-Welle überschwappt Frohsinn und Heiterkeit. In Bayern sagen immer mehr Vereine ihre Faschingsveranstaltungen ab.

"Für alle Verantwortlichen haben der größtmögliche Gesundheitsschutz aller Beteiligten und die Einhaltung der Vorgaben der Bayerischen Staatsregierung oberste Priorität", teilte Marco Anderlik, der Präsident des Fastnacht-Verband Franken kürzlich in einer Pressemitteilung mit.

Die für Ende Januar geplante Aufzeichnung der Traditionssendung "Franken Helau", ein Format des Bayerischen Rundfunks (BR), das jedes Jahr die Prunk-Sitzung eines anderen Fastnacht-Vereins im Fernsehen überträgt, sollte in diesem Jahr in Amorbach im Odenwald (Landkreis Miltenberg) stattfinden und wurde bereits auf das Jahr 2023 verlegt.

Noch halten die Verantwortlichen an der "Fastnacht in Franken" fest

An der Planung der Kultsendung "Fastnacht in Franken" in Veitshöchheim, die am 18. Februar im Fernsehen laufen soll, halten die Verantwortlichen noch fest. "Die Fastnacht ist für den BR eine Herzensangelegenheit, wir können aber nichts erzwingen, sondern im Moment leider nur abwarten, was die kommenden Wochen bringen", sagte BR-Studioleiter Tassilo Forchheimer kurz vor Weihnachten. Eine Entscheidung solle noch im Januar fallen. Im vergangenen Jahr wurde die Sendung aufgrund der Corona-Pandemie erstmals seit Beginn der Erstausstrahlung 1987 aufgezeichnet - ohne Publikum und mit Lachern vom Band.

Der größte Faschingsumzug in Süddeutschland "rechts des Rheins", so die Eigenwerbung, wird am Rosenmontag nicht stattfinden. Normalerweise schauen bis zu 100 000 Menschen dem närrischen Treiben beim Faschingsumzug in Würzburg zu. Auch die Große Gala-Prunksitzung und der Prinzenball wurden abgesagt. Am 11.11. versammelten sich in der fränkischen Faschingshochburg noch etwa 150 Personen auf dem Sternplatz, und die 1. Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg e.V. versuchte, Faschingsnormalität zu versprühen.

In Dietfurt hingegen hatte nicht einmal der Faschingsauftakt stattgefunden und der bekannte Chinesenfasching wurde für 2022 aufgrund der Corona-Pandemie erneut abgesagt. "Schweren Herzens", wie Bernd Mayr, Erster Bürgermeister der Oberpfälzer Stadt, bekanntgab. "Wir möchten hier in der Großgemeinde Dietfurt unsere Verantwortung gegenüber den Mitmenschen zeigen und uns in der aktuellen Lage vorsichtig und umsichtig verhalten", sagt der Freie-Wähler-Politiker.

Kein Schunkeln, kein Schaulaufen

Seniorenfasching, Rathaussturm und Fastnachtszug mit anschließender Feier auf dem Schlossplatz, alles für Februar geplant, wurden in Aschaffenburg schon Ende November abgeblasen. "Gerade für die Karnevalsvereine, die sich monatelang auf die Veranstaltungen vorbereiten, ist die Entscheidung schmerzlich", sagte Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD). Aber für die Veranstaltung standen der Stadt zufolge kaum Programmpunkte zur Verfügung, denn viele Vereine sagten selbst Veranstaltungen ab und unterbrachen die Proben wegen der Auflagen.

Ähnlich auch im Osten des Freistaats: Der Landesverband Ostbayerischer Faschingsgesellschaften hat den für Regensburg vorgesehenen Faschingszug 2022 gestrichen, und die Karnevalsgesellschaft Narragonia Regensburg sagte alle geplanten Veranstaltungen ab.

Optimistisch bleibt man in der Landeshauptstadt. "Wenn auch dieses Jahr wieder, pandemiebedingt, Präsenzveranstaltungen nicht wie gewohnt stattfinden können, findet für die Münchner Gesellschaft der Fasching (...) trotzdem, oder gerade deswegen, statt. Wenn auch erneut in einer anderen Darstellung und Form", sagte Elferrätin Beatrice Nawrath.

Ein "bunter Strauß an Aktionen" sei geplant, die online über Soziale Medien und im Freien stattfinden werden - wenn erlaubt. Vor allem Menschen in sozialen Einrichtungen und Seniorenheimen sollen unterhalten werden. "Denn gerade in diesen, für uns alle schwierigen Zeiten, ist es für die Narrhalla eine Herzensangelegenheit, auch den Menschen, die nicht selbst am bunten Treiben des Faschings teilhaben können, ein wenig Freude und Lebensmut zu bringen", sagt Nawrath. "Denn Fasching ist ein Lebensgefühl und eine Einstellung, die gefeiert werden darf und soll."

Kein Schunkeln, kein Schaulaufen in wilden Kostümen heißt es also auch in der Faschingssession 2022. Aber verbale Seitenhiebe wird es sicherlich trotzdem geben.

Bereits Anfang Januar erhielt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die "Goldene Narrenschelle" von der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN), mit der "Narreteien im Alltag" ausgezeichnet werden. "Wohl kein anderer Politiker hat im vergangenen Jahr seine Parteifreunde mehr in Wallung gebracht", sagte VSAN-Präsident Roland Wehrle.
(Carolin Gißibl, dpa)

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