Leben in Bayern

Der Hausarzt Alois Waas begrüßt das bevorstehende Ende der Maskenpflicht. (Foto: Bäumel-Schachtner)

31.03.2023

Die letzten Masken fallen

In einer Woche enden die noch verbleibenden Pflichten zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes – die meisten Betroffenen freut’s

In den meisten Bereichen des Alltags ist die Maske bereits von der Bildfläche verschwunden. Vor Kurzem erst im Fernverkehr der Bahn. Die Beschäftigten in Arztpraxen, Kliniken und Pflegeheimen durften sie inzwischen auch abnehmen – die Patient*innen bislang noch nicht. Das ändert sich nun: Ab dem 7. April muss auch derjenige, der zu Haus- oder Fachärzt*innen geht, keine Maske mehr tragen. Die meisten befragten Mediziner begrüßen dies und sehen wenig Probleme. Sie appellieren aber auch an die Eigenverantwortung von Patient*innen, die nach einem positiven Schnelltest zu ihnen kommen. Diese sollen die anderen weiter freiwillig schützen.

Die Nachmittagssprechstunde von Alois Waas neigt sich langsam dem Ende zu. Nur wenige Patienten warten noch im geräumigen Wartezimmer in seiner Hausarztpraxis in Wallersdorf im Landkreis Dingolfing-Landau. Sie tragen alle eine FFP2-Maske. So regelt es das Infektionsschutzgesetz des Bundes. Das wird in wenigen Tagen nicht mehr so ein, außer, jemand möchte sie freiwillig aufsetzen.

Immer wieder Diskussionen wegen der Pflicht

„Dass das jetzt so kommt, ist absolut okay“, sagt Waas. Der Hausarzt ist kein Maskengegner, ganz im Gegenteil, erklärt er. „Ich hätte sie nicht früher loswerden wollen, aber jetzt passt es.“ Das zurückgehende Infektionsgeschehen mache die Maßnahme aus seiner Sicht nun möglich.

Für Aufregung in der Praxis sorgt das nach seiner Wahrnehmung nicht: „Die Leute reden wenig darüber.“ So mancher, der ihn aufsucht, ist Waas zufolge eher erstaunt, „dass die Maske überhaupt noch nötig ist“. Ab und an gebe es deswegen auch Diskussionen. Wer ohne aufkreuzt, den schickt der Hausarzt bislang in die Apotheke, die unterhalb seiner Praxis zu finden ist. Dort konnten sich alle, die die Maske vergessen hatten, schnell eine kaufen. Bald ist damit Schluss.

Von den Corona-Maßnahmen von Bund und Freistaat ist der Arzt nach wie vor überzeugt: „Was hätte man anders machen sollen?“, fragt er. Die Maske habe nicht nur gegen Covid sinnvolle Dienste geleistet, sondern auch vor Influenza und Erkältungskrankheiten geschützt, die es in diesem Winter gehäuft gegeben habe. Für Waas selbst war es auch kein Problem, im Praxisalltag Maske zu tragen: „Ich habe es dann gar nicht mehr gemerkt. Chirurgen müssen das ja auch.“ Er sagt, er werde auch weiter eine Maske tragen, sollte ihn jemand mit Corona-Symptomen aufsuchen.

So wird auch Johann Ertl vorgehen. Er ist nicht nur Facharzt für Allgemeinmedizin in Salching im Landkreis Straubing-Bogen, sondern auch regionaler Vorstandsbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB) in ganz Niederbayern. „Wenn ein Patient mit einem positiven Schnelltest oder Symptomen kommt, dann werde ich weiter Maske und Handschuhe nutzen“, sagt er. Die neue Regelung ab 7. April begrüßt er. „Es zieht allenthalben Normalität ein und die Krankheit hat ihren Schrecken weitgehend verloren“, urteilt er.

