Leben in Bayern

Ein Rettungswagen in München. (Foto: Katharina Redanz/dpa)

07.10.2019

Im Notfall muss es schnell gehen

Rettungskräften könnte eine "Grüne Welle" bei der Ampelschaltung helfen. Nicht in allen bayerischen Städten ist das aber erwünscht. Manche setzen weiter auf Blaulicht und Sirene

Verstopfte Straßen können Rettungsdienste oft wertvolle Sekunden kosten. Einige Großstädte in Bayern setzen daher auf die sogenannte Grüne Welle, bei der die Ampeln auf dem Weg zum Einsatz auf Grün geschaltet werden. Während manche Städte nach wie vor auf Blaulicht und Sirene setzen, sammeln andere bereits seit Jahren gute Erfahrungen mit der Grün-Schaltung im Notfall.

Mit Stolz berichtet ein Sprecher des Nürnberger Planungsreferats über die dortige Feuerwehrdurchgangsschaltung. "Unser System funktioniert schon seit den 1960er-Jahren prima. Aus ganz Europa bekommen wir Besuch, der sich unsere Technik anschauen will", sagt er. "Im Notfall können über eine Zentrale 230 Ampeln auf Grün geschaltet werden. Ist das letzte Fahrzeug eines Zuges über die Straße gefahren, gibt es der Zentrale Bescheid und die Strecke wird wieder freigegeben." Einer der Vorteile sei, dass die Stadt wegen der kurzen Anfahrtszeiten so mit vergleichsweise wenig Wachen auskomme.

Auch in Regensburg hat die Berufsfeuerwehr seit vielen Jahren freie Fahrt an den Ampeln. Schätzungsweise schon seit 1985 habe ein Ampelrechner Zugriff auf fast jede Ampel im Stadtgebiet, erklärt eine Stadtsprecherin. "Über diesen Rechner wurden Hauptanfahrtsrouten ausgewählt, die bei einem Alarm für die Feuerwehr über den Einsatzleitrechner in der integrierten Leitstelle direkt angesteuert werden." Nach einem fest berechneten Zeitwert würden die Ampeln wieder für die reguläre Schaltung freigegeben.

Auf manchen Straßen haben auch in Augsburg die Rettungskräfte eine "Grüne Welle". Auf bestimmten Strecken - beispielsweise zum Bahnhof - könnten die Ampeln für Feuerwehr, Rettungsdienst und Notärzte beeinflusst werden, sagt ein Sprecher des Tiefbauamts. Weitere Ausfahrtssignalisierungen und Knotenpunktbeeinflussungen seien bereits in der Umsetzung oder würden derzeit getestet.

Im Münchner Stadtrat werden "smarte Ampeln" geprüft

In Würzburg hingegen wurden Überlegungen für die automatische Schaltung wieder verworfen. "Wir setzen weiter auf Blaulicht und Sirene", sagt der Stadtsprecher. "Wir sind zu klein für große Ausfallstraßen und sehen hier auch ein technisches Problem, da wir jedes Fahrzeug ausstatten müssten." Allerdings gebe es automatische Grün-Schaltungen bei den Hof-Ausfahrten der Berufsfeuerwehren.

Auch in der Landeshauptstadt müssen die Rettungsfahrzeuge ohne "Grüne Welle" auskommen. "In einer Großstadt wie München kann nie vorausgesagt werden, welche Wege Rettungsfahrzeuge zu ihren Zielen nehmen müssen", sagt ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats. "Daher kann die Reaktion einer Ampel kaum adäquat angepasst werden, um die Rettungsfahrzeuge gezielt und auch wirklich positiv zu begünstigen." Oftmals sei es günstiger, mit Einsatzsignal an wartenden Fahrzeugen vorbei über Rot zu fahren und dann eine eher freie Fahrbahn vor sich zu haben.

Möglicherweise muss die Stadt München aber dennoch bald ein Konzept für eine "Grüne Welle" prüfen. Die FDP-mut-Stadtratsfraktion hat vor wenigen Wochen einen Antrag gestellt, dass die Verwaltung verkehrstechnische Maßnahmen für schnelle Einsatzrouten prüfen soll. "Es darf nicht sein, dass die Einsatzkräfte trotz Blaulicht und Martinshorn in Münchens verstopften Straßen feststecken. Nach einem Unfall, bei einem Brand oder in sonstigen Gefahrenlagen müssen die Retter so schnell wie nur irgend möglich am Einsatzort sein. Die smarten Ampeln sollen das ermöglichen", so Stadtrat Thomas Ranft.

Die Chancen, dass der Antrag im Stadtrat eine Mehrheit findet, stehen nicht schlecht. Mindestens die CSU dürfte ihn wohl unterstützten. "Die CSU-Stadtratsfraktion hat schon 2012 einen sehr ähnlichen Antrag gestellt, der seitens des Kreisverwaltungsreferats aus Kostengründen leider abgelehnt wurde", sagte eine Fraktionssprecherin. "Natürlich sehen wir das Thema noch immer sehr positiv."
(dpa)

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