Leben in Bayern

Verrammelt und mit Graffitis beschmiert: der historische Bahnhofsteil. (Foto: Lill)

10.08.2018

Einst eine Perle, heute verkommen

Der Starnberger See zieht zahlreiche Touristen an, doch der Starnberger Bahnhof vergammelt seit Jahren – auch ist von Barrierefreiheit keine Spur

Für Werner Gschwendtner ist der Fall klar: „Ein Bahnhof in einem solchen Zustand passt einfach nicht zum Bild von Starnberg.“ Die Menschen würden mit der Stadt den Starnberger See, Millionäre und König Ludwig verbinden – und keine Baugerüste und Graffitis. Seit drei Jahrzehnten betreibt der Mann, Mitte 60, nun schon einen Kiosk an der Bahnstation, zuletzt direkt an der Seepromenade. Seit mehreren Jahren aber höre er immer öfter, wie Besucher beim Verlassen der Unterführung sagten, so einen „grässlichen Bahnhof“ hätten sie noch nie gesehen.

Schon von Weitem fällt der Blick auf Metallgerüste –  dort, wo an vielen anderen größeren Stationen mehr oder weniger schicke Dächer die Bahnsteige zieren und die Fahrgäste vor Regen schützen, fehlt in Starnberg beinahe durchgängig die Abdeckung.

Die Pfeiler rosten mitunter vor sich hin. Wer sich an diesem heißen Sonntag bei strahlendem Sonnenschein umhört, wie Ausflügler, Touristen und Einheimische den Zustand des Bahnhofs beurteilen, hört kaum ein gutes Wort. Der 23-jährige Lukas, der auf einer Bank unweit eines riesigen Spinnennetzes sitzt, sagt: „Mir ist gleich bei der Ankunft aufgefallen, wie hässlich der Bahnhof ist.“ Der Ausblick auf den See sei jedoch „unbezahlbar“, ergänzt der Student. Man könnte deshalb so viel aus dem Bahnhof machen, ist er überzeugt.

Auch Matthias Döwer, ein junger Vater, der gerade einen Kinderwagen durch die Bahnunterführung schiebt, sagt, es müsse nun langsam mal etwas passieren. Seine Frau beklagt, dass es noch immer keinen Fahrstuhl gibt. Auch für Rentner stellt die fehlende Barrierefreiheit ein schwer überwindbares Hindernis dar. Eine alte Frau, die am historischen Bahnhofsteil vorbeiläuft, sagt gar, die Station sei „verkommen“. Mit ihrem Gehstock umzirkelt die Rentnerin eine Dose und etwas Müll, die neben einer Bank unweit eines historischen Türbogens liegen. Die Tür ist zum Teil mit Brettern verrammelt, daneben prangen zahlreiche Graffitis.

Immerhin: Stadt und Bahn suchen endlich eine Lösung

Einst war der Starnberger Bahnhof einer der schönsten Zugstationen Bayerns. Bereits im 19. Jahrhundert fuhren die Ausflügler aus der Stadt mit dem Dampfzug zum Starnberger See. Weil auch Adlige und viele Menschen mit Geld den Bahnhof frequentierten, war dieser einst äußerst mondän gestaltet.

Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Heute kommen zwar Touristen aus aller Welt mit der Bahn zu dem auch bei Wassersportlern beliebten See. Doch der Starnberger Bahnhof ist mittlerweile einer der hässlichsten im gesamten Freistaat. Doch wer ist schuld an der Misere? In der Vergangenheit hatten die Bahn und die Stadt Starnberg die Verantwortung gerne beim jeweils anderen gesehen. Selbst beim Fahrgastverband Pro Bahn spricht man von einer „hochkomplexen Situation“. Einen eindeutigen Schuldigen gibt es nicht. „Doch klar ist: Die Bahnfahrenden stehen im Regen“, sagt Norbert Moy, Regionalvorsitzender von Pro Bahn.

Immerhin: Zuletzt kam Bewegung in die Sache. Die Stadt und die Bahn befinden sich angesichts der untragbaren Situation in einer Mediation – es gab bereits mehrere Zusammenkünfte. Nach einem Treffen im April war von einer „konstruktiven und angenehmen Atmosphäre“ die Rede, auch Ende Juni kamen beide Seiten voran. Und so hofft nicht nur Kiosk-Betreiber Gschwendtner auf eine „baldige Lösung“.
(Tobias Lill)

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