Komplett auf die leichte Schulter wolle er Covid aber nicht nehmen. Es habe schwere Verläufe gegeben und es gebe sie noch immer. Deshalb schlägt Ertl seinen Kolleg*innen folgendes Vorgehen vor, um die anderen Patient*innen und sich selbst zu schützen: „Wenn ein Patient wegen eines Termins anruft und einen positiven Schnelltest hat, dann soll er das bei dem Anruf schon sagen beziehungsweise gezielt danach gefragt werden. So haben wir die Möglichkeit, richtig mit ihm umzugehen.“ Er könne dann zum Beispiel separiert und darauf hingewiesen werden, dass er eine Maske tragen soll.

Bei der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) steht man dem Wegfall der Maskenpflicht ambivalent gegenüber. Gerald Quitterer, Präsident der BLÄK, verweist auf das sehr niedrige Niveau der Corona-Infektionszahlen, weswegen er das Ende der Maskenpflicht gut nachvollziehen kann. „Gleichzeitig wünsche ich mir weiterhin gegenseitige Rücksichtnahme im Sinne einer freiwilligen Selbstverpflichtung“, sagt Quitterer.

Bei Krankheitszeichen, die auf eine Infektion hindeuten, solle man am besten zu Hause bleiben und die persönlichen Kontakte einschränken, fordert er. Zumindest aber sei es bei Krankheitssymptomen angebracht, in der Öffentlichkeit eine medizinische Maske zu tragen. Denn dadurch werde das Risiko, seine Mitmenschen anzustecken, deutlich reduziert, ist sich Quitterer sicher. „Darüber hinaus muss es Einrichtungen des Gesundheitswesens, in welchen Patientenversorgung stattfindet, weiterhin möglich sein, im Sinne des Hausrechts zu entscheiden, ob sie die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske in ihren Räumlichkeiten beibehalten wollen“, wünscht er sich. „Selbstverständlich müssen dabei die Notfallversorgung und eventuelle andere vertragliche Verpflichtungen berücksichtigt werden.“

Wer will, darf in der Praxis auch weiter eine Maske tragen

Johann Ertl weist ebenfalls mit Nachdruck darauf hin, dass es Patient*innen „keinesfalls ab jetzt verboten“ sei, weiterhin Maske zu tragen, wenn sie sich damit im Wartezimmer sicherer fühlen.

Eine Patientin, die dies auf alle Fälle weiterhin so handhaben will, ist Eleonore Nebauer. Die Rentnerin sagt: „Ich setze die Maske auch weiterhin auf, weil ich die Arztpraxis nicht kränker verlassen möchte, als ich sie betreten habe.“

Damit werde keiner ein Problem haben, sagt Johann Ertl. Der KVB-Vertreter stimmt Quitterer zu: Wenn ein Arzt bestimme, dass in seiner Praxis auch nach dem 7. April weiter Maskenpflicht bestehe, dann sei dies rechtlich auch möglich: „Es besteht das Hausrecht. Aber ich bin sicher, es wird zu Diskussionen führen.“

Wolfgang Ritter, der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands, begrüßt das Auslaufen des Gesetzes und sagt: „Wir sehen in der aktuellen Infektlage keine Risiken bezüglich der Aufhebung der Maskenpflicht. Insgesamt hat die Pandemie gezeigt, dass ein gesellschaftliches Bewusstsein gegenüber dem Schutz vulnerabler Gruppen im Rahmen von Freiwilligkeit eine Chance für kommende Infektwellen sein kann.“

Patient Jürgen Neumaier freut sich darauf, die Maske ab dem 7. April bei einem weiteren Arztbesuch abnehmen zu dürfen: „Es ist an der Zeit, die meisten Menschen sind geimpft oder genesen oder beides, und es erleichtert das Warten, wenn es mal länger dauert, dann doch sehr. Zum Schluss hat es mich nun sehr gestört.“  (Melanie Bäumel-Schachtner)
 

